Leberecht Pistorius - Gutsbesitzer und Branntweinhändler

Text: -wn- (Journalist aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 19.04.2023

Pistorius-Mausoleum neben der Dorfkirche Weißensee
Das ehemalige Pistorius-Mausoleum neben der Dorfkirche Weißensee / Foto: -wn-

Johann Heinrich Leberecht Pistorius (1777-1858) war Gutsbesitzer und Branntweinhändler in Berlin.

Leberecht Pistorius: Suffeule und Suffkopp wollen noch zwei Mollen mit Kompott

Fast nichts kann man in Berlin betrachten, das nicht mit dem Leben des ehemaligen Erfinders, Gutsbesitzers und Branntweinhändlers Johann Heinrich Leberecht Pistorius (1777-1858) noch in Verbindung stünde - ausgenommen man blickt vor einem Supermarkt-Regal in die weite Welt der Spirituosen. Pistorius' Geist waltet auch, wenn etwa in der Kneipe zwei Zecher, die im Berliner Slang mit den Verbalinjurien Suffeule und Suffkopp bezeichnet werden - wenn diese teils lauten teils launigen Zeitgenossen nach zwei weiteren Mollen in Richtung Theke rufen, und sie diese wieder zusammen mit Kompott haben wollen. Dieses Kompott ist bis heute das Medium, mit dem man Pistorius direkt begegnet.

Entweder sind es aus Getreide gebrannte "Körner", die zum Bier gereicht werden, oder Schnäpse, die nach dem seinerzeit neuartigen Verfahren von Leberecht Pistorius aus Kartoffelmaische gebrannt wurden. Das politisch-satirische Wochenblatt Kladderadatsch wird (allerdings erst im Juni 1909) eine Kurz-Ode mit dem Titel "Wert der Kartoffeln" publizieren:

Dorfkirche Weißensee
Die Dorfkirche Weißensee, rechts das heute als kirchliche Begegnungsstätte genutzte ehemalige Pistorius-Mausoleum - Foto: -wn-
"Kartoffeln aufzuessen
Ist allgemeiner Brauch;
Doch soll man nicht vergessen:
Zu trinken sind sie auch.
Laßt uns das Glas erheben
Zu einem edlen Toast!
Kartoffelschnaps soll leben,
der Trost des Landwirts! Prost!"
Ansonsten kann man heute in Weißensee durch eine zwei Kilometer lange nach Pistorius benannte Straße fahren und über einen knapp 10000 Quadratmeter großen Pistoriusplatz gehen. 1874 fand die Namensgebung ehrenhalber statt, ohne dass ein Haus oder eine Stelle an den Namensgeber erinnert hätten. Zwischenzeitlich verschwanden auch noch seine sterblichen Überreste.
Es treffen Lexikoneinträge zu, nach denen der Junggeselle, der mit seiner Schwester Sophia Wilhelmine zusammenlebte, nach seinem Tod in dem von ihm errichteten Mausoleum neben der Dorfkirche Weißensee beigesetzt wurde. Allerdings wurden sein Sarg und der seiner Schwester später fortgebracht. Niemand weiß, wann und wohin. Möglich, dass Bruder und Schwester in einem der ungepflegten Gräber neben der Kirche ihre letzte Ruhe fanden. Die einer kleinen Kapelle ähnliche Begräbnisstätte wird heute als eine Art Gartenhaus für die Kirchgemeinde genutzt. Die Vorderseite des schönen Backsteinhauses wird fast vollständig von einem mächtigen spätgotischen Spitzbogenportal aus sieben sich hauseinwärts verengenden Reihen gerundeter Steine gebildet. Auf der Fassade des einstigen Sarghauses mit seinen zisterzienisch anmutenden Rundfenstern ruhen von beiden Seiten aufsteigende treppenartige Absätze und verleihen dem Ganzen ein wehrhaftes Flair. So wie das Mausoleum nichts Pompöses hat, werden auch Pistorius' Lebensumstände als einfach geschildert. Er hatte "die Gewohnheit, sommers schon sehr früh auf den Beinen zu sein. Während andere noch schliefen, wanderte er über die Äcker und Wiesen. In den späteren Jahren konnte man sein langes weißes Haar schon um 4 und 5 Uhr morgens über irgendeinen Feldschlag herüber blitzen sehen.
Oftmals trat er seine Morgenparade nur in Schlafrock und Pantoffeln an, ohne Rücksicht darauf, dass seine Fußbekleidung vom Morgentau durchnässt wurde", schreibt die Berliner Historikerin Dr. Regina Woesner.

