Karl August Freiherr von Hardenberg: gefeiert, gefeuert, gefürstet

Im König-David-Bericht führt uns Stefan Heym (1913-2001) Untertanen König
Schinkelkirche in Neuhardenberg
Die Schinkelkirche in Neuhardenberg - Foto © -wn-
Salomos vor: Lobliedsänger und andere erbötige Wortakrobaten mit Kenntnissen im Ausschmücken der Heldentaten von Salomos Vater David. Je kräftiger sie ins Horn des Brotherren stoßen, umso besser ist das Auskommen. In der Halle für gebührenfreie Verköstigungen werden die verdienten Handlanger des Hofes regelmäßig abgespeist. Dabei raufen sie futterneidisch um gute Plätze am Spieß mit dem gargebratenen Widder und stopfen sich die herausgerissenen Fleischstücke in die Münder. Zu allen Zeiten erwarten Mitläufer einen - wie sie glauben - durch Wohlverhalten erworbenen Gewinnanteil. Im Zuge dessen wurde der Untertan an sich - denken wir an Heinrich Manns gleichnamigen Roman - total ins Negative gerückt. Wer heutzutage durch das Dorf Neuhardenberg am Westrand des Oderbruchs geht und vor dem klassizistischen Schloss mit seinen drei weißen Flügeln ankommt, an dessen Fassaden sich Hoheitsvolles und Einfaches auf schöne Weise vereinen, dem werden auch zwei Worte auffallen, die im ersten Moment an eine Mitläufer-Belohnung erinnern. In auffallender Offenheit steht im Dreiecksgiebel über dem Haupteingang: GRATIA REGIS - Dank des Königs. Aha, denkt man: Diesmal gleich ein Schloss als königlicher Dankeszoll - hier verbunden mit dem Namen des einstigen Hausherren Karl August Freiherr von Hardenberg (1750-1822).
 
Sehenswürdigkeiten in Neuhardenberg:
  • Vorwerk Bärwinkel
  • Schinkelkirche
  • Quappenwanderweg
  • Weitere Sehenswürdigkeiten
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    Wissenswertes über Neuhardenberg

    Der Dankende war Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. (1797-1840). Er erhob von Hardenberg 1814 zum Fürsten und übereignete ihm das damalige Amt Quilitz. Mehr noch: Zu Ehren des neuen Besitzers wird der Ort sogar in Neu-Hardenberg (heute ohne Bindestrich) umbenannt. Zu diesem Zeitpunkt ist der Bedankte vier Jahre lang angefeindeter wie gefeierter preußischer Staatskanzler, der mit der Säkularisierung des Kirchenguts und der Judenemanzipation energischen Veränderungswillen unter Beweis stellte. Zwei kurze Amtszeiten als Außenminister waren vorausgegangen. Aus diesen Ämtern war er von Napoleon I. (1769-1821) jeweils gefeuert worden, weil er Preußen aus der Hegemonie Bonapartes herausführen und auf einen reformerischen Weg bringen wollte. 1795 ist der glänzende Diplomat Mitformulierer des Friedens von Basel, mit dem Preußen aus der Kriegkoalition gegen Frankreich ausstieg. 1813 ist er wieder federführend beim Bündnis von Kalisch, mit dem Preußen und Russland endlich den direkten Kampf gegen Napoleon aufnahmen. Um wirtschaftliche Hemmnisse zu beseitigen, traten von Hardenberg und die anderen preußischen Reformer zumindest teilweise erfolgreich für die Abschaffung der Leibeigenschaft, für Gewerbefreiheit und freie Konkurrenz im Wirtschaftsleben ein. Wenn auch später kaltgestellt, gilt er heute als einer der großen Staatsreformer des 19. Jahrhunderts. Er wirkte für das damals revolutionäre Ziel, in eine monarchische Herrschaft elementare demokratische Grundsätze einzubringen, um zur Belebung von Gemeingeist und Bürgersinn beizutragen - hochaktuell heute in Zeiten zunehmendem politischen Desinteresses und rückläufiger Wahlbeteiligungen.

    Von Hardenberg ging in die preußisch-deutsche Geschichte als ein Untertan mit Eigenwillen ein. Man rechnet ihn zu den Politikern, die über Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und Augenmaß verfügen. Nach Meinung des Soziologen Max Weber (1864-1920), der 1919 einen berühmten Vortrag mit dem Titel "Politik als Beruf" hielt, gibt es "zwei Arten, aus der Politik seinen Beruf zu machen. Entweder: man lebt ‚für' die Politik - oder aber: ‚von' der Politik." Kein Zweifel, von Hardenberg, der übrigens sein Schloss aus Zeitmangel recht wenig nutzen konnte, lebte nicht von dem, sondern für das, was er als notwendig erkannte. Da ging es ihm wie einem weiteren bedeutenden Deutschen, der mit Neuhardenberg in Zusammenhang steht: Karl Marx (1818-1883). Dieser musste als Namensgeber für Marxwalde herhalten - wie Neuhardenberg zwischen 1949 und 1991 hieß -, ohne dass sich der Trierer Privatgelehrte jemals persönlich im Oderbruch die Füße nass gemacht hätte.

    Die von Bildhauer Fritz Cremer verfertigte Büste des ewig in Geldnot gewesenen Mannes, der nicht nur nie ein Schloss geschenkt bekam, sondern von seinen späteren Apologeten nach Strich und Faden verfälscht und über den Tisch der Geschichte gezogen wurde, steht im Ort auf einer brusthohen Stele inmitten eines kleinflächigen Gevierts aus Pflastersteinen. Von Hardenberg hatte wenigstens einen König an der Seite, der zwar zum Bündnis mit Russland und Österreich gegen Napoleon I. förmlich getragen werden musste, der aber die Ratschläge seines verantwortungsbewussten Untertanen zu schätzen wusste. Die beiden Neuhardenberger verbindet ansonsten nichts außer einer ordnungspolitischen Formalie: Die von Friedrich Schinkel (1781-1841) nach einem Brand neu aufgebaute Dorfkirche mit dem markanten quadratischen Westturm (siehe Foto) und dem Grab von Hardenbergs an der Ostseite hat die Adresse Karl-Marx-Allee 26.

    Anfahrt:


    Anreise mit dem Auto aus Berlin:
    Auf der Frankfurter Allee bzw. der B1 / B5 in Richtung Müncheberg/Frankfurt (Oder). In Müncheberg B1 in Richtung Seelow/Küstrin bis Jahnsfelde. Von dort links ab auf die Landstraße über Trebnitz und Wulkow nach Neuhardenberg.

    Anreise mit der Bahn:
    Zwischen Berlin-Lichtenberg und Küstrin / Kostrzyn verkehrt stündlich die "Oderlandbahn" (NE 26). Die Bahnhöfe Trebnitz und Seelow/Gusow sind jeweils ca. 8 Kilometer von Neuhardenberg entfernt.
    Taxi: Telefon 033476 - 50168 und 033476 - 384.
    Auskünfte über die vielfältigen Kulturveranstaltungen der Stiftung Schloss Neuhardenberg gibt es unter der Internet-Adresse www.schlossneuhardenberg.de.
    Text: -wn- / Stand: 11.06.2014

    Adresse der Amtsverwaltung:
    Karl-Marx-Allee 72
    15320 Neuhardenberg



     
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