NABU-Weißstorchzentrum: Operativer Vorgang "Cico"

Der unberingte Weißstorch, um den es hier geht, heißt Cico, ist von anderen aus seiner Art Ciconia ciconia allenfalls durch
Ein Storch in seinem Nest
Die Weißstorch Station in Vetschau - Foto © -wn-
ein besonderes Krächzen unterscheidbar, das wie der Kampfruf von zehn erregten Sperlingen klingt. Cico hat eine deutsche Sommeradresse: Drebkauer Straße 2a in 03226 Vetschau/Spreewald. Vermutlich seit 2005 nistet der imposante Stelzvogel mit wechselnden Partnerinnen in einem Horst auf dem Gelände des Weißstorch-Informationszentrums des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU). Die kunstlose Brutstatt aus rundwärts ineinander geschobenen fingerdicken Zweigen mit ausgepolsterter Innenmulde ruht auf einem zehn Meter hohen Niederspannungsmast, dem eine Stahlkonstruktion von etwa einem Meter Durchmesser sowie ein Weidenkorb aufgesetzt wurden. An einer solchen Örtlichkeit fliegt kein Storch gleichgültig vorbei, auch wenn sein Blick kritisch bleibt. Denn Störche fallen nicht nur durch - wie wir es empfinden - stolzen Gleitflug und Grandezza beim Schreiten auf. Sie verfügen - im Gegensatz zur Einfalt der Gans oder dem Dünkel des Hühnerhahns - auch über ausreichend Intelligenz, um durch Augenschein zu befinden, ob eine Nistunterlage den Sommer übersteht oder eher nicht. Was aber Cico und seine Familie bei allem Scharfblick nicht wissen können: Von der Ankunft aus Afrika bis zum Abflug dorthin sind sie ein operativer Vorgang. Wie bei einer geheimdienstlichen Überwachung wird ihr Tun und Treiben im Knüppelnest aufgezeichnet und von der Internetadresse www.storchennest.de auch noch zeitgleich in alle Welt verbreitet.
Adresse:
NABU-Weißstorch-Infozentrum
Drebkauer Straße 2 A
03226 Vetschau/Spreewald
Tel. und Fax 03 54 33-41 00

Öffnungszeiten der Weißstorch-Station:


1. Oktober bis 31. März:
Montag bis Freitag 10-16 Uhr

1. April bis 30. September:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr
Führungen nach Vereinbarung! Besuchergruppen können sich auch außerhalb der Öffnungszeiten für eine Führung anmelden.

Eintrittspreise der Weißstorch-Station:


Erwachsene 2 Euro
Kinder 50 Cent
Erwachsene mit Gästekarte 1,50 Euro
Menschen mit Behinderung 1 Euro
Kindergruppen ab 8 Personen 30 Cent
NABU-Mitglieder frei

Das NABU-Weißstorch-Infozentrum


Der 27. März war wieder einmal Tag 1. Ein Storch schwebte zum Horst, sichtbar ausgeruht, mit prächtigem zinnoberroten Schnabel, blütenweißem Gefieder und tiefschwarz glänzenden Schwungfedern. Er zeigte das Gehabe eines Hausherrn und begann sogleich, an abstehenden Ästen herumzuschnäbeln. NABU-Projektleiter Winfried Böhmer machte ihn alsbald als "den Cico" aus, als Vater der dreiköpfigenVorjahresbrut, die sich zurzeit - ihr Überleben vorausgesetzt - als noch nicht geschlechtsreife Jungstörche im südlichen Afrika herumtreiben.

Kinder der Vetschauer Kita "Sonnenkäfer" hatten die Drei unter Absingen von Liedern auf die Namen Chess, Mila und Gwen getauft. Mit solchen Namensgebungen stellt sich Vertrautheit mit der Kreatur nebenan her. Und obwohl der Weißstorch als schon in der Bibel erwähnter Kulturfolger die Menschennähe sucht, besteht zwischen den Vetschauer NABU-Leuten und den Störchen ansonsten kein näheres Verhältnis. Cico würde nie an Winfried Böhmers Arbeitszimmerfenster kommen, um sich etwa einen fetten Frosch abzuholen. Abstand wird gewahrt - anders als in diversen Zoosendungen des Fernsehens. Kameradschaft mit Tieren führt uns z.B. der für seine Dialoge mit Elefanten bekannte Leipziger Tierpfleger Michael Tempelhoff vor - etwa wenn er seine Dickhäuter mit forsch-wohlwollenden Bemerkungen anspricht wie "Halt doch mal ruhig, Dicke" oder "Auf geht's - go on" oder "Das ist ein grässliches Viehzeug manchmal".

Elefanten antworten bekanntlich nicht, Störche noch viel weniger. Auf der Startseite von www.storchennest.de findet sich deshalb der Hinweis: Sie beobachten hier ein Wild-Storchenpaar. In das Brutgeschehen wird grundsätzlich nicht eingegriffen! Gut gesagt. Die Dauerübertragung im Internet führt nicht selten dazu, die Vorgänge im Horst nach menschlicher Maßgabe zu betrachten. Anrührend fürsorglich erscheint es, wenn die Alttiere in der Sommerhitze den Jungen mit ausgebreiteten Flügeln Schatten spenden. Es beeindruckt die systematische Schwerarbeit des Fütterns. Und dann kam Pfingsten 2006. Dramatisch ging es im Storchennest zu, als ein Küken erfolglos versuchte, eine Schlange hinunterzuwürgen. Der Altvogel packte das Reptil nochmals und schleuderte das an ihm hängende Küken unabsichtlich auf den Nestrand. In dieser Situation lernten selbst die ornithologisch bewanderten NABU-Leute, dass sich der Altstorch für das Küken auf dem Nestrand nicht mehr zuständig fühlte. Tausende Internet-Nutzer beobachteten das mit Entsetzen. Die entgegen der obigen Erklärung alarmierte Vetschauer Feuerwehr legte das ausgekühlte Küken in die Nestmulde zurück - und die Vetschauer Storchenwelt war wieder in Ordnung.

Die Besucher der Station werden darüber aufgeklärt, dass sich oben im Horst mancherlei zuträgt, das nach unseren Begriffen grausam ist - das Verschlingen von Küken z.B. infolge von Futterknappheit oder deren Tötung und "Entsorgung". Für die Belange Adebars einzutreten, bedeutet anzuerkennen, dass er weder gut noch böse, sondern ein wildes, ja mörderisches Tier ist. In den vergangenen 70 Jahren hat sich sein Bestand in Deutschland mehr als halbiert. 2006 wurden 4164 Brutpaare gezählt. Ciconia ciconia bleibt bedroht.

Verkehrsverbindung zur Weißstorch-Station Vetschau :
Das NABU-Weißstorchzentrum befindet sich unweit der Autobahn A15, Abfahrt Vetschau.
Text: -wn- / Stand: 26.05.2014


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