Berlin - Die grünste Stadt Europas?

Text: H. J. (Diplom-Medienberaterin aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 19.04.2023

Wald in Berlin
In Berlin gibt es viele Wälder und Parkanlagen! / Foto: © JFL Photography - stock.adobe. com

Berlin ist unbestritten eine Stadt mit viel Wasser und viel Grün. Fast sieben Prozent der Stadtfläche sind Wasserflächen und mehr als achtzehn Prozent sind Wald. Dazu kommen zahlreiche Erhebungen sowie viele innerstädtische Parks und Grünanlagen, Landschaftsschutzgebiete und Naturschutzgebiete. Fleißige Kleingärtner in zahlreichen Kolonien tun mit dem Anbau und der Pflege von Obstbäumen, Gemüsepflanzen und Blumen ihr Übriges, um das Klima in Berlin zu verbessern. Einen Großteil des Berliner Grüns machen zudem die vielen Straßenbäume aus. Von rund 440.000 Bäumen sind die meisten Linden, Ahornbäume und Eichen. Aber auch Kastanien und Platanen sind beliebte Straßenbäume in Berlin.

Ist Berlin die grünste Stadt Deutschlands und Europas?

Ob Berlin die grünste Stadt Europas ist, darüber streiten sich die Geister. Manche sehen Oslo an erster Stelle. Geht man von der Anzahl und Größe der Grünflächen aus, galt im Jahr 2019 laut Statista Potsdam mit 33 Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner als die grünste Großstadt Deutschlands. Andere Städte, die sich mit Berlin um das Ranking als grünste Stadt streiten, sind Bristol in England mit rund 400 Parks und Gärten sowie Stockholm, das inmitten von Seen und Wäldern liegt. Berliner und Berlin-Fans wird das allerdings nicht beeindrucken, wenn sie durch die Wälder am Müggelsee oder den Grunewald spazieren oder die Weite auf dem Tempelhofer Feld genießen.

Berlin eine grüne Stadt an Wald und Wasser

Um einen Waldspaziergang zu machen, muss man Berlin nicht verlassen. Etwa 29.000 Hektar Wald befinden sich auf dem Stadtgebiet. Der Landesforstverwaltung von Berlin unterstehen vier Forstämter, die große Waldgebiete betreuen. Unter anderem gehören dazu der Tegeler Forst, der Spandauer Forst, die Wuhlheide, der Düppeler Forst, der Wald im Landschafts- und Naturschutzgebiet Müggelsee und der Grunewald. Dass die Berliner Wälder nicht komplett abgeholzt und zu Bauland umgewidmet wurden, ist vor allem der Initiative "Deutsch-Konservativer Wahlverein" zu verdanken, die im Jahr 1907 dem preußischen Abgeordnetenhaus eine Petition vorlegte. In der Folge kaufte Berlin große Waldflächen auf und es wurde ein Dauerwaldvertrag für die Erhaltung der Wälder vereinbart. Ab 1979 regelte zudem ein Landeswaldgesetz den Schutz der Westberliner Wälder. Seit 1990 gilt das Gesetz zur Erhaltung und Pflege des Waldes für Gesamtberlin. In diesem Gesetz wird insbesondere auf die Bedeutung des Waldes für die Luftreinhaltung, die Feuchtigkeit des Bodens, das Klima und die Bedeutung für die Erholung der Bevölkerung hingewiesen. Es gibt viele schöne Wanderwege in Berlin!

Eine große Rolle für das Berliner Klima spielen die zahlreichen Gewässer in Berlin. Dass Berlin an der Spree liegt, ist wohl auf der ganzen Welt bekannt. Viele wissen aber nicht, dass auch die Havel durch Berlin fließt und die Spree zudem mit der Dahme, der Wuhle, der Erpe und der Panke einige Nebenflüsse auf Stadtgebiet hat. Hinzu kommen weitere Flüsse in Berlin und verschiedene Kanäle, wie der Landwehrkanal, der Kupfergraben, der Oder-Havel-Kanal und der Teltow-Kanal sowie große und kleine Seen, Teiche und Weiher. Der größte See in Berlin ist der Große Müggelsee in Köpenick. Einer der bekanntesten dürfte der Wannsee in Zehlendorf sein. Den Teufelssee gibt es sogar zweimal, und zwar in Köpenick und im Grunewald. Einige Seen eignen sich zum Baden, andere liegen in Natur- oder Landschaftsschutzgebieten.

