Das Funkhaus Berlin Nalepastrasse

Das Funkhaus Berlin Nalepastrasse war von 1956 - 1990 der Sitz des Rundfunk der DDR.

Das Funkhaus in der Nalepastrasse

Trotz der nicht nur spannenden, sondern teilweise wie ein Politthriller anmutenden Geschichte des Funkhauses in der Nalepastraße gibt es tatsächlich Berlin-Stadtführer, die dieses unter Denkmalschutz stehende Gebäude nicht einmal erwähnen. Zunächst sendete der Rundfunk der sowjetischen Zone aus dem britischen Sektor, was mit zunehmender Verschärfung der politischen Lage immer mehr zu einem Problem wurde. So suchte man ein geeignetes Grundstück und fand in Oberschöneweide das Gelände einer demontierten Furnierfabrik, direkt am Spreeufer gelegen. Der bekannte Architekt Franz Ehrlich übernahm die Federführung für das Projekt - unter höchster Geheimhaltungsstufe. Letzteres allerdings gelang nicht lange bei einem Bauvorhaben einer solchen Größenordnung (135.000 m²), so dass schon bald die Schaffner der Straßenbahn jener Linie die Haltestelle "Neues Funkhaus" ausriefen. Ab 26. Mai 1952 lief der Probebetrieb an, am 14. September desselben Jahres wurde der Sendebetrieb des Funkhauses Nalepastraße aufgenommen. Ab diesem Zeitpunkt gab es lediglich noch die Programme Berlin I, II und III. Die Baukosten betrugen etwa 34 Millionen Mark. Sowohl der Bauablauf wie auch der nun folgende Rundfunk-Tagesbetrieb mit neuester Technik funktionierte im Großen und Ganzen reibungslos. Bis zum 16. Februar 1955, dem Tag des legendenumwobenen Funkhausbrands.

Großbrand im Funkhaus Nalepastraße und Legendenbildung

Das Funkhaus Berlin Nalepastrasse
Blick auf das Funkhaus Berlin Nalepastrasse - Foto: © K. Asmuß

Der Heizungskontrolleur Franz Tilkowski entdeckte das Feuer bei der Klimaanlage II und schlägt Alarm. Löschzug 26 der Berufsfeuerwehr von Berlin Schöneweide trifft als erster ein, weitere folgen. Der Verdacht der Brandstiftung keimt auf, neben den Löscharbeiten, die durch ein Sturmtief der Stärke 8 erschwert werden, finden nun auch Verhöre der Mitarbeiter statt, die erst nach Mitternacht und Leibesvisitation das Gelände verlassen dürfen.
Ins Visier gerät Arno Bade durch ein Gedicht und eine Westzeitung. Der Bauingenieur, dessen Unschuld bereits während des gegen ihn stattfindenden Prozesses zweifelsfrei feststand, geriet schlichtweg in ein Gestrüpp von ideologischen Machtkämpfen, Sabotagetheorien, Fehlerbereinigung auf Kosten eines sowieso schon Verdächtigen und dergleichen. Wer sich für die Details aufgrund fundierter Recherchen interessiert, dem sei hierzu das Buch "Besondere Vorkommnisse: Politische Affären und Attentate" von Jan Eik unbedingt empfohlen.

Der große Sendesaal im Funkhaus Berlin Nalepastrassee und die kleine Stadt

Mit der bogenförmigen Bauweise des Studiokomplexes gelangte unter anderem der Große Sendesaal zu auch internationaler Berühmtheit wegen seiner außergewöhnlich guten Akustik. Man nennt die Konstruktion des gesamten Gebäudes auch "Haus-im-Haus-Bauweise", so dass durch gute Erreichbarkeit und Verknüpfung der unterschiedlichen Abteilungen ein effektiver Arbeitsablauf gewährleistet wurde. In der Folge davon wurden vom Funkhaus in der Nalepastraße die überregionalen Programme wie "Stimme der DDR" gesendet. Etwa 3000 Menschen arbeiteten "beim Radio" in Oberschöneweide, so dass sich hier auch Kantinen, Einkaufsmöglichkeiten wie der werkseigene Konsum und andere staatliche Dienstleistungsunternehmen etablierten - vergleichbar mit dem Areal des damaligen "Fernsehen der DDR" in Adlershof.

Krimis und "rollende Köpfe" auch nach 1991

Für quasi "einen Appel und ein Ei" kaufte ein Baumaschinenunternehmer aus den alten Bundesländern im Jahr 1995 das Funkhaus Berlin Nalepastrasse - die Presse berichtete ausführlich darüber, umso mehr, je zwielichtiger sich die nun folgenden Entwicklungen abzeichneten. Nachdem neben weiteren kriminellen bis undurchsichtigen Vorkommnissen eine Nalepa Projekt GmbH auf den Plan trat, prüften die sechs Länder, inwiefern sie vom Verkauf wieder zurücktreten könnten. Zwischendurch trat ein Schönheitschirurg auf den Plan, der jedoch gleich wieder abgetaucht war. Seit 2006 ist Besitzer die Keshet Geschäftsführungs GmbH & Co. Radiocenter Berlin KG, die im Bereich Medien, Event, Kultur weiter wirken möchte und zudem Geschäftsräume anbietet. Doch auch auf deren Homepage sind die Informationen über die Geschichte des Funkhauses an der Nalepastraße karg. Für an Architektur, Technik und der Stadtgeschichte Berlins interessierte Besucher erinnert gegenwärtig zumindest der sichtbare Eingangsbereich eher an eine Baustelle - ganz im Gegensatz zu der Ansicht, die man von der gegenüberliegenden Seite der Spree auf das beeindruckende Gebäude hat.
Seit 2015 gehört das Gelände einem Konsortium um die Privateigentümer Uwe Fabich und Holger Jakisch, die bereits den Postbahnhof betreiben. Nun finden auch im Funkhaus Nalepastraße tolle Events statt.
Text: kas / Stand: 19.04.2023 / Alle Angaben ohne Gewähr!

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