Luckau in der Niederlausitz: Wenn der Mantel der Geschichte weht

Wann und wo spürt man den Mantel der Geschichte wehen? Man sagt, wenn sich Zeitläufte dynamisieren, zu unerwarteten Wenden neigen und auch eher kleine,
Das Barockgiebelhaus in Luckau
Barockgiebelhaus am Luckauer Markt - Foto © -wn-
aber doch denkwürdig werdende Gegenstände am Rand des geschichtlichen Weges zurücklassen. Denn um ein historisches Ereignis noch einmal vor Augen zu haben, ist nicht unbedingt ein Reiterstandbild Friedrichs des Großen vonnöten, kein innig aufblickender Martin Luther auf dem Sockel, auch kein barockes Erbbegräbnis mit eingravierten goldenen Namen auf dem Stein. So ist das auch im Städtchen Luckau im Landkreis Dahme-Spreewald mit seinen über 10000 Einwohnern (einschließlich aller Orts- und Gemeindeteile), das man die "Perle der Niederlausitz" nennt. Seine Gründungsurkunde ist auf das Jahr 1276 datiert. Und dort zeigt ein profanes, zum Glück nicht verloren gegangenes Utensil geschichtliches Eingebundensein der Stadt an…
 
Sehenswürdigkeiten in Luckau:
  • St. Nikolaikirche
  • Stadtbefestigung
  • Museum für Humor
  • Rathaus
  • Locations & Firmen in Luckau:
  • Ärzte
  • Rechtsanwälte
  • Hotels
  • Restaurants
  •  

    Wissenswertes über die Stadt Luckau

    Dabei fühlt man sich schon auf dem Markt der von einer mittelalterlichen Stadtmauer umfriedeten Ortsmitte bereits ins Frühere gewiesen: Gepflegte Barockgiebelhäuser, darunter mit italienischen, spätmanieristischen Stuckfassaden, säumen den Platz, auf dem die romanische Georgenkapelle mit dem Hausmannsturm die Blicke auf sich zieht. Die Kapelle ist heute städtischer Festsaal. Vom Turm aus hat man nach Süden hin einen Blick auf das kultivierte Restloch des früheren Braunkohletagebaues Schlabendorf-Süd; aus dem Osten winkt der Spreewald herüber. Darüber hinaus gibt es noch das "Kulturkirche" genannte Niederlausitz-Museum, wo neben anderen Exponaten eine aus einem Baumstamm gefertigte Holztruhe oder der 1949 gebaute, unverkleidete Traktor Universal2 mit unbereiften Eisenrädern aus dem sowjetischen Wladimir ausgestellt sind. Schließlich bewahren sie jenen Gegenstand auf, über den Luckau mit der Geschichte Europas verbunden ist: eine kupferne Wärmflasche mit verziertem Schraubverschluss. In der Nacht vom 20. zum 21. Juli 1813 erlangte sie durch den Kontakt mit den ewig kalten Füßen Napoleons I. (1769-1821) die Bedeutung eines kostbaren Souvenirs. Der Kaiser nahm in Luckau für eine Nacht Quartier im Sommerhaus des betuchten Kaufmann Vogt. Der 44jährige magen-, leber- und blasenkranke Monarch, den es wegen einer Truppeninspektion hierher verschlug, hatte eine Wärmflasche fürs Bett verlangt. Einen besseren Dienst konnte er dem späteren Luckauer Fremdenverkehrsgewerbe nicht erweisen; auch gehen doppelsinnige Sprüche um wie: "Napoleon bekam hier kalte Füße". Wir befinden uns immerhin in der Zeit der Befreiungskriege; etwa 90 Tage später - nach seiner Niederlage während der Leipziger Völkerschlacht vom 16. bis 19. Oktober - kann sich Bonaparte gerade noch über den Rhein nach Frankreich retten. Es floh der Mann, den man den großen Würger nannte und der im Gespräch mit dem österreichischen "Leiter der auswärtigen Angelegenheiten" Klemens Wenzel Fürst von Metternich (1773-1859) einmal bekannte: "Ich bin im Felde aufgewachsen, und ein Mann wie ich schert sich wenig um das Leben einer Million Menschen." Es ist derselbe Alleinherrscher, der auch den Deutschen den sogenannten Code zivil von 1804 hinterließ, sogar Code Napoleon genannt, der - mit Änderungen - noch heute das verfassungsrechtliche Rückgrat des bürgerlichen Rechtsstaates bildet.

