Die Stadt Lebus an der Oder: Verhalten urban

Tote Hose dort - aus Liebe zum Brandenburgischen wollte es Theodor Fontane (1819-
Die Stadt Lebus an der Oder
Blick auf Lebus in Brandenburg - Foto © -wn-
1898) so drastisch nicht ausdrücken, als er auf seiner Schiffspassage Richtung Küstrin und Schwedt vermutlich 1860 linkerhand das Lebuser Ufer an sich vorüberziehen sah. Man könne sich, hält er fest, jedoch "eines Lächelns … nicht erwehren, wenn man in alten Chroniken liest, dass um den Besitz von Lebus heiße Schlachten geschlagen wurden, dass hier die slawische und die germanische Welt, Polenkönige und thüringische Herzöge, in heißen Kämpfen zusammenstießen, und dass der Schlachtruf mehr als einmal lautete: ‚Lebus oder der Tod'". Die lastende Ruhe über dem heutigen Grenzland behindert das Erinnern an solche heraus gehobenen Zeiten, mit denen sich die Lokalitäten sonst immer gerne schmücken. Selbst wer Lebus einst gründete und warum, bleibt im Dunkel der Geschichte. Lapidar heißt es in der Überlieferung "Vom Ursprunge des Städtchens weiß man nichts näheres."
 
Sehenswürdigkeiten in Lebus:
  • Haus Lebuser Land
  • Stadtkirche St. Marien
  • Turmberg
  • Sowj. Kriegsgräberstätte
  • Locations & Firmen in Lebus:
  • Ärzte
  • Rechtsanwälte
  • Hotels
  • Restaurants
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    Wissenswertes über Lebus

    Einiges kennt man allerdings von den germanischen Stämmen der Langobarden und Semnonen, die auf diesem für hiesige Uferverhältnisse imposant aufragenden Bergrücken an der Oder im ersten Jahrtausend u.Z. zeitweise siedelten. Es heißt, sie hätten manche Dinge des täglichen Lebens mit einer für uns schwer begreifbaren Daseinsfreude - nämlich im Dusel - zu regeln versucht: "Alle wichtigen Angelegenheiten wurden im Trunke überlegt; Ehen, Freundschaften, Bündnisse im Rausch errichtet; Krieg und Frieden trunken beschlossen." Neben der Kenntnis dieser überlieferten Trinksitten ist auch eine städtebauliche Besonderheit des Ortes geblieben: er verfügt über die Seltenheit eines fehlenden Marktmittelpunktes, so dass er als ehemaliges Rundplatzdorf der Wenden, die den Germanen folgten, nicht infrage kommen kann. Wegen dieser unaufgeklärten Eigentümlichkeit hielt man den Flecken eine Zeit lang sogar für eine römische Siedlung. Belegt hingegen ist, dass das Land Lebus mit dem Ort als Mittelpunkt 1250 an die askanischen Markgrafen von Brandenburg fiel.

