Museum Seelower Höhen

Text: -wn- (Journalist aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 18.02.2023

Museum Seelower Höhen
Blick auf das Museum Seelower Höhen und die Gedenkstätte. - Foto: © -wn-

In diesem Artikel stellen wir das Museum Seelower Höhen vor. Wir informieren u.a. über Öffnungszeiten und Eintrittspreise.

Die Seelower Höhen - "Ach, ihr Wege / trostlos, endlos weit"

Wer vom Polenmarkt in Kostrzyn/Oder mit gefüllten Taschen und aufgetankt zurück in Richtung Grenze fährt, auf den kommt auf der schnurgeraden Bundesstraße eins nach rund zwanzig Kilometern am östlichen Seelower Stadtrand eine abrupte Steigung zu.

Sie ist ungewöhnlich in dieser flussnahen ebenen Landschaft von Märkisch-Oderland. Ihretwegen aber wurden die Areale links und rechts der früheren Reichsstraße eins zwischen der Grenze und Seelow zu historischen Räumen.
Hier fand vom 16. bis zum 19. April 1945 die aufwendigste Schlacht des Zweiten Weltkrieges auf deutschem Boden statt - der Kampf um die Seelower Höhen.

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Was passierte in den Seelower Höhen?

Mit diesem Gefecht, eine Metzelei ohnegleichen, leitete die Rote Armee die sogenannte Berliner Operation ein. Direkt gegenüber standen sich am Beginn die Erste Belorussische Front unter dem Befehl von Marschall Georgi Schukow und die 9. Armee der deutschen Heeresgruppe Weichsel unter dem Kommando des Generals Theodor Busse. Das Überwinden der Ostbrandenburgischen Platte war für die sowjetische Armee von strategischer Bedeutung. In dem geografisch komplizierten Raum liegt Berlin. Und - vom Oderufer nach Westen gesehen - davor die bis zu 50 Meter hoch aufragenden Seelower Höhen, die sich am Westrand des Oderbruchs nach Süden ziehen. Ihre mit Panzern kaum zu überwindenden, weil 35 Grad steilen Hänge haben zusätzlich schluchtartige Vertiefungen und Hinterhänge. Der geschichtliche Rang der Schlacht um diese Höhen, also die Bedeutung für nachfolgende größere Zeiträume, ergibt sich nicht nur aus den geografischen Besonderheiten. Die Seelower Höhen stehen den berühmten Kriegsschauplätzen Europas in nichts nach. Hier, wo noch einmal Tausende sowjetische und deutsche Soldaten ihr Leben lassen mussten, wurde über das Schicksal Europas entschieden. Es bahnte sich das "Waterloo" Hitlers an, dessen Leben nur noch wenige Tage währte. Bei der vergleichbaren Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege am 18. Juni 1815 bei Waterloo hatten britische Truppen unter Arthur Wellington und preußische Verbände unter Gebhard Leberecht Blücher die Franzosen besiegt. 47000 Tote und Verwundete stehen zu Buche. Der vertriebene Imperator, der noch sechs Jahre auf der Britischen Atlantikinsel Sankt Helena lebte, hinterließ aber immerhin den anfangs nach ihm benannten Code civil, dessen Grundgedanken auch ins deutsche Grundgesetz eingingen wie z.B. die Gleichheit vor dem Gesetz, Zivilehe und Eigentumsfreiheit - alles Ergebnisse der Französischen Revolution. Hitler hinterließ ein zerstörtes und demoralisiertes Deutschland.

