Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin

Text: A. K. (Journalistin aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 19.04.2023

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin
Blick auf die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz in Berlin - Foto © rolandrossner

Die Gedächtniskirche am Breitscheidplatz

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz in Berlin wird auch liebevoll Hohler Zahn genannt. Warum? Das und mehr über die Geschichte der Gedächtniskirche sowie die Öffnungszeiten erfahren Sie hier:

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche: Geliebter "hohler Zahn"

"Alles vergehet" war Thema der Predigt am Totensonntag 1943 in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Fast schon schicksalshaft muten diese Worte im Nachhinein an, wenn man bedenkt, dass nur wenige Stunden nach jenem Abendgottesdienst Bomben die Kirche verwüsteten und von dem Gotteshaus nicht sehr viel mehr als jene Ruine übrig ließen, die heute noch auf dem Breitscheidplatz als Wahrzeichen Westberlins zu sehen ist.

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin Charlottenburg

Die wichtigsten Informationen über die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin auf einen Blick:

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche
Breitscheidplatz
10789 Berlin Charlottenburg

Anfahrt:
U-Bahn: U Kurfürstendamm, U+S Zoologischer Garten
Bus: M19, M29, M46, X9, X10, X34, 100, 109, 110, 145, 200, 204, 245

Öffnungszeiten der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche

Montag - Sonntag 09:00 Uhr - 19:00 Uhr
(Besichtigungen der Kirche sind während der Gottesdienste, Andachten und Konzerte nicht möglich.)

Öffnungszeiten der Gedenkhalle:
Montag bis Freitag: 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Samstag: 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr
Sonntag: 12:00 Uhr bis 17:30 Uhr
Am Karfreitag und am Heiligen Abend bleibt die Gedenkhalle geschlossen.

Gottesdienste:
Sonntag 10:00 Uhr und 18:00 Uhr

Abendmusiken:
Samstag 18:00 Uhr
(Bach-Kantate-Gottesdienste, Orgelvespern, Chorvespern oder Konzerte)

Andachten:
Montag bis Freitag:
13:00 Uhr, 17:30 Uhr und 18:00 Uhr

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Berlin. Zum einen ist sie nach dem Zweiten Weltkrieg als Hohler Zahn über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. Zum anderen ging die Kirche zusammen mit dem Breitscheidplatz am 19.12.2016 nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in die Geschichte ein.

Die Turmruine wird zum Krieg-Mahnmal

Angesichts der von ehemals 113 Meter auf 63 Meter reduzierten Turmruine als einziges Überbleibsel des Sakralbaus kann man sich kaum vorstellen, wie monumental die Kirche bei ihrer Einweihung 1895 gewirkt haben muss. Mit ihren fünf Türmen war das Gotteshaus ein Meilenstein der Neoromantik. Doch nicht nur nach außen imponierte der Bau. Auch das Innere der Kirche wurde mit anspruchsvollen Bildzyklen und Mosaiken, darunter eine Darstellung, auf der Mitglieder der Hohenzollernfamilie das Kreuz anbeten, gestaltet. Eigentlich galt die Vorstellung vom Gottesgnadentum weltlicher Herrscher schon im ausgehenden 19. Jahrhundert als veraltet, doch dem reaktionären Kaiser war es wichtig, auf diese Weise die Einheit von Thron und Altar zu inszenieren.

Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin

Wenn auch nach den verherrenden Zerstörungen des 2.Weltkrieges nur der Hauptturm übrig blieb, hatten die Berliner ihren "hohlen Zahn" dennoch so liebgewonnen, dass ein Sturm der Empörung ausbrach, als der Architekt Egon Eiermann den vollständigen Abriss zu Gunsten eines polygonalen Betonbaus vorschlug. Eiermann ging im März 1957 als Sieger eines Architekturwettbewerbes hervor, woraufhin seine Pläne eine ungewohnt leidenschaftliche öffentliche Debatte verursachten. In den Zeitungsredaktionen stapelten sich die entrüsteten Leserbriefe gleich bergeweise. Schließlich einigte man sich auf einen Kompromiss: die Turmruine blieb als Kriegs-Mahnmal bestehen und daneben erhebt sich seit 1961 ein grauer, achteckiger Turm, dessen kleinteilige Fenstergitter das Gebäude wie einen - wie es spöttisch heißt - "Eierkarton" aussehen lassen.

Zugegeben, von außen betrachtet mag die neue Gedächtniskirche nicht jeden Geschmack befriedigen, doch innen verströmt der Bau dank des blauen Fensterglases eine überwältigende, ausgesprochen stimmungsvolle Atmosphäre. Insgesamt 33 000 Glasbausteine wurden eigens dafür im französischen Chartres angefertigt, einzelne sind auch rot, grün oder gelb. Wenn diese bunten Steine abends angestrahlt werden, ergibt sich ein einzigartiges Lichtschauspiel. Die doppelwandige Fassadenkonstruktion schottet den Innenraum zudem gegen jeglichen Lärm von außen ab, so dass man beim Betreten der Kirche das Gefühl hat, inmitten der City eine Insel der Ruhe gefunden zu haben.Wer mag, kann dann auch über die Worte des Propheten Jesaja sinnieren, welche auf der größten der sechs Glocken im 53 m hohen Kirchturm zu lesen ist: "Eure Städte sind mit Feuer verbrannt. Aber mein Heil bleibt ewiglich, und meine Gerechtigkeit wird kein Ende haben."

Sehenswert ist übrigens nicht nur der neue Teil des Gebäudeensembles, sondern auch der alte. So erklingt im Turmstumpf zu jeder vollen Stunde ein Glockenspiel aus der Feder von Prinz Louis Ferdinand, dem letzten Urenkel des Kaisers. Ein kleines, aber feines Ereignis, das Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen sollten!

Tipp: Nach dem Besuch der Gedächtniskirche bietet sich ein Spaziergang im Berliner Zoo oder ein Bummel über den Kurfürstendamm mit seinen zahlreichen Geschäfen und Cafés an.

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