Schloss Königs Wusterhausen

Text: -wn- (Journalist aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 18.02.2023

Schloss Königs Wusterhausen im Landkreis Dahme-Spreewald
Blick auf das Jagdschloss Königs Wusterhausen aus südöstlicher Richtung - Foto: © -wn-

Das Schloss Königs Wusterhausen: Schlichtes Kleinod, ernster Ort

Kleinod und ernster Ort - geht das zusammen? Es geht. Schaue man zunächst auf das weiß strahlende Jagdschloss im Zentrum der Stadt Königs Wusterhausen. Der Anblick tut dem Auge gut. Steht man doch vor einem architektonischen Juwel des Landkreises Dahme-Spreewald. Prunklos und schlicht kommt es heutigem Geschmack entgegen. Genau besehen besteht das Hauptgebäude aus zwei schmalen Häusern mit eigenen Satteldächern. An ihren Längsseiten lassen die Haushälften keine Lücke und wirken dadurch kompakt. Der angesetzte Treppenturm mit den angeschrägten Fenstern gibt dem kleinen Bauwerk Größe. Die glockenförmig geschweifte Turmbedachung in Gestalt einer, wenn auch einstufigen, aber dennoch sturmabweisenden Welschen Haube zählt zu den Blickfängen des Baus. Vor dem Schloss stehen trapezförmig angeordnet die zwei Kavaliershäuser für ehemals Bedienstete.

Die wichtigsten Infos zum Schloss Königs Wusterhausen:

Adresse:
Schloss Königs Wusterhausen
Schlossplatz 1
15711 Königs Wusterhausen
Telefon: 03375 / 2 11 70-0

Öffnungszeiten im Schloss Königs Wusterhausen:

April bis Oktober:
Dienstag bis Sonntag: 10:00 Uhr - 17:30 Uhr

November bis März
Montag bis Freitag: Geschlossen
Samstag, Sonntag: 10:00 Uhr - 16:00 Uhr

Besichtigung nur mit Führung
Letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließzeit

Eintrittspreise im Schloss Königs Wusterhausen:

Nur mit Führung
6 Euro / ermäßigt 5 Euro
Familienkarte 12 Euro
Fotoerlaubnis: 3 Euro
Sonderführungen für Schüler, Sehbehinderte und Blinde

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Geschichte des Schloss Königs Wusterhausen

Die Unterkünfte, in die man sich heute tagweise einmieten kann, begrenzten den Schlosshof, an dessen Eingang ruhelose verhaltensgestörte Bären lungerten. Manchmal brachten die Petze durch hektisches Ausatmen hohle klagende Töne hervor, dann brummten sie wieder angsteinflößend aggressiv. An Eisenkugeln gekettete und insofern am hymnischen Aufsteigen gehinderte schwarze und weiße (keine roten) Adler stierten mit stechenden Blicken und drohend ausgebreiteten Schwingen die Vorübergehenden an. Aus dem Graben, der die Gebäude umzog, stieg ein Gestank von stehendem schwärzlichem Wasser auf. Wie außen war auch das Innere des Hauses einfach und spartanisch eingerichtet. Da gab es einen Saal, in dem Geweihe und andere jagdliche Trophäen in Szene gesetzt waren; ferner ein nach kaltem Rauch riechender Raum, der als Speisezimmer der Familie diente, soweit diese nicht in einem Zelt im Hofe aß. Zwei Räume waren für die Dame des Hauses bestimmt, ein paar enge Kammern für Gäste. Ein schmales Gelass mit steinernem Waschtrog stand dem Hausherrn zur Verfügung - und ihm reichte das.