Seelower Höhen Schlacht 1945

Marschall Schukow geht als Überwinder der bei Seelow gut ausgebauten Stellungen der 9. Armee ein, der stärksten deutsche Gruppierung, die es noch auf dem Weg nach Berlin zu zerschlagen galt. Wie in der Gedenkstätte Seelower Höhen (Foto) östlich vor den Toren der Stadt dokumentiert wird, kostete der unter enormen Zeitdruck losgebrochene Frontal- und Sturmangriff der Roten Armee auf die deutschen Stellungen 70000 sowjetischen Soldaten und 2000 polnischen Kämpfer das Leben. Auf der anderen Seite der Front gingen 12000 deutsche Soldaten in den Tod. Schukow war ein Getriebener. Stalin wollte, dass seine Armee die faschistische Machtzentrale in Berlin vor dem Eintreffen der westlichen Alliierten aushebt. Er hatte Schukow befohlen, die deutschen Stellungen auf und hinter den Seelower Höhen am 16. April 1945 anzugreifen und noch am selben Tag zu vernichten. Der auf einem Diorama im Museum dargestellte Angriff der Roten Armee ab 03.00 Uhr MESZ ist in der Kriegsgeschichte unikal. Aus 9000 Geschützrohren beschossen die Kanoniere gleichzeitig die deutschen Stellungen. Später griffen Flugzeuge und Panzer an. 143 Scheinwerfer leuchten das morgendliche Gelände aus, blenden den Feind, aber, was nicht bedacht wurde, im Nebel auch die Angreifer. Der Erstangriff wird zur Katastrophe, was Schukow später in seinen "Erinnerungen und Gedanken" nach Kräften herunterspielen wird. Der sumpfige Grund erschwert die Vorwärtsbewegung, die vom Angriff keineswegs überraschten Deutschen halten die Stellungen. Erst am 19. April brachen Schukows Truppen durch die letzte deutsche Linie. Heutige Militärhistoriker machen geltend, dass die unermesslichen Menschenopfer auf sowjetischer Seite mit rein militärischen Gründen nicht erklärt werden können, sondern mit dem politischen Druck des Oberbefehlshabers in Moskau.

Auf dem früheren, nach einem gleichnamigen Seelower Naturverein benannten Verschönerungsberg nahe dem Museum steht - dem Denkmal in Berlin-Treptow vergleichbar - die vier Meter hohe Bronze-Statue eines jungen Sowjetsoldaten. Ihr Schöpfer ist der sowjetische Bildhauer Lew Jefimowitsch Kerbel (1917-2003), der auch Erschaffer des Chemnitzer "Nischels" ist, des in der dortigen Brückenstraße aufgestellten über sieben Meter hohen Karl-Marx-Kopfes und des Denkmals für den ermordeten deutschen Antifaschisten Ernst Thälmann im Prenzlauer Berg. Während Kerbel in Thälmanns Konterfei dessen verbürgte Unbildung und Selbstverblendung (der Zeithistoriker Hermann Weber) zugunsten einer hohl und religiös anmutenden heldischen Pose fortließ, gelang ihm mit dem Seelower Soldaten eine imposante, hier nun betont unheldische - und dennoch patriotische Darstellung. Der deutsche Metall-Restaurator Thomas Heyde, der den Soldaten bei einer Instandsetzung vor einiger Zeit aus nächster Nähe sah, findet das Gesicht der Bronzefigur überwältigend. "Die von Falten gekennzeichnete Stirn, der traurige Gesichtsausdruck und die vollen Lippen" zeigen, "dass er kein Gewinner ist, sondern weiß, dass Menschen wie er auch Verlierer waren". Der Soldat, der sehnsuchtsvoll in Richtung Osten blickt, erweckt den Eindruck, als ob er das (von Ernst Busch feinfühlig aus dem Russischen übersetzte) schwermütige Lied "Ach, ihr Wege" auf den Lippen hat.
Seelenwund heißt es dort:

"Ach, ihr Wege
trostlos, endlos weit.
Tag und Nacht, die Kälte
gibt uns Frontgeleit.
Panzer rollen.
Hör die Raben schrei'n.
Sterbend liegt dein Bruder
an des Weges Rain."

Wie kommt man zur Gedenkstätte Seelower Höhen?

Von Berlin aus ist die Bundesstraße 1, an der Seelow liegt, die günstigste Verbindung. Nach dem Durchfahren der Stadt biegt man rechts in die Küstriner Straße ein. Nach wenigen Metern sieht man die Gedenkstätte und das Museum Seelower Höhen.

Adresse:
Gedenkstätte Seelower Höhen
Küstriner Str. 28 A
15306 Seelow
Tel: 033 46/ 597

Öffnungszeiten der Gedenkstätte Seelower Höhen:

November - März
Dienstag bis Sonntag 10:00 Uhr - 16:00 Uhr
Weihnachten bis Neujahr geschlossen

April - Oktober
Dienstag bis Sonntag 10:00 Uhr - 17:00 Uhr
Feiertage geöffnet

Eintrittspreise Museum Seelower Höhen:

Erwachsene 4,00 €
Ermäßigt 3,00 €
Familienkarte 8,00 €

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