Schlosspark Theater Berlin Steglitz

Text: H. J. (Diplom-Medienberaterin aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 05.10.2022

Schlosspark Theater Berlin Steglitz
Blick auf das Schlosspark Theater in Berlin Steglitz - Foto: © -wn-

Das Schlosspark Theater in Berlin

Wer auf der Steglitzer Schloßstraße in Richtung Zehlendorf fährt, meint vielleicht, die Straße endet kurz hinter dem Rathaus Steglitz, dem Einkaufszentrum "Das Schloss" und dem Steglitzer Kreisel, einem Hochhaus aus den 1970er Jahren, das im Jahr 2022 noch immer auf seine Sanierung wartet. Doch keineswegs, nach rund 300 Metern zu Fuß, da wo die Schloßstraße einen leichten Knick macht und bevor sie zur Straße Unter den Eichen wird, befindet sich rechterhand etwas zurückgesetzt das ehemalige Gutshaus Steglitz mit dem Schlosspark Theater in Berlin.

Die wichtigsten Infos für Ihren Besuch im Schlosspark Theater

Schlosspark Theater
Schloßstraße 48
12165 Berlin
Telefon: 030/ 789 56 67 100

Anfahrt:
Mit dem Auto:
A103 oder B1 bis Schloßstraße
Mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln:
S-Bahn: S1 bis Rathaus Steglitz
U-Bahn: U9 bis Rathaus Steglitz
Bus: M48 bis Schlosspark Theater oder
M85 bis Rathaus Steglitz

Tickets für das Schlosspark Theater Berlin
Je nach Vorstellung und Sitzplatz haben die Tickets unterschiedliche Preise. In der Regel kostet ein Ticket zwischen 19€ und 42,50€. Es gibt sogar extra Rollstuhlplätze. Die Tickets erhalten Sie an der Tageskasse oder in den Theaterkassen in Berlin.

Die Foyer Bar
Vor der Vorstellung oder in der Pause können Sie in der Foyer Bar gemütlich etwas trinken. Die Bar öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.

Zur Geschichte des Schlosspark Theater

"Es gibt auch in Berlin so etwas wie ein Vorstadttheater, wo man noch unprominent naiv und mit einer reizenden Lust an der Sache unproblematisches Theater spielt: So kann man jetzt draußen im Steglitzer Schloßpark Theater Zuckmayers "Katharina Knie" in einer weniger kunstvollen als menschlich liebenswürdigen Aufführung bewundern." Das war im November 1930 in einer Ausgabe der Münchner neuesten Nachrichten zu lesen. Steglitz gehörte zu diesem Zeitpunkt erst rund zehn Jahre zu Berlin. Im Zuge der Bildung von Groß-Berlin in den 1920er Jahren wurde auch das ehemals brandenburgische Dorf eingemeindet.

Das Theater im ehemaligen Tanzsaal

Ein Theater soll es im Steglitzer Herrenhaus, auch Wrangelschlösschen genannt, schon kurz nach seiner Erbauung im Jahr 1804 gegeben haben. Seinen Standort in einem Nebengebäude, das nach dem Umbau eines Wirtschaftstraktes als Ballsaal und Restauration genutzt wurde, fand es allerdings erst 1921 mit Sitzplätzen für 440 Besucher. Zur Eröffnung am 12. Mai 1921 wurde die Tragödie "Timon von Athen" von William Shakespeare gespielt.

Obwohl sich ein Redakteur der Münchner neuesten Nachrichten im September 1922 sorgte, "werden die Leute auch wieder kommen bei den neuesten Preisen?", hat das Schlosspark Theater bis heute an seiner damaligen Stätte überlebt. Immerhin fiel die Eröffnung des Theaters in die Zeit der Inflation und die Mark war gegenüber dem US-Dollar im Jahr 1920 im Vergleich zum August 1914 nur noch einen Zehntel wert. Dass sich die Verhältnisse 1924 stabilisieren werden, wusste bei der Eröffnung des Theaters noch niemand und auch nicht, dass zwei Weltkriege sowie eine Teilung und eine Wiedervereinigung die Geschichte Berlins und damit auch seiner Theater bestimmen werden.

Erfolge in der Nachkriegszeit als Ersatzspielstätte und Kleines Haus des Schillertheaters

Eine große Zeit erlebte das Schlosspark Theater Berlin Steglitz nach 1950. Der gebürtige Breslauer Regisseur und Theaterintendant Boleslaw Barlog inszenierte bis 1972 rund 100 Stücke mit berühmten Darstellern wie Martin Held, Klaus Kinski, Bernhard Minetti, Peter Ustinov und Johanna von Koczian. Hildegard Knef hatte am Schlosspark Theater ihr Theaterdebüt und wurde hier für den Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter uns" entdeckt, der sie international erfolgreich machen sollte. Nachdem der Regisseur Wolfgang Staudte die junge Hilde auf der Bühne gesehen hatte, engagierte er sie für die Rolle der Fotografin und Illustratorin Susanne Wallner, die nach dem Krieg als KZ-Überlebende in das zerstörte Berlin zurückkehrte.