Man ahnt Geschmack und Bedürfnisse des Mannes, der das Schloss 42 Jahre lang von Sommer bis Spätherbst als Lebensmittelpunkt bewohnte. Weihnachten 1698 hatte ihm sein bauwütiger und in jeder Weise verschwenderischer Vater Friedrich I. (1657-1713) das damalige Gut Wusterhausen zum Geburtstag geschenkt. Dem Begünstigten, der zum Zeitpunkt der Übereignung zehn Jahre alt war, wurde aufgegebenen, das Gut selbstständig zu bewirtschaften. Es ist Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), der es in der preußischen Geschichte als Soldatenkönig zu einiger Denkwürdigkeit brachte. Weil er zwar den Krieg nicht besonders liebte und auch kaum Kriege führte - liebte er doch um so mehr die Krieger - die in großem Stil im Lande ausgehobenen wurden. Ganz besonders aber liebte er die, die nicht kleiner als 1,88 Meter waren - die Lange Kerls. Der Gesandte der Niederlande in Preußen Christiaan Carel van Lintelo (1669-1736) berichtet von einer launigen Ansprache des Königs, in der dieser über sein Credo sprach: "Mein Vater fand Freude an prächtigen Gebäuden, großen Mengen Juwelen, Silber, Gold und Möbeln und äußerlicher Magnifizienz (Pracht) - erlauben Sie, dass ich auch mein Vergnügen habe, das hauptsächlich in einer Menge guter Truppen besteht." In den Fesseln dieser fragwürdigen Leidenschaft schenkte er 1716 Zar Peter dem Großen (1672-1725) das inzwischen verschollene Bernsteinzimmer. Im Gegenzug versprach der Zar, jährlich 100 hochgewachsene Grenadiere nach Preußen zu schicken. Er hielt Wort. Bereits vor seiner Thronbesteigung hatte Friedrich Wilhelm ein "starkes Bataillon zu Mittenwalde" unter seinem Befehl, schreibt der Hofrat Salomon Jakob Morgenstern (1708-1785) in seinem Buch "Über Friedrich Wilhelm I. - Ein nachgelassenes Werk". Es war eine Privatgarde, ähnlich der fünfzigköpfigen "Spielzeugarmee", die der junge Peter im Dorf Preobraschenskoje unweit von Moskau unterhielt. Für Friedrich Wilhelms Mini-Heer wurden Söhne von Gutsuntertanen eingezogen. Die Einheit wurde "vor seinem Vater immer geheim gehalten: und wenn dieser (nach Mittenwald) reisete, um solches zu ertappen; so verbarg sich (die Privatgarde) zu Wusterhausen, in Behältnisse, wo Friedrich I., der nicht gern viel gehen mochte, sie schwerlich finden konnte".

Das "Monster Friedrich Wilhelm I." und die Langen Kerls

Statue des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I.
Statue des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. in der Kirchgasse in Böhmisch-Rixdorf. Das Denkmal schuf der Bildhauer Alfred Reichel (1856-1928). Foto: © -wn-

Das heute bestehende Bild vom "Monster Friedrich Wilhelm I." soll hier weder zusätzlich ausgemalt noch verharmlost werden. Es sei aber klargestellt: Dieser Monarch kaufte zwar die "Langen Kerls" gegen erkleckliche Summen in ganz Europa an, aber er verkaufte keine Soldaten wie etwa der Herzog Karl I. von Braunschweig (1735-80), der als "einer der prachtliebendsten, leichtsinnigsten und verschuldetsten Fürsten" deutscher Zunge beschrieben wird. Er verpflichtete sich im Dezember 1775, England 3964 Infanteristen und 336 berittene Dragoner für den überseeischen Einsatz gegen die amerikanische "Rebellenarmee" zu überlassen.
Für jeden Soldaten erhielt er 51 Taler und 15 Silbergroschen Werbegeld. In der berühmten Kammerdienerszene im bürgerlichen Trauerspiel "Kabale und Liebe" von Friedrich Schiller (1759-1805) gibt der Dichter das aufrüttelnd-anklagende Wort einem Vater, dessen Söhne Opfer des unmenschlichen Soldatenhandels sind, der ein schmachvolles Zeugnis kaltblütig-egoistischer deutscher Fürstenpolitik ist, so der Germanist Gotthold Joachim Müller (1906-1989).

Das Wusterhausener Schloss ist auch der Ort, an dem Friedrich Wilhelm I. sich ökonomisch profilierte. Er sanierte die zerrütteten Staatsfinanzen durch erhebliche Einsparungen in Budgets und drastische Kürzungen von Bezügen, Boni und Besoldungen und verhinderte einen drohenden Staatsbankrott. Er gehört nach Meinung von Historikern zu den fleißigsten Monarchen der Weltgeschichte; in täglicher stunden-, oft nächtelanger Schreibtischarbeit prüfte er die von den Ministern einlaufenden Berichte und traf meist die Entscheidungen allein. Mit Blick auf seine umfangreichen Reformen, mit denen er einen Merkantilstaat schaffen wollte, ein stark durch staatliche Eingriffe geprägtes Wirtschaftsmodell, wurde er als "Preußens größter innerer König" bezeichnet. Bei seinem Tode 1740 hinterließ er einen schuldenfreien Haushalt und einen Staatsschatz von zwei Millionen Preußischen Talern, die in Fässern im Keller des Berliner Schlosses lagerten. Seine Staatsausgaben, die 1740 sieben Millionen Taler betrugen, wurden zu 85 Prozent für das Militär verwendet. Die verdoppelte Kopfstärke des Heers betrug mittlerweile 80000 Mann.