Der "Pistorius'sche Brennapparat" revolutioniert die preußische Landwirtschaft

Als Leberecht Pistorius so über die Kartoffelfelder wandelte, hatten sich in seinem Leben bereits entscheidende Dinge getan. 1817 machte er eine Entdeckung, die den Weltmarkt bewegen sollte: Er erfand das geniale Verfahren, mit dem man aus Kartoffeln in großem Stile Schnaps brennen kann. Dazu entwickelte er ein Gerät, das als "Pistorius'scher Brennapparat" in die Wirtschaftsgeschichte einging.
Ein "Handbuch der Destillirkunst für Fabrikanten von Spirituosen" beschreibt ihn so: Er bestehe aus zwei Blasen, einem Maischevorwärmer, wozu die zweite Blase ebenfalls zu rechnen sei, einem Beckenapparat und einer schlangenförmigen Kühlvorrichtung. Einfach gesagt, es wird die bei einer ausgeklügelten Temperatur gegorene zuckerhaltige Maische aus kleingedrückten Kartoffelstücken weiter erhitzt, so dass bei nunmehr 78 Grad Celsius der siedende Alkohol mit Wasserdämpfen abgeht. Die Dämpfe werden abgekühlt und verdichtet, sie kondensieren und man erhält eine wässrige Alkoholauflösung, die nochmals destilliert wird. Mit dem Apparat war es möglich, 60- bis 80-prozentigen Alkohol herzustellen. Die neue Prozedur war effektiver, eleganter - vor allem ungefährlicher als die ganze bisherige Schnapsbrennerei in Kellern und Ställen. Die von Heinrich von Kleist (1777-1811) editierten "Berliner Abendblätter" melden am 25. Januar 1811:

Weiße See im Winter
Der Weiße See im Winter; am anderen Ufer das bekannte Milchhäuschen-Cafè - Foto: -wn-
"Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr sprang bei einem Destillateur(-Gerät) der Blasenkopf ab, und die Flamme schlug sogleich zu den Fenstern und zum Kamine hinaus, der obere Theil des Rauchfanges stürzte ein, und das Feuer hatte bereits das nahliegende Holzwerk ergriffen, als es gelöscht wurde. Drei Arbeiter sind beschädigt worden, und einer von ihnen dergestalt, dass er nach dem Gutachten der herbeigerufenen Chirurgen sein Gesicht verlieren kann." Pistorius' Apparat war sicherer und solider gebaut.

Das am 21. März 1817 anerkannte Patent spricht ihm das "ausdrückliche Recht zur Anwendung und Fertigung eines eigenthümlichen Brenn-Apparats" zu. 1821 kaufte er das Rittergut Weißensee, machte es zu einem Mustergut und dehnte den Kartoffelanbau für die Branntweinproduktion aus. Sein Brennapparat revolutionierte in kurzer Zeit die Landwirtschaft in Brandenburg-Preußen. Die Junker und Domänenpächter kamen zu zusätzlichem Geld, es waren die Ablösesummen, mit denen sich abhängige Kleinbauern und halbfreie Kossäten im Zuge der Stein-Hardenbergischen Reformen aus der Gutsuntertänigkeit freikauften. Dieses Geld steckten die Landwirte in neue Schnapsbrennereien. In der Chronik heißt es: "Überall auf den Gütern, Domänen und Höfen rauchen die Schornsteine der Schnapsfabriken. 1831 gibt es in der Provinz Brandenburg mehr als 1400 Brennereien." Und Berlin war zum Hauptsitz des weltweiten Spiritushandels geworden. Der Boom hatte Folgen; das hergestellte Produkt wollte vermarktet sein. In den 1830er Jahren öffneten in Berlin viele Kneipen, in denen neben Bier und Wein vor allem billiger Schnaps ausgeschenkte wurde. Legenden entstanden. Der Berliner Komponist Carl Friedrich Zelter (1758-1832) schreibt am 25. August 1820 an einen Freund, es würden nach seiner Beobachtung "Migräne, Husten und Schnupfen... mit den gewöhnlichen Lebensmitteln" kuriert, das heißt mit "Schnaps, Bier und Schinken" - eine Verkennung der eintretenden Situation. Lag der Pro-Kopf-Konsum von Branntwein in Preußen um 1800 herum noch bei zwei bis drei Litern reinem Alkohol pro Jahr, so geht der Verbrauch steil nach oben. Ab den 1830ern stieg er auf über acht Liter, in Brandenburg sogar auf 13 Liter. 1844 kam in Berlin ein Branntweinausschank auf je 109 Einwohner. Die Folgen für die Bevölkerung waren verheerend. Alkoholismus machte sich breit, der mit zunehmender Armut und Arbeitslosigkeit im Elendsalkoholismus endete. Deutschland geriet in die Gefahr, zum Land der Dichter und Trinker zu werden. Allerdings trägt Pistorius nicht alle Schuld.

Bereits im "Preußischen Wörterbuch" von 1785 tauchen Ausdrücke auf, die zeigen, dass die Trunksucht nicht neu war. Bekannt sind Wortverbindungen wie "pudeldik besoffen", "betrunken wie eine Akkermähre" oder "Er ist dik und daun" - vom derberen Ausdruck "besoffen" mal ganz abgesehen. Es gibt zahlreiche literarische Beschreibungen alkoholisierter Zustände. Der Schöpfer der humoristisch-satirischen Berliner Volksliteratur im 19. Jahrhundert, Adolf Glaßbrenner (1810-1876), ein bedeutender Journalist des Vormärz, beklagte den anschwellenden Alkoholkonsum in der Stadt, darunter in seiner Heftreihe von 1832-1850 "Berlin, wie es ist ‒ und trinkt". Im Text "Die Schnapsläden" (1836) schreibt er sarkastisch: "Die äußerliche Rohheit und Gemeinheit des Berliner Pöbels hat der Branntwein hervorgebracht; er erschlafft den Geist, stumpft ihn für alles Edle und Schöne ab, macht träge und gleichgültig, und frisst alle Blüthe aus dem Menschen. Berlin wäre Athen, wenn der Branntwein nicht existierte. Die Kinder der untern Volksklasse werden schon vergiftet, bevor sie denken lernen; sie halten Jeden für ihren Vater, dem sie Schnaps holen müssen, und die Jünglinge treten nicht eher in die menschliche Gesellschaft, als bis sie sich im Rinnstein gewälzt haben. So wächst das Laster auf, reißt allen geistigen Schmuck vom Menschen herunter, zieht andere Laster nach sich, macht unglückliche Ehen, Sittenverderbnisse im höchsten Grade!"

Heinrich von Kleists Anekdote "Der Branntweinsäufer und die Berliner Glocken"

Eine Anekdote aus dem Jahre 1808, die Heinrich von Kleist aufschrieb, ist eher noch ein launiger Text zum ernsten Thema. "Der Branntweinsäufer und die Berliner Glocken" nannte Kleist die Geschichte eines alkoholkranken, von Entzugserscheinungen geplagten ehemaligen Soldaten, der bestelltes Farbholz austrägt und während des Glockenläutens zum Berliner Lustgarten kommt. Wie er zu hören glaubt, rufen ihm die Domglocken "Pomeranzen! Pomeranzen! Pomeranzen!" zu, was ihn an den gleichnamigen pommerschen Bitterlikör denken lässt. Noch kann er sich der aufkommenden Trinklust erwehren - bis er es in der Königsstraße vom Rathausturm "Kümmel! Kümmel! Kümmel!" herunter bimmeln hört. Vollends verlässt ihn seine anfängliche Standfestigkeit, als er es am Spittelmarkt vom Turm der (1881 abgerissenen) Spittelkirche "Anisette! Anisette! Anisette!" läuteten hört. Nun kann er nicht mehr anders, als sich in der nächsten Stampe für sechs Pfennige ein erstes Glas dieses Gewürzliköres mit Anisaroma und einem Alkoholgehalt von 25 bis 40 % einzuverleiben. Die Anekdote schließt mit dem Bemerken des preußischen Reservisten: "... und was weiter aus mir geworden ist, das weiß ich nicht."

Berliner Dom am Lustgarten
Der Berliner Dom am Lustgarten, aus dessen Geläut in der
Anekdote Heinrich von Kleists "Der Branntweinsäufer und
die Berliner Glocken" ein alkoholkranker Reservist das Wort
Pomeranzen heraushört, was ihn an den gleichnamigen
pommerschen Bitterlikör erinnert - Foto: -wn-
Bekanntermaßen haben auf Abschreckung zielende Darstellungen des übermäßigen Alkoholgenusses in der Geschichte der Menschen wenig bewirkt. Um 1850 heißt es in einer Aufklärungsbroschüre, der Genuss "starker und hitziger Getränke" führe zur "Reizung der Nerven und der Gefäßhäute, zu Gährung in den Säften, Entzündung der Augen, gelbe und faulende Zähne, Ausschläge, Flecken und sonstige Verunreinigung der Haut, Verzerrung und Verunstaltung der Züge in Folge der Verdummung des Geistes, der Abstumpfung der Sinne". Auch Ermunterungen zur Abstinenz brachten nicht viel. Zehn Jahre später verbreitet das Göttinger "Archiv für wissenschaftliche Kunde von Russland" einen Bericht über angeblich erfolgreiche "Mässigkeits-Bestrebungen in Russland". Mitgeteilt wird, dass dortzulande mit ersten Erfolgen ein Schlag gegen die Branntwein-Pächter geführt worden sei. Das sei nicht hoch genug einzuschätzen, denn: "Trinken (war bisher) der Russen Freude". Von Litauen sei eine von der Kirche unterstützte massenhafte Abstinenz-Bewegung ausgegangen, die sich bis nach Weißrussland ausgebreitet habe. "In Folge dessen fiel der Branntwein im Gouvernement Kowno von 71/2 Kopeken das Quart bis auf vier und konnte selbst zu diesem Preis bald nicht verkauft werden", heißt es im Bericht. Auch unter den zahlreichen Juden wurde die Abstinenz begrüßt, "natürlich nicht aus religiösen und auch nicht vorzugsweise aus Mässigkeits-Rücksichten, da dieses Volk sich ohnehin im Ganzen durch seine Nüchternheit auszeichnet". Paradiesische Zustände traten ein, wie man sie eigentlich erst im Kommunismus erwartete: Die Händler reichten den Wodka - eine Zeit lang - umsonst aus, und - jedenfalls heißt es so - keiner wollte ihn trinken. "Die Bauern hielten fest an ihrem den Geistlichen geleisteten Eid, und die Schenken, wo die verführerische Flüssigkeit ausgeboten wurde, blieben leer." Als ein schwieriges Problem erwies sich dabei die traditionelle russische Butterwoche (masleniza), das einwöchige Ess- und Trinkfest am Winterausgang und am Beginn der Fastenzeit. Diesem Fest sollten keine Beschränkungen auferlegt werden. So sah man es im großen Kirchendorf Nishny Landich im Gouvernement Wladimir, dessen Gemeindeversammlung beschloss, "sich des Gebrauches spirituöser Getränke, außer in den allernotwendigsten Fällen, zu enthalten, um unsere und unserer Kinder Sittlichkeit zu befördern". Es ist nicht bekannt, ob diese Nachrichten auch nur einen deutschen Trinker zur Zurückhaltung anhalten konnten. Auch die 1858 erschienenen Skizzen "Volksmedicin und Volksmittel verschiedener Völkerstämme Russlands" des Kaiserlichen Russischen Hofrates in St. Petersburg Dr. Rudolph Krebel ließen es an der nötigen Abschreckung fehlen. "Gegen die Trunksucht benutzt man in Russland ekelerregende Mittel mit Branntwein vermischt, so z.B. werden 3 Wanzen mit Branntwein vermischt. - Oder man legt ein Paar Hechte lebend in einen halben Eimer Branntwein und macht dann mit demselben den Säufer betrunken", schreibt Rudolph Krebel. Kurt Tucholsky (1890-1935), dem es fernlag als Apostel des Enthaltsamen zu wirken, zog das Alkoholproblem auf die politische Ebene. 1922 veröffentlicht er eine (offenbar) selbst erlebte Anekdote, in der es auch um den alltäglichen Alkoholismus geht. "Einmal stand ich nachts um halb eins vor einer Likörstube am Potsdamer Platz. Ging ja hoch her - diddeldumbei! Da drinnen soff das durch den Versailler Schandvertrag geknebelte Volk sich kolossal einen an (Tucholsky ironisiert die Leugner der deutschen Schuld am 1. Weltkrieg) - die Leute, die herauskamen, schwitzten den schlechten Alkohol durch die Poren, ihre Augen waren sanft verglast, als hätten sie ein Kolleg des Theosophen Steiner mitangehört (gemeint ist der Philosoph und Pädagoge Rudolf Steiner - 1861-1925)."
Ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin
Das Hauptgebäude der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Normannenstraße. Hier fanden tschekistische Prassereien statt, deren Teilnehmer auf Befehl lustig zu sein hatten - besonders wenn ihr angetrunkener, 1993 als Mörder verurteilte Chef Erich Mielke (1907-2000) mit vibrierender Tremolostimme eines seiner Lieblingslieder anstimmte:
"Prost, Prost, Prösterchen!
Was soll das schlechte Leben!
Prost, Prost, Prösterchen!
Laß uns noch einen heben."
Foto: -wn-

Der Privatgelehrte und Journalist Karl Heinrich Marx (1818-1883), dessen Theorie vom Kapitalismus später pseudomarxistischen Gefälligkeitsakademikern anheimfiel, befasste sich bekanntlich intensiv mit dem Wertgesetz der kapitalistischen Warenproduktion. Was den Alkohol anlangt, war er, der einen nicht geringen Teil seines Lebens in der Londoner British Library (Nationalbibliothek) zubrachte, wohl eher ein Kleinverbraucher. In seinem Werk "Das Elend der Philosophie" von 1885 schreibt er, durch das Prinzip von Angebot und Nachfrage würden die "Warenproduzenten mit der Nase darauf gestoßen, was und wieviel davon die Gesellschaft braucht oder nicht braucht". Für ihn war es deshalb vernünftigerweise ausgemacht, "dass von jedem Produkt ... nicht mehr (als nötig) produziert wird, dass wir (somit) nicht an Korn und Fleisch Hunger leiden, während wir im Rübenzucker ersticken und im Kartoffelschnaps ersaufen". Hier irrte er, weil er die Bedürfnisse provozierende Kraft der Werbung unterschätzte. Denn - um in Marxens Bild zu bleiben - wir ersaufen tatsächlich heute in Schnäpsen aller Art, und nicht wenige Menschen leiden daran schwer. Gut - Marx war kein Schnapstrinker. Von "Dear Frederick" (Engels) bekam er, weil er bekanntlich meist knapp bei Kasse war, gelegentlich ein paar bottles of wine zugesandt. Ungern mochte er aber zugeben, dass er zumindest dann und wann ein Gläschen nicht von sich weisen wollte. Als Chronist gesellschaftlicher Urgewalten konnte er das natürlich nicht großartig herausstellen. Am 23. Dezember 1860 schreibt er zum Beispiel von London an den best fellow und patron in Barmen: "Besten Dank für den Wein und die £ 5. Meine Frau findet den Portwein exzellent."

Wie man nach Weißensee kommt:
Aus der Berliner Innenstadt gelangt man über die Berliner Allee (B2) nach Weißensee. Die denkmalgeschützte Weißenseer Dorfkirche mit ihrem spätgotischen Feldsteinmauerwerk und dem neogotischen Backsteinportal befindet sich in der Berliner Allee / Ecke Falkenberger Straße. Nur wenige Meter (auf der anderen Straßenseite) sind es bis zum Weiße See mit dem schönen Uferweg und dem am Westufer gelegen bekannten Cafè Milchhäuschen.

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