Liepnitzsee im Winter - Foto © wn
Auf seinem Posten kommt der Mann am Fluss in regelrechte Liebesnot. Deshalb ruft er zum Herrgott hinauf: „Du hast im Himmel viel Engel bei dir!
Schick doch einen davon zu mir.“ Auf solch einen blasphemischen Gedanken kam der Soldat des Ostberliner Dzierzynski-Regiments selbstredend nicht, obwohl auch er auf schwierigem Außenposten stand: an einem Strandabschnitt des Liepnitzsees, der sich 28 km nordöstlich von Berlin ins Barnimer Land hineinschmiegt. Und wenn sich über das Grundmoränenplateau der Abend gelegt hat, mag es am Liepnitzsee wie an der Wolga sein: “In dunkler Nacht allein und fern, / Es leuchtet ihm kein Mond, kein Stern“. Der junge Genosse stand – jedenfalls nach dem Verständnis seiner Häuptlinge – stramm auf Friedenswacht. Tatsächlich hatte der Soldat für die persönliche Sicherheit von Stasi-Größen zu sorgen, die nach aufwändiger Überwachung eines zu Teilen unzuverlässigen Staatsvolkes auf dem abgesperrten Uferabschnitt nun Entspannung suchten.