In der Rückschau sieht man jedoch auch die Gestalt eines schnell handgreiflich werdenden cholerischen Menschen, dessen Prügelszenen nicht mit der damals vorherrschenden Annahme erklärt werden können, wonach eine Körperstrafe beim Geprügelten neben gespürtem Schlagschmerz moralisch wertvolle Regungen zutage fördern soll. Kein Zweifel: der Mann war ein wutgetriebener Schlägertyp - und das seit Kindesbeinen. Er verprügelte im Jähzorn seinen Lehrer Jean Philippe Rebeur (1663-1703), der dem Neunjährigen Lesen und Schreiben beibringen sollte. Auch seinen fünf Jahre älteren Cousin und Spielgefährten, Georg August, den späteren König von Großbritannien und Kurfürsten von Hannover (1683-1760), traktierte er mit Hieben auf Körper und Gesicht. Eine lebenslange Feindschaft ist die Folge. Und wenn er später Soldaten züchtigte, war es ihm egal, ob er sich dazu auf dem Exerzierfeld oder selbst in der Kirche hinreißen ließ. 1730 fällt Friedrich Wilhelm über den 18jährigen Kronprinzen Friedrich her, dessen Fluchtversuch entdeckt war. Der Schriftsteller Franz Kugler (1808-1858) schreibt in seiner "Geschichte Friedrichs des Großen": Am Tage nach der Flucht sei der Vater das Schiff gekommen, auf dem der Sohn gefangen gesetzt worden war und "kaum erblickte er den Prinzen, so übermannte ihn sein mühsam zurückgehaltener Jähzorn; er fiel über ihn her und schlug ihn mit seinem Stocke das Gesicht blutig. Mit verbissenem Schmerze rief Friedrich aus: "Nie hat ein brandenburgisches Gesicht solche Schmach erlitten!" Die anwesenden Offiziere entrissen ihn (aus) den Händen des Königs ..." (Siehe den Beitrag "Die Festung Küstrin: Das Pompeji an der Oder") Auch in Königs Wusterhausen bekam der in seinen Augen durch das Lesen von Büchern verweichlichte Sohn gelegentlich den Knüppel des Vaters zu spüren. Der Historiker Christopher Clark (geb. 1960) fasst die Eigenschaften des Monarchen so zusammen: Er war "extrem misstrauisch, schroff, mitunter geradezu roh im Umgang und tendierte zu Wutausbrüchen und akuten Anfällen von Melancholie. Obwohl er über eine messerscharfe Intelligenz verfügte, bereitete ihm das Lesen und Schreiben schon in seiner Muttersprache große Mühe (gut möglich, dass er Legastheniker war). Jegliche Form von kultureller oder intellektueller Betätigung, die keinen unmittelbaren praktischen (und damit meinte er im Wesentlichen: militärischen) Nutzen hatte, betrachtete er mit großer Skepsis."

Ein Fausthieb ins Gesicht Friedrich Wilhelms I.

Einmal aber soll Majestät selbst etwas abbekommen haben, was man in der preußischen Mundart eine Praz nannte - also nicht nur eine Ohrfeige schlechthin, sondern einen Schlag mit - wieder preußisch - Schmauts oder Effet. Ausführende war die junge Sophie Marie von Pannwitz (1729-1814), ein Mädchen, von dem es heißt, es habe sich früh zu einer großen Schönheit entwickelt und sei bereits mit elf Jahren beinahe erwachsen und deshalb so hübsch gewesen, dass sie das ganz besondere Wohlgefallen des 41 Jahre älteren Königs erregt haben soll. Sophie Marie war die Tochter einer Hofdame aus dem Umfeld von Königin Sophie Dorothea (1687-1757). Mutter und Tochter fuhren am 12. Juni 1733 im Gefolge der königlichen Familie zur Hochzeit des späteren Friedrich II. (1712-1786) im zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel gelegenen Schloss Salzdahlum. Dort, auf einer schmalen Geheimtreppe, soll es sich zugetragen haben, nachdem sich Friedrich Wilhelm und die junge Sophie Marie auf einer schmalen Geheimtreppe begegnet waren. Des Königs älteste Tochter Friederike Sophie Wilhelmine (1709-1758) schreibt später über den Vorgang: "Sie wollte entfliehen (ausweichen), er hinderte sie und wollte sie umarmen, indem er seine Hand an ihren Busen legte. In ihrer Entrüstung versetzte ihm diese Dame einen so heftigen Faustschlag mitten ist Gesicht, dass ihm das Blut alsbald aus Mund und Nase hervorquoll. Er trug es ihr nicht nach und begnügte sich (damit), sie von nun an die böse Hexe zu nennen." Salomon Jakob Morgenstern berichtet, wie der König zu Hause aufkommenden "Anfechtungen des Willens und des Fleisches" begegnete und sich einer "erhabenen Tugend" befleißigte. Eine Charlottenburger Kastellans-Tochter, die seine Libido in Unruhe versetzt hatte, weil sie ihm "zu reizend vorkam", gab er kurzerhand einem Mann zur sofortigen Eheschließung, damit er "durch dieses Band sich selbst die Gelegenheit zu sündigen abschnitte".

