Immerfort frohe Post aus dem Weihnachtspostamt Himmelpfort

Es begab sich aber zu der Zeit, dass in der DDR das Jahr 1984 anbrach. Was George Orwell (1903-1950) fünfunddreißig Jahre zuvor in seinem Roman "1984" weitblickend über den totalitären Überwachungsstaat geschrieben
Adresse vom Weihnachtspostamt in Himmelpfort Brandenburg
Hier wohnt und arbeitet der Weihnachtsmann
Foto © -wn-
hatte, war zu einem nicht geringen Teil Wirklichkeit geworden. Ungewöhnliche Ereignisse vollzogen sich, ähnlich, zumindest auf den ersten Blick. Zum Beispiel geraten zwei Pforten in den Blickpunkt, eine den Durchgang von Personen regelnd und eine virtuelle, auf die kindliches Wünschen sich richtet. Hinter der ersten wird Rettung erwartet.
Es ist die in robustes Metall gefasste, zwei Meter ins Hausinnere zurück versetzte Glastür der Ständigen BRD-Vertretung in der Berliner Hannoverschen Straße. Hinter sie flüchten sich in jenem Jahr neunundfünfzig verzweifelt zur Ausreise entschlossene Bürger. Die andere Pforte verbirgt sich im Namen der Gemeinde Himmelpfort im Landkreis Oberhavel, wo zur selben Zeit drei sächsische Niedrigklässler die Geschenk-Agentur des Weihnachtsmannes vermuten.
Adresse:
Weihnachtspostfiliale Himmelpfort
Klosterstr. 23
16798 Himmelpfort
Telefon 033 089/ 418 88

Öffnungszeiten des Weihnachtspostamt Himmelpfort:


Ab ca. 08.11.2014
Mo, Do, Fr 9:30 Uhr - 17:00 Uhr
Di, Mi 9:30 Uhr - 12:00 Uhr und 12:30 Uhr - 17:00 Uhr
Sa, So 11:00 Uhr - 16:00 Uhr
Am 24.12. ist das Postamt bis 11:00 Uhr geöffnet!

Post an den Weihnachtsmann in Brandenburg


Zu dieser Annahme konnten sie nur kommen, weil im Jahre 1299 Zisterzienser-Mönche dem örtlichen Kloster den Namen "Coeli porta" (Himmelspforte) gaben. Wie von geheimnisvoller Hand gelenkt verfestigt sich ab 1984 der später sogar wahr gewordene kindlich-schwärmerische Trugschluss, der mittlerweile zur Identität des Ortes zählt: dass dort der Weihnachtsmann eine Dienstwohnung besitzt (auf dem Foto ein Blick in die Weihnachtsstube). Dabei können aber weder der Himmel noch eine Pforte zu ihm mit dem Weihnachtsmann etwas zu tun haben; der Mann ist durch und durch areligiös. Das scherte die Jungsachsen nicht. Sie sahen in der Gemeinde mit heute 550 Einwohnern beweissicher den Aufenthaltsort jenes Kinderfreundes und Geschenkebringers, der entwicklungsgeschichtlich einmal der eher rabiate Knecht Ruprecht des Heiligen Nikolaus war. Wie man weiß, wurde aus diesem rohen Famulus über Zwischenstationen ein umgängliches Alterchen, dem nur eine Reststrenge - "Warst du denn auch artig?" - geblieben ist. Den roten Mantel und den Rauschebart erhielt der Mann von der Werbe-Abteilung der Coca-Cola Company in Atlanta im USA-Bundesstaat Georgia.