    Heute hat die Stadt eher dörfliche Züge. Auf dem 500 Meter langen und 50 bis 100 Meter breiten Bergrücken liegt sie abgesondert am Südende des Oderbruches. Ihre zwei Ebenen - die eine oben auf der Lebuser Hochfläche, die zweite unten am Fuße des steilen Plateaus direkt am Fluss - fügen sich in eine entrückt wirkende Hügel- und Auenlandschaft ein. Von solcher Einsamkeit war früher keine Spur. Noch im 17. Jahrhundert lebten hinter den zwölf Lebuser Stadttoren bis zu 10000 Menschen (!). Die Zahl ist seitdem auf die Marke von unter 4000 Menschen abgestürzt. Kein Wunder, dass das Preußische Reisetaschenbuch von 1831 "zum Gebrauch aller Stände" Lebus als "das jetzt kleine, offene, unbedeutende Städtchen" einstuft. Denn von all den herausragenden geschichtlichen Sachverhalten - als da sind: wendische Grenzbefestigung, Bischofsstadt mit (später abgebrannter) Kathedrale, Ort gleich dreier Burgen oben auf den Hügeln, Kreuzung der Handelswege von der Ostsee nach Italien und von Posen nach Flandern - blieb die schlichte kleine Pfarrkirche St. Marien unterhalb des Burghügels zurück (Foto). Mehrfach wurde auch dieses Gotteshaus ein Opfer der Flammen, vor über 200 Jahren das vorletzte Mal, 1945 ging es zusammen mit der Altstadt in Trümmer. Der Neubau von 1954 ist jetzt das Wahrzeichen der kleinen Oderstadt. Aber auch in den Ortbeschreibungen der letzten Jahre dominieren die Töne in Moll. Sie decken sich mit der Zeile, die der aus dem heute polnischen Nowy Lubusz gebürtige Schriftsteller Günter Eich (1907-1972) in sein innig-geistreiches Gedicht "Oder, mein Fluss, der keine Quelle hat" einfügte: "Wer kommt, geht bald wieder fort." So klingen auch die Reportagen. "Das Handy ist immer noch tot. Ich muss die Nacht in Lebus verbringen. Ich nehme ein Zimmer im Gasthof", schreibt der Korrespondent eines Blatts. An anderer Stelle heißt es: "… meine Mission in Lebus ist beendet. Kurz hinter dem Dorf bleibe ich mit dem Wagen liegen." Oder: "Ich mache mich auf den Weg in das Dorf mit dem seltsamen Namen Lebus. Der Tag ist düster, die Straßen sind feucht."

    Vielleicht wussten die Autoren solch dumpf klingender Sätze nicht, dass in Lebus zum ersten natürlich für alles gesorgt ist, was Leib und Seele zusammenhält. Aus der Welt ist man auch nicht. Busverbindungen bestehen nach Frankfurt (Oder) und ins nahe Seelow. Vom Burgberg aus hat man einen beeindruckenden Fernblick nach beiden Seiten des Flusses und über die polnischen Ufer-Buhnen hinweg weit hinein in die Wojewodschaft Ziemia Lubuska (Lebuser Land). Wanderer, Skater oder Radler, die auf dem hier durchführenden Europäischen "Oder-Neiße-Radweg" unterwegs sind, oder auch die Wasserwanderer, finden angemessene Unterkünfte und einen Platz zum Biwakieren. Sehenswert sind die "Pontischen Hänge" an den nach Süden gelegenen Böschungen der kleinen Lebuser Oderbucht. Man vergleicht diese eiszeitlichen Schrägen stolz mit den Hängen, mit denen das nordanatolische Pontische Gebirge ins Schwarze Meer hinunter stürzt. An diesen sonnenreichen Plätzen gedeiht im Frühling das gelb blühende Adonisröschen (Adonis vernalis) in massenhafter Dimension. Wer die alljährliche Pracht sehen will, muss sich zum ornithologischen Lehrpfad in die Straße Unterkrug begeben. Das Stück Oderbruchkante hinüber ins nordwestliche Seelow, also weg vom Fluss ins Landesinnere, überrascht mit einem Haargras-Steppenrasen und etlichen genügsamen Kräutersorten, die einem mongolischen Kalmücken heftige Wohllaue entlocken würden. Und so ist es wohl die gegenwärtige Lebuser Schickung, dass sich auf der Gemarkung der Stadt mit verhaltener Urbanität großer Geschichtsverlauf mit ruhiger Alltäglichkeit und kleinen Naturwundern mischen.

    Der Weg nach Lebus in Brandenburg:
    Mit dem Auto bietet sich von Berlin aus die Bundesstraße 1 an, von der man in Seelow rechts nach Lebus abbiegen muss.
    Text: -wn- / Stand: 11.06.2014

    Adresse der Amtsverwaltung:
    Breite Str. 1
    15326 Lebus


     
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