    Von dieser in der Französischen Revolution begründeten Errungenschaft - verbriefte Grundrechte für jeden Menschen - ist damals in Luckau noch nichts zu spüren. Im Gegenteil: Nach den anfänglichen Siegen der Napoleonischen Armee über die preußisch-russischen Verbände bei Großgörschen und Bautzen im Mai 1813 marschiert am 4. Juni das französische Korps des Marschalls Charles-Nicolas Oudinot aus südöstlicher Richtung auf Luckau zu - mit dem Ziel eines späteren Einmarsches in Berlin. An diesem Tag wird die Stadt zum Schauplatz eines wichtigen preußisch-russischen Sieges, der Berlin vor einem französischen Eindringen rettet. Ein Name kommt ins Spiel, den man heutzutage nur mit hochrangigem Humor verbindet: von Bülow. Loriots Vorfahre in direkter Linie, General Friedrich Wilhelm Freiherr von Bülow, Graf von Dennewitz (1755-1816), gelingt es unter erheblichen Verlusten, den französischen Vormarsch auf Luckau und Berlin zu stoppen. Die Kommune, in deren Calauer Vorstadt es zwar schon brennt, bleibt - zumindest an diesem Tag - uneingenommen, muss aber Kanonen-Treffer hinnehmen. Es gibt Panik unter den Bewohnern. "Frauen mit fliegenden Haaren, mit weinenden Kindern auf dem Arm, an den Händen und an ihren Kleidern hängend, Männer, zum Theil mit (der) Rettung des brüllenden Viehes beschäftigt, stürzten in wilder Hast, den Ausdruck der Verzweiflung auf dem Gesichte tragend, den Windmühlenberg hinter Luckau zu", heißt es in einem 1843 in Potsdam erschienenen Bericht eines anonym bleibenden "höhern Offiziers der Preußischen Armee". Von Bülow geht als Retter Berlins in die Geschichte ein. Die weitgehend unzerstört gebliebene historische Bebauung Luckaus ist ihm mit zu verdanken. Die Stadt hat ein großes Friedensglück.

    Und auch 132 Jahre später während der "Berliner Operation" der Roten Armee blieb jeder Stein auf dem anderen. Verbände der 4. Garde-Panzer-Armee der 1. Ukrainischen Front bewegen sich im April 1945 auf die Stadt zu. Ihre kampflose Übergabe bewahrt sie vor der Zerstörung. Anders zum Beispiel in Kietz bei Küstrin, in Wriezen im Oderbruch oder in Müncheberg, wo Fanatiker Widerstand leisten - zu rund 90 Prozent liegen diese Orte schließlich in Schutt und Asche. Wahrscheinlich war die Stimmung des Aufatmens 1945 in Luckau ähnlich der, die dort am 15. Februar 1763 herrschte, als mit dem Frieden von Hubertusburg der Siebenjährige Krieg zu Ende ging. Der Diakon der Luckauer Haupt-Kirche Gotthelf Benjamin Köhler hatte damals veröffentlichten Predigttexten den emphatischen Ausruf vorangestellt: "Freue dich Luckau, jauchtze du evangelisches Zion!" Die Menschen zeigten, heißt es, "gerechte Regungen der inneren Freude". Predigten zu hören oder nachzulesen, mag nicht jedermanns Sache sein. Wer sich jedoch in die kräftig-freudige Klangwelt der im Dezember 1813 uraufgeführten Siebenten Sinfonie Ludwig van Beethovens mit ihrem bis in unsere Tage unverminderten Begeisterungswert begibt, bekommt eine Ahnung davon, was es heißt, einen Frieden gewonnen zu haben.
    Wie man nach Luckau kommt:
    Von Berlin aus führt die Bundesstraße 96 direkt in die Stadt. Um wenige Kilometer länger ist die Fahrt über die Autobahn A13 Richtung Dresden. Man verlässt sie an der Abfahrt Duben.
    Text: -wn- / Stand: 06.07.2014

    Adresse der Stadtverwaltung:
    Am Markt 34
    15926 Luckau

    Mehr über Luckau:
  • -


  •  
    Sehenswürdigkeiten Ausflugstipps Urlaub in Dahme-Spreewald Firmen in Dahme-Spreewald Kreisfreie Städte Brandenburger Landkreise Urlaub in Brandenburg Feiertage & Ferien Städte und Dörfer Naturparks Sehenswürdigkeiten in Berlin Berliner Firmenverzeichnis Handwerker in Berlin Locations in Berlin Einkaufen in Berlin Urlaub in Berlin Freizeit in Berlin Berliner Bezirke Sonstiges Partnerschaft & Kontakte Wellness Wohnen Arbeit Blog Datenschutz Cookie-Einstellungen