Nicht mal die Berliner kennen alle Parks

Nicht nur die ausgedehnten Waldgebiete und die Ufer der Gewässer dienen der Erholung. Rund 2.500 Parks und Grünanlagen soll Berlin haben. Diese dürften nicht einmal die meisten Berliner kennen. Wie auch? Wenn man jeden besuchen und dafür jeweils einen Tag einplanen würde, bräuchte man fast sieben Jahre, bis man alle gesehen hat. Einige Parks sind überregional bekannt, wie das Tempelhofer Feld, der Große Tiergarten und der Treptower Park. Wegen der vielen Wälder und Parkanlagen gibt es auch so viele Wildtiere in Berlin.

Das Tempelhofer Feld, auch als Tempelhofer Park bekannt, entstand auf dem ehemaligen Gelände eines Flughafens, der im Oktober 2008 geschlossen worden war. Es gilt heute als die größte Parkanlage Berlins und wird jährlich von rund 1,5 Millionen Menschen besucht, die die Weite und das großzügige Platzangebot genießen. Die ehemaligen Start- und Landebahnen werden zum Inlineskaten, Radfahren, Spazierengehen und im Winter auch für den Skilanglauf genutzt. Die Nutzung des Tempelhofer Felds ist umstritten. Während Investoren das Gelände am liebsten als Bauland nutzen würden, sehen Naturschützer das Feld als grüne Lunge für die angrenzenden teils dicht bebauten Wohngebiete und den Rest der Stadt.

Wer Berlin als Tourist besucht, kommt um den Großen Tiergarten nicht herum. Wichtige Berliner Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor, der Reichstag, das Bundeskanzleramt, das Schloss Bellevue, die Siegessäule und der Zoologische Garten befinden sich in unmittelbarer Nähe zu dem einst als Jagdrevier angelegten Gelände. Bereits ab 1742 öffnete Friedrich der Große den Park für die Bevölkerung und ließ ihn durch den Architekten und Landschaftsgestalter Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff zu einem Barockpark umgestalten. Der Große Tiergarten besteht aus mehreren Teilen, die durch breite Straßen voneinander getrennt sind. Eine davon ist die Straße des 17. Juni, auf der häufig große Veranstaltungen stattfinden. Ruhiger geht es indessen im Englischen Garten, im Rosengarten, im Rhododendronhain oder am Neuen See zu. Außerdem überrascht der Tiergarten mit einigen Sehenswürdigkeiten, wie dem Gaslaternen-Freilichtmuseum und dem Michael-Jackson-Baum sowie mit verschiedenen Mahnmalen und Gedenkstätten.
Weitere Informationen über die Parkanlagen in Berlin

Der Treptower Park liegt im Osten der Stadt direkt an der Spree. Der mehr als 88 Hektor große Park ist vor allem im Sommer beliebtes Freizeitziel vieler Berliner, die es sich auf den großen Liegewiesen gemütlich machen, auf den breiten Wegen flanieren oder vom Treptower Hafen eine Tour mit einem Ausflugsschiff unternehmen. Der Treptower Park gehört nicht nur zu den größten, sondern auch zu den ältesten Parkanlagen der Stadt. Angelegt wurde er bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach Plänen von Gustav Meyer, derzeit Städtischer Gartendirektor von Berlin. Neben dem Treptower Park gehen auf Meyers Planungen auch der Kleine Tiergarten sowie die Volksparks Friedrichshain und Humboldthain zurück.