Bereits seit Beginn der 1950er Jahre gehörte das Schlosspark Theater zu den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin, an deren Aufbau Barlog entscheidenden Anteil hatte. Da es im Vergleich zu anderen Berliner Theaterhäusern keine Kriegsschäden aufwies, konnte der Theaterbetrieb mit Klassikern und anderen beliebten Stücken nach Kriegsende direkt weitergehen. Als das Schillertheater in Charlottenburg im Jahr 1951 wieder aufgebaut worden war, wurde das Schlosspark Theater zu dessen kleinerer Spielstätte.

Nachdem die Staatlichen Schauspielbühnen aufgrund der angespannten Finanzlage Berlins im Jahr 1993 geschlossen wurden, eröffnete das Schlosspark Theater 1995 unter der Leitung von Heribert Sasse erneut als Privattheater mit staatlichen Zuschüssen. Zwischen 2004 und 2006 kam eine Partnerschaft mit dem niederländischen Unterhaltungskonzern Stage Entertainment zustande, welches bereits im Jahr 2002 das Theater des Westens und das Theater am Potsdamer Platz übernommen hatte. Musicals und Operetten waren aber scheinbar nicht nach dem Geschmack des Publikums im Schlosspark Theater. Daher blieb das Haus ab Sommer 2006 für Theaterbesucher geschlossen.

Das Schlosspark Theater Berlin unter der Leitung von Dieter Hallervorden

Das Ende des Schlosspark Theaters war die Schließung im Jahr 2006 jedoch nicht. Rund zwei Jahre später wurde das Haus von dem Schauspieler, Kabarettisten, Komiker, Sänger und Moderator Dieter Hallervorden gemietet, der es nach einem umfangreichen Umbau am 1. September 2009 als Sprechtheater mit Eigenproduktionen und ohne festes Ensemble wiedereröffnete. Zur Eröffnung wurde das Stück "Die Socken Opus 124" mit Dieter Hallervorden und Ilja Richter gespielt. Seitdem waren hier unzählige prominente Schauspieler und Unterhaltungskünstler in Schauspielen, Konzerten und Lesungen zu sehen. Eine kleine Auswahl: Michael Degen, Brigitte Grothum, Peter Sattmann, Angelika Milster, Ingrid van Bergen, Jasmin Wagner, Robert Atzorn, Ulla Meinecke, Katharina Thalbach, Jürgen von der Lippe, Kurt Krömer und Uwe Ochsenknecht.

Seit 2015 hatte das Schlosspark Theater Berlin unter der Leitung des Schauspielers und Theaterpädagogen Stefan Kleinert zudem ein Jugend-Ensemble, das YAS - Junges Schlosspark Theater, in dem Schüler, Studenten und Auszubildende erste Bühnenerfahrungen sammeln konnten. In Folge der Einschränkungen während der Corona-Pandemie wurde das Jugendprojekt zum Ende der Spielzeit 2020/2021 eingestellt. Ob es wieder aufgenommen wird, ist derzeit nicht bekannt. Die Hauptbühne hat jedoch wieder einen vollen Spielplan über Monate hinweg.

Dieter Hallervorden leitet in reifen Jahren - im September 2025 wird er 90 Jahre alt - nicht nur voller Energie das Schlosspark Theater, steht noch selbst auf der Bühne, singt und dreht Filme, sondern hat in seiner Geburtsstadt Dessau kürzlich noch das Mitteldeutsche Theater in der umgewidmeten Marienkirche übernommen. Am 4. September 2022 war Eröffnung mit der satirischen Komödie "Gottes Lebenslauf" von Jean-Louis Fournier, die bereits 2020 mit viel Erfolg im Schlosspark Theater aufgeführt wurde. Hallervorden war als Gott neben Peter Bause als Personaldirektor einer Firma zu sehen. Inszeniert wurde das Stück von Frank Lüdecke.

Anmerkung der Redaktion:
Als Webmaster dieser Seite möchte ich noch das lobenswerte Engagement von Herrn Hallervorden gegen das Gendern erwähnen. Ich freue mich sehr, dass er sich als Künstler, der sich täglich mit der Deutschen Sprache beschäftigt, hier so deutlich positioniert hat.

Theater in Berlin:

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