Berlin in der Weimarer Republik

Text: A. K. / Letzte Aktualisierung: 13.03.2023

Erfahren Sie hier mehr über Berlin in der Weimarer Republik (1918 - 1933). So war das Leben in der Hauptstadt:

Berlin in den Jahren 1918 - 1933

Nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs und seines festgefügten, militärisch bzw. aristokratisch bestimmten Wertesystems wird Berlin zur dominierenden Kulturmetropole Europas, zu einem großen Experimentierfeld für alternative Lebensstile und neue Leitbilder.
Auf einen Schlag verdreizehnfacht sich Berlin: 1920 tritt das so genannte "Groß-Berlin-Gesetz" in Kraft und sieben umgebende Städte, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke werden nach Berlin eingemeindet. Die Einwohnerzahl beträgt nun 3,8 Millionen, Berlin wird zur größten Industriestadt des Kontinents und entwickelt sich in den Zwanziger Jahren zur legendären Kultur- und Vergnügungsmetropole. Die Schrecken des 1. Weltkrieges sind überwunden. Stattdessen erblüht Deutschland in einem neuen Lebensgefühl und Berlin tanzt dabei an vorderster Front mit. Nach dem Ende der Inflation im Jahr 1923 halten in Berlin die Goldenen Zwanziger Jahre Einzug. "Willkommen, Bienvenue, Welcome" heißt es ganz international und an allen Ecken schießen Tanzlokale wie Pilze aus dem Boden. Hier lernt halb Berlin den Charleston, den Modetanz der Zwanziger.

Das Leben in Berlin zur Zeit der Weimarer Republik

Auch für die Bohème bzw. die intellektuelle Avantgarde wird Berlin zum Melting Pot. In der Stadt leben und arbeiten Künstler wie Otto Dix, Lionel Feininger, Bertolt Brecht und Arnold Zweig. Rund um den Nollendorfplatz entsteht ein buntes Gemisch aus Malern, Schriftstellern, Schauspielern, Models, Transvestiten, Tänzern und Träumern. Claire Waldoff, Marlene Dietrich und Josephine Baker treten bei ihrem euphorischen Publikum eine Welle der Begeisterung los.

Neben dem Trubel in der Berliner Kultur- und Amüsierszene tut sich auch in städteplanerischer Hinsicht einiges. Höhepunkte sind neben der Inbetriebnahme des Flughafens Tempelhof etwa die "1. Große Deutsche Funkausstellung" auf dem Messegelände und die gleichzeitige Grundsteinlegung für den Funkturm, welcher drei Jahre später von Albert Einstein feierlich eingeweiht wird.

Glanz und Glamour können jedoch nicht über das soziale Elend und die hohe Arbeitslosigkeit hinwegtäuschen, die gegen Ende der Zwanziger Jahre immer spürbarer wird. 1929 schließlich erreicht die Weltwirtschaftkrise Berlin und bereitet den glamourösen Zeiten ein jähes Ende. Unzählige Berliner Firmen müssen Konkurs anmelden und die Arbeitslosenquote schnellt drastisch in die Höhe. Beim so genannten "Blutmai" 1929 erreichen die damit verbundenen gewalttätigen Unruhen ihren Höhepunkt: über 30 Menschen werden getötet, mehrere hundert verletzt. Im November des gleichen Jahres profitiert die neu gegründete Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) von der zunehmenden Radikalisierung der Massen. Sie erzielt bei den Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung 5,8 Prozent und zieht mit 13 Abgeordneten ins Stadtparlament ein. In den folgenden drei Jahren wird Berlin immer wieder zum Schauplatz massiver gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen links- und rechtsextremistischen Gruppierungen. Insbesondere die exponentiell ansteigende Arbeitslosigkeit bringt die Berliner in Rage: 1932 zählt Berlin ganze 630.000 Menschen ohne Lohn und Brot. Bei den Reichstagswahlen wird die NSDAP mit Abstand stärkste Fraktion.
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