So schön und interessant die drei großen Parks auch sind, wer sich nach Ruhe sehnt, sollte lieber einen der kleineren Parks besuchen, von denen es in jedem Stadtbezirk welche gibt. Ruhige Parks sind unter anderem das Schöneberger Südgelände nahe des Bahnhofs Südkreuz, die Marienhöhe in Tempelhof, der Gutspark Falkenberg und der Kurpark Friedrichshagen. Bei Berlinern beliebt sind zudem der Rudolf-Wilde-Park in Schöneberg, die Jungfernheide, der Volkspark Hasenheide, der Volkspark Rehberge, der Britzer Garten und der Görlitzer Park in Kreuzberg. Pflanzen- und Blumenliebhaber zieht es in die Gärten der Welt in Marzahn oder in den Botanischen Garten in Lichterfelde. Etwas höher hinaus geht es auf dem Insulaner in Schöneberg, den Arkenbergen in Pankow, dem Teufelsberg in Charlottenburg oder dem Kienberg in Marzahn.

Berlin - Die grünste Stadt Europas?
Herbstwald in Berlin Köpenick. Foto: © Tkni

Wohnen in der Großstadt und trotzdem im Grünen

Im Unterschied zu vielen anderen Städten ist Berlin nicht am Reißbrett entstanden, sondern durch den Zusammenschluss der kleinen Städte Kölln und Alt-Berlin im 13. Jahrhundert sowie der Eingemeindung zahlreicher Ortschaften vor rund 100 Jahren. Manche Gegenden Berlins wirken auch heute noch nahezu ländlich. Neben der Dorfkirche quaken im Frühling die Frösche im Dorfteich und die Parks ehemaliger Gutshäuser laden zur Erholung ein. Darüber darf allerdings nicht vergessen werden, dass es im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert zum Bau großer Mietskasernen mit mehreren Hinterhöfen kam, in denen Arbeiterfamilien auf engstem Raum lebten. Als Reaktion auf die widrigen Wohnverhältnisse griffen Bauplaner und Stadtbauräte in den 1920er Jahren die Idee der Gartenstadt des Briten Ebenezer Howard auf. Auf ehemaligem Ackerland, das seit der Entstehung Groß-Berlins zum Stadtgebiet gehörte, wurden Genossenschaftssiedlungen gebaut, die im Einklang mit der Natur gesundes und bezahlbares Wohnen erlaubten. Beispiele hierfür sind die Siedlung Lindenhof in Schöneberg, die Siedlung Elsengrund in Köpenick und die Waldsiedlung Hakenfelde in Spandau.

Naturschutz in der grünen Stadt Berlin

Verschiedene Stiftungen und Naturschutzverbände widmen sich dem Schutz von Natur und Umwelt, der in einer immer belebteren Stadt eine große Rolle spielt. Eine davon ist die Stiftung Naturschutz Berlin, die im Jahr 1981 gegründet wurde und ihre Arbeit sowie den Umweltschutz einmal im Jahr mit dem Langen Tag der Stadtnatur in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt.

Die Berliner lieben ihre Straßenbäume

In Berlin gibt es besonders viele Straßenbäume, die im Sommer Schatten spenden und für ein "grünes Straßenbild" sorgen. Die letzten Sommer waren heiß und trocken, so dass die viele Straßenbäume unter Wassermangel gelitten haben. Viele Berliner haben aber zum Wassereimer gegriffen und den Baum vor ihrer Haustür gegossen. Das Land Berlin und die Bezirke sind aber auch in der Pflicht zukünftig mehr Geld für die Bewässerung der Straßenbäume und Grünanlagen zur Verfügung zu stellen, damit Berlin noch lange eine grüne Stadt bleibt!
Tolle Ausflugsziele in Berlin

Weiterführende Informationen

  • Der NABU-Landesverband Berlin informiert über Tiere und Pflanzen in Berlin eine der artenreichsten Großstädte Europas. https://berlin.nabu.de/
  • Welche Bedingungen bietet die Stadt dem Baum? Wie können wir dafür sorgen das Bäume auch im städtischen Siedlungsraum überleben?
    https://humberg-baumschutz.de/baeume-sind-perfekt-an-ihren-natuerlichen-standort-angepasst
  • Das Landesforstamt Berlin informiert über die Berliner Wälder und stellt Ausflugsziele und Wanderregionen vor. Ausserdem gibt die Webseite Antworten auf zahlreiche Fragen aus den Bereichen Waldwirtschaft, Gefahren und Verhalten im Wald, Walderlebnis für Kinder und Familien sowie über Wildtiere und Hunde im Wald.
    https://www.berlin.de/forsten/

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