So kennen ihn die Kinder in unseren Breiten, und die Post sah damals keinen Grund, die drei Briefe aus dem Sachsenland nicht nach Himmelpfort zu befördern. Die Sendungen gelangten freilich als unzustellbar in die Hände der damaligen Briefträgerin Kornelia Matzke. Nichts lag der Botin ferner als in diesem Moment eine republikweite - geschweige weltumspannende Wunschzettel-Bewegung auszulösen. Auch trieb sie keineswegs die unersättliche Neugier ihres literarischen Berufskollegen Stanislaus Büdner aus Erwin Strittmatters Roman "Der Wundertäter". Für diesen war es "eine ‚Ehrensache', offene Postkarten und Mitteilungen zu lesen" und sich dazu extra in einen ruhigen Hausflur zurückzuziehen. Natürlich las Kornelia Matzke die Briefe - und tat was. Und im Land geschahen Dinge, die selbst Orwell nicht eingefallen waren: Alle, die in dieser Zeit ihre Hoffnungen auf Türen gesetzt hatten, erreichten ihre Ziele. Die neunundfünfzig Botschaftsflüchtlinge ertrotzen durch Ausharren die Ausreise. Unklar bleibt freilich, ob alle die erlangte Freiheit danach als Geschenk des Schicksals empfanden. Auch die drei Sachsenkinder waren auf der Siegerseite, erhielten ihre Briefe nicht als "unzustellbar" zurück, sondern - wenn schon nicht mit den dort aufgelisteten Geschenken - so doch aber mit einem schönen Gruß vom Himmelpforter Weihnachtsmann alias Kornelia Matzke.

Viele Briefe an das Weihnachtspostamt Himmelpfort


Zeit ging ins Land, in der die Anzahl der jährlich eingehenden Briefe zunächst bei etwa hundert stagnierte. Bald aber schnellte die Zahl in den sechsstelligen Bereich empor. Von den etwa 500000 Briefen, die heute alljährlich sieben deutsche Weihnachtspostfilialen erreichen, wird mehr als die Hälfte in Himmelpfort zugestellt (2008: 284 000 Briefe). Außer mit diesem postalischen Dauerrekord wartet die alte Fischer-, Seefahrer- und Klostergemeinde Himmelpfort noch mit beeindruckenden Kulturgütern auf: einem alten Brauhaus und den Außenmauern der Klosterkirche, einem Klosterkräutergarten und vier umgebenden Seen mit kinderfreundlichen Badestellen. Mag das ehemalige Gemeindezentrum, das heutige "Haus des Gastes", einst hingestellt im ebenerdigen DDR-Bungalowstil, nicht das Flair der Jahrhunderte atmen - es ist dennoch ein weltweit bekanntes Haus, nämlich das Himmelpforter mit einer Kanu- und Fahrradstation kombinierte und ganzjährig geöffnete "Weihnachtshaus". In einem hinteren Raum vollzieht sich jener Vorgang, dessen faszinierend-gemütvolle Wirkung man als Erwachsener nur ermisst, wenn man sich der eigenen Kindheit mit ihren oft Staunen auslösenden Ereignissen noch erinnern kann. In diesem Raum wird jene Schreibarbeit geleistet, nach deren Erhalt jedes von einer Viertel Million Kindern sagen kann: "Mir hat der Weihnachtsmann zurückgeschrieben." Alljährlich in der Adventszeit beschäftigt die Deutsche Post AG in Himmelpfort befristet zwanzig "Weihnachtsengel" - unter ihnen Kornelia Matzke. Sie beantworten die Kinder-Briefe unter Verwendung eines Vordruckes, aber auch mit personenbezogenen Hinzufügungen, Bastelbögen oder anderen Erfreulichkeiten. Nachdem die Post AG erfolglos versucht hatte, die Weihnachtsmannbriefe im Hennigsdorfer Briefverteilzentrum automatisiert versandfertig zu machen und mit dem Himmelpforter Weihnachtsstempel zu versehen, geht heute im Hinterzimmer des "Weihnachtshauses" alles wieder von Hand vor sich. Und seitdem gibt es auf altgewohnte Weise immerfort frohe Post direkt aus Himmelpfort.

Der Weg nach Himmelpfort:
Von Berlin aus nutzt man die Bundesstraße 96 nordwärts bis Fürstenberg/Havel.
Von dort führt die Straße L15 rechts nach Himmelpfort. Gegenüber dem "Weihnachtshaus" befindet sich die immer zugängliche "Weihnachtsstube". Nach Vereinbarung kann man dort Plätzchen backen, eine Märchenstunde mit Frau Holle erleben oder auch einige Urlaubstage verbringen.

Die Wunschzettel erreichen den Ort über die Adresse:
(Die Adresse vom Weihnachtsmann in Brandenburg:)
An den Weihnachtsmann
Weihnachtspostfiliale
16798 Himmelpfort
Text: -wn- / Stand: 03.06.2014


 
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