Der "lustige Rat" Jacob Paul von Gundling muss einen Affen küssen

Gänzlich ohne Frauen ging es in den Tabakkollegien im Schloss Königs Wusterhausen zu, die sich von fünf Uhr nachmittags bis Mitternacht hinzogen. Es waren vom König veranlasste Männerveranstaltungen mit Rauchpflicht, bei denen Ränge und Titel keine Rolle spielten und deren Teilnehmer sich an reichlich Bier, unausgesetzten Nikotin-Inhalationen und an der Demütigung heran befohlener Untertanen erfreuten. Diese rohen Runden bewirkten eine Renaissance der Hofnarren. Engagiert sind sie als "Lustige Räte". Der bekannteste in diesen abartigen Zeitvertreiben ist der Historiker und "Zeitungsvorleser" Jacob Paul von Gundling (1673-1731), mit dem man entwürdigende Scherze trieb. Ein wie er gekleideter Affe wird ihm einmal als sein leiblicher Sohn vorgestellt. Gundling wird genötigt, das Tier in die Arme zu schließen und zu küssen. Theodor Fontane (1819-1898) nennt den alkoholsüchtigen Gundling einen Menschen, "der Witz und Wüstheit, Wein und Wissensdurst, niedere Gesinnung und stupende Gelehrsamkeit in sich vereinigte". Der Kulturhistoriker Karl Friedrich Flögel (1729-1788) schreibt in seiner "Geschichte der Hofnarren", die "Räte" seien späterhin alles andere als lustig gewesen. War dem König ein Possenreißer aufgefallen, "so wurde er unter Aufseher gegeben, die den armen Menschen so hart fielen (vorbereiteten), dass, anstatt aufgeweckt, lustig und scherzhaft zu werden, selbige vielmehr in Tiefsinnigkeit verfiel". Die "Räte" "mussten so lange Vorträge machen, bis der König ... mitzusprechen veranlasst wurde. Zu dem Ende hielt der König für diese alle menschenmöglichen Zeitungen. Daraus flossen denn die ersten Vorträge von Welthändeln", schreibt Salomon Jakob Morgenstern.

Neben der Regierungsarbeit und den Tabagien gab es für den König nur noch eines: die Jagd. In seinem biografischen Roman schreibt der Publizist Jochen Klepper (1903-1942): "Nun war wieder Jagdzeit, und auf Wusterhausen drängten sich die Offiziere und Minister und Gesandten, wimmelte es von allem, was jagdfroh war oder vor dem König doch so scheinen wollte." Am 3. November 1730 war aber alles anders. Es sollte wieder die Hubertusjagd stattfinden. Und sie fiel aus. Sechs Tage zuvor hatte sich ein Kriegsgericht in Köpenick geweigert, den Freund seines Sohnes Friedrich, Hans Hermann von Katte (1704-1730), wegen Verrates zum Tode zu verurteilen. Das Gericht weigerte sich; der Choleriker lief zu großer Form auf und sprach das Todesurteil selbst. Katte wurde am 6. November in Küstrin enthauptet. Wenn Geschichte tiefe, ernste Punkte hat - dann ist das in dieser Sache auch der Fall gewesen.

Wie man zum Schloss Königs Wusterhausen kommt:
Von Berlin aus fährt man mit dem Auto auf der Bundesstraße B179 bis nach Königs Wusterhausen.

Königs Wusterhausen im Landkreis Dahme-Spreewald:

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