Calau in der Lausitz: Kleinstadt mit Witz - ohne Kalauer

Gut beraten waren die Calauer, ihre Stadt am Nordostrand des Niederlausitzer Landrückens nicht als Hort des Kalauers herauszustellen.
Rathaus in Calau
Das Rathaus in Calau mit Renaissance-Elementen
Foto © -wn-
Auf die eigene Humorfähigkeit anspielend heißt es beim Umwerben der Touristen lediglich: Calau ist eine kerngesunde Kleinstadt mit Witz, was man dem freundlichen, aufgeräumten Städtlein, sorbisch Kalawa, nicht absprechen möchte. Zwar vollzieht sich das Leben zwischen der robusten Protestantismus abstrahlenden Stadtkirche und dem Rathaus mit seinen Renaissance-Elementen (Foto) eher beschaulich, aber ein verschlafenes Nest? - nihdy, um es sorbisch zu verneinen.
 
Sehenswürdigkeiten in Calau:
  • Stadtkirche Calau
  • Stadtmauer
  • Postmeilenstein
  • Schloss Zinnitz
  • Locations & Firmen in Calau:
  • Ärzte
  • Rechtsanwälte
  • Hotels
  • Restaurants
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    Wissenswertes über Calau

    Es gibt viel Grund, sich dort umzuschauen. Neben dem obligatorischen Heimat-Museum, das zwei hochinformative Stadt-Chroniken zeigt, lockt eine technische Sammlung mit historischