Ortsteil Kreuzberg in Berlin

Redaktion: K. K. / Letzte Aktualisierung: 03.08.2023

Die Oberbaumbrücke in Kreuzberg
Die Oberbaumbrücke über die Spree verbindet die Ortsteile Kreuzberg und Friedrichshain - Foto: © JFL Photography

Kreuzberg - Die beiden etwas ungleichen Schwestern "36" und "61"

Genau genommen gibt es - zumindest in den Köpfen der meisten gebürtigen Kreuzberger - Kreuzberg kulturell gleich zweimal: Die östlichere und etwas "wildere" Variante (SO für Süd-Ost) "36" rund um den Verkehrsknotenpunkt Kottbusser Tor, den Oranienplatz und die Oranienstraße, beiderseits entlang der Skalitzer Straße bis zum Schlesischen Tor, südlich der Köpenicker Straße auf der nördlichen Seite des Landwehrkanals zwischen Urbanhafen und Alt-Treptow sowie vom Engelbecken bis zum Wassertorplatz.
Der traditionell als etwas gesetzter, arrivierter und wohlhabender angesehene Teil (SW für Südwest) "61" hingegen wird im Norden von der Rudi-Dutschke- und der Kochstraße, im Süden vom Columbiadamm, im Westen von der Yorckstraße und im Osten in etwa von der Lindenstraße und dem Südstern begrenzt. Galt "36" zu Zeiten der Berliner Mauer zwischen 1961 und 1989 als die kleine, eher ärmliche und von allen Seiten eingeschlossene Schwester, vor der viele Berliner flüchteten, war die flächenmäßig größere Schwester auch schon damals ein beliebter Wohnort mit vielen schönen, gepflegten und sanierten Altbauten, so etwa am Chamissoplatz nördlich der Bergmannstraße, an der Fontanepromenade und rund um den U-Bahnhof Gneisenaustraße. Heute sind auch die weiter östlichen Quartiere von "36" wie etwa der Wrangelkiez, der Mariannenplatz und die Reichenberger Straße sehr begehrte Wohngegenden, die aber bei Weitem nicht mehr so günstig zu haben sind wie in den 1970er und 1980er Jahren, als sich dort viele Migranten, Bundeswehrflüchtlinge sowie Künstler und Aussteiger aller Art wegen der billigen Mieten vermehrt niederließen.

Ortsteil Kreuzberg: Besetzer wurden Besitzer, Imbisse zu Restaurants und Eckkneipen zu Schuhläden

Dem tendenziell morbiden Charme und der leicht schläfrigen Isolation von einst sind mittlerweile vielerorts in Kreuzberg einem fast schon mondänen Ambiente und einer internationalen Atmosphäre gewichen, unzählige Bars, Boutiquen, Clubs, Cafés, Geschäfte, Restaurants und Konzertsäle haben hier eröffnet und werden vor allem jedes Wochenende von Berlinern und deutschen wie ausländischen Besuchern eifrig aufgesucht. Bekannte Stätten des legendären Nachtlebens findet man in den beiden "Partymeilen" Oranienstraße und Schlesische Straße, auch rund um die U-Bahnhöfe Mehringdamm und Gneisenaustraße sind die Kreuzberger Nächte zwischen Freitag und Montag nicht nur an dem jährlich dort vorbei ziehenden "Karneval der Kulturen" zu Pfingsten meist sehr lang. Viele der damaligen besetzten Häuser befinden sich mittlerweile im Kollektiv-Besitz ihrer früher rebellierenden Bewohner, über die diesbezüglich sehr bewegte Geschichte kann man sich ausführlich, fundiert und detailliert im "Kreuzberg-Museum" in der Adalbertstraße am U-Bahnhof Kottbusser Tor informieren. Doch trotz aller Wandlungen ist Kreuzberg von seiner Bevölkerungsstruktur her ist noch immer der wohl bunteste und ethnisch vielseitigste Teil der Stadt, neben dem dominanten Türkisch hört man zwischen dem Görlitzer Bahnhof, der Möckernbrücke und dem Halleschen Tor eigentlich fast alle Sprachen der Welt und sieht auch sämtliche Hautfarben sowie vorstellbare Haarfarben und Frisuren.

Kreuzberg ist nicht nur anders, sondern auch grün

Straße in Kreuzberg
Eine Straße im Berliner Ortsteil Kreuzberg
Foto: © ArTo

Trotz seiner traditionell sehr dichten Besiedlung gibt es doch einige sehr schöne und auch gerne genutzte Grünanlagen im Ortsteil, allen voran der gut 12 Hektar große Viktoriapark, samt des tatsächlichen, jedoch lediglich 66 Meter hohen Kreuzbergs mit dem Nationaldenkmal für die Befreiungskriege von 1821 auf seinem Gipfel. Mit 14 Hektar etwas größer ist der Görlitzer Park auf dem Gelände des einstigen Fernbahnhofs, der vor allem im Sommer stark frequentierte Park zwischen Görlitzer und Wiener Straße wird dann von Grillfreunden, Musikern, Sportlern, Theatermachern und Touristen aus aller Welt bevölkert. Sehr schön unter schattigen Bäumen flanieren lässt es sich auch an den Ufern des Landwehrkanals und am Schlesischen Busch, der einstige Todesstreifen dient heute als Sommerfrische und Sonnenwiese. Beliebtes Ziel im Sommer ist auch das Prinzenbad an der Prinzenstraße, das Freibad ist jedoch häufig sehr gut gefüllt und dementsprechend laut. Ruhiger und schattiger ist es auf den alten Friedhöfen vor dem Halleschen Tor und an der Bergmannstraße, nach einem Einkaufsbummel kann man sich dort wunderbar erholen. Ganz neu im grünen Kreuzberger Bund ist dagegen der erst 2011 neu eröffnete und stolze 17 Hektar große Park am Gleisdreieck, in dem sich Rasen-, Sport-, Spiel- und Wildwuchsflächen mit Wäldchen und kleinen Baumgruppen harmonisch abwechseln. Weitere Sehenswürdigkeiten in Friedrichshain-Kreuzberg

Geschichte, Subkultur und Politik im Ortsteil Kreuzberg

Diese drei Parameter bestimmen nicht wenige der bekannteren Kreuzberger Sehenswürdigkeiten, angefangen von der Gedenkstätte Topographie des Terrors am ehemaligen Hauptquartier der Gestapo an der Wilhelmstraße über den einstigen Grenzübergang Checkpoint Charlie zwischen Ost- und West-Berlin an der Zimmerstraße bis zur Bundeszentrale der SPD, dem Willy-Brandt-Haus am Landwehrkanal. Auch das Jüdische Museum und die Bundesdruckerei haben hier ihren Sitz, genau wie das Deutsche Technikmuseum Berlin, der Martin-Gropius-Bau, das Künstlerhaus im ehemaligen Krankenhaus Bethanien und das Wohnprojekt Tommy-Weisbecker-Haus.

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