"Oben liegt ein Hospitium": Die Carlsburg oberhalb Falkenbergs

Wie ein trutziges Kastell - für eine Burg nicht ungewöhnlich - erscheint die Carlsburg
Carlsburg
Das Bild von der Carlsburg ist von -wn-
nun gerade nicht. Hat man den kurzen, durchaus kräftezehrenden Aufstieg von Falkenberg im Landkreis Märkisch-Oderland hinauf zum 86 Meter hohen Paschenberg geschafft und den kleinen Vorplatz erreicht, so macht das vordere, mit einem roten Walmdach gedeckte "Burg"-Häuschen eher den Eindruck eines Wochenendheimes märkischer Wanderfreunde (Foto). Man vermutete dahinter keine Restauration, in der trotz sichtbarer Gipfelenge mehrere Reisegruppen gleichzeitig speisen können. In diesem Gasthof erkannte Theodor Fontane einst "ein heiteres, villenartiges Gebäude" mit einer "aparten Schönheit des Vordergrundes".
Adresse:
Carlsburg
Burgstr. 9
16259 Falkenberg/Mark
Telefon: 033 458/ 205

Öffnungszeiten der Carlsburg:


Ganzjährig ab 12:00 Uhr
Schließzeiten variieren je nach Witterung und Jahreszeit

Die Geschichte der Carlsburg


Der große Chronist und Wanderer durch die Mark hält sich beim Beschreiben der Carlsburg und ihrer Umgebung jedoch eher zurück, meint er auch in einem Brief, "es giebt wenige Leser die ‚Naturschilderungen' ertragen können; die meisten überschlagen es". Welch ein Irrtum, wenn man die vielen Auflagen seiner "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" bedenkt! Und mit der aparten Augenweide ist jener grandiose Fernblick gemeint, dessentwegen sich mancher Gast der Mühe des Aufstiegs zur Carlsburg unterzieht. Denn die Berühmtheit der Restauration tut sich weniger kund bei einem Blick auf sie, sondern vor allem bei einem solchen von ihr weg, von der hinter dem Haus gelegenen idyllischen Terrasse hinunter ins Tal und hinüber in die flache Bruchlandschaft mit dem Zusammenfluss von alter und neuer Oder sowie auf die Neuenhagener Oder-Insel, einem aus der Niederung fast unmerklich herausragenden Moränenrücken. Das Berglein, auf dem die Carlsburg steht, ist folglich der in Richtung des Nieder-Oderbruches ausgerichtete Ausläufer einer 1300 Hektar großen hügeligen Waldung aus zum Teil alten Laub- und Nadelbäumen sowie bebuschten Jung-Gehölzen. Hier verliert die Barnim-Hochfläche auf kurzem Raum nach Osten hin an Höhe und fällt rasant hinunter ins Bruch. Zwei bedeutende deutsche Naturschutzgebiete touchieren hier außerdem den Barnimer Park: das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und der Nationalpark Unteres Odertal.

Der angenehme Blick ins Tal und in die Weite bewog 1824 den preußischen Major und Waldeigner Carl Friedrich von Jena (1770-1838) dazu, auf dem Paschenberg eine Jagdhütte bauen zu lassen. Der Naturfreund aus einem alten Thüringer Adelsgeschlecht, dem das von Falkenberg aufsteigende Gelände sowie ein Gutsschloß im westwärts auf der waldfreien Hochfläche gelegenen Cöthen gehörte, hatte allerdings nur vierzehn Jahre Zeit, um sein Refugium zu genießen. In seinem Todesjahr datiert bereits die Eröffnung der nach ihm benannten Gaststätte. Mit wenigen Unterbrechungen ist sie mittlerweile seit über 170 Jahren geöffnet. Der Schriftsteller Ernst Ludwig Kossak (1814-1880), der als Vater des Berliner Feuilletons gilt, erwähnt die Carlsburg in einem launigen Wanderbericht mit den Worten: "Oben liegt ein Hospitium, von einem lustigen Bruder von Wirth (bewirtschaftet), der den Leib erquickt und jeden bei der herrlichen Aussicht für die Seele selber sorgen lässt." So wie Kossak die Umstände auf dem Berg schildert, liegen die Dinge im Grunde noch heute. Denn so wie im Zollbrücker Oderbruch-"Theater am Rand" oder im ebenfalls nahen Kunersdorfer Musenhof, in dem der Schriftsteller Adelbert von Chamisso 1813 seine metaphorische Schlemihl-Geschichte schrieb, so wurde auch die Carlsburg kaum zum Treff-Ort für die Rote-Teppich-Gesellschaft, deren Gestalten gar nicht sehen, sondern vielmehr gesehen werden wollen.

Dennoch ist die Liste prominenter Gäste lang, und man darf annehmen, dass es dem Schauspieler Mario Adorf, dem Außenminister a. D. Joschka Fischer, der Moderatorin Maybrit Illner oder dem emeritierten evangelischen Bischof Dr. Wolfgang Huber als Besuchern des Gasthofes nicht darum zu tun war, von Fans gemustert zu werden. Wie die zu zig Tausenden aufkreuzenden Familien Jedermann und Unbekannt unterstellen sich auch die Bekannteren dem fast 400 Jahre alten Motto des bekannten Kirchenlieddichters und Lyrikers Paul Gerhard "Geh' aus mein Herz, und suche Freud", um das landschaftliche Kleinod im Barnimer Nordosten auf sich wirken zu lassen - und natürlich Ergötzlichkeiten aus der gar nicht übertrieben langen Speisekarte einzunehmen, denen meist das Attribut "hausgemacht" vorangestellt ist. Zur Speisekarte kommt ein stattlicher Veranstaltungsplan mit auffallend kabarettistischem Schwerpunkt. Man findet Namen wie Gisela Oechelhaeuser, Gert Kießling und Lutz Stückrath, alle erprobt auf den Brettern der "Distel" am Berliner S-Bahnhof Friedrichstraße, ferner das Radebeuler Kabarett "Plan B", das eine keineswegs nostalgische DDR-Zeitreise bietet. Es tritt auf der Satiriker und Eulenspiegel-Autor Ernst Röhl mit seiner Lebensberatung "Soll die Frau im Haushalt helfen?" sowie die Schauspielerin und Sängerin Dagmar Gelbke mit dem Programm "Big Helga - Een kleenet Menschenkind".

Wie man zur Carlsburg kommt:


Per Auto auf der B158 bis Bad Freienwalde, dann auf der B167 bis Falkenberg oder auf der Autobahn A11 (Ausfahrt Finowfurt) und weiter auf der B167 über Eberswalde in Richtung Bad Freienwalde bis nach Falkenberg.
Die Carlsburg liegt an einem der beiden Ende der Burgstraße, die von der Karl-Marx-Straße abzweigt. Es gibt einen Parkplatz am Fuß des Paschenberges sowie wenige Stelleplätze direkt vor der Gaststätte.
Mit der Regionalbahn fährt man direkt bis Falkenberg/Mark.

Restaurant Carlsburg


Seit der umfangreichen Rekonstruktion im Jahre 1991 halten die Betreiber des Familienbetriebes, Ingelore und Thomas Steinert, die Restauration an jedem Tag der Woche ab Mittag geöffnet.
Es gibt eine Standardkarte und eine Tageskarte mit Gerichten der Saison. Man kann hier Hausmannskost, Fisch- und Wildgerichte sowie hausgebackenen Kuchen genießen. Des Weiteren wird auch eine Kinderkarte, Seniorenkarte und Weinkarte angeboten.
Text: -wn- / Stand: 12.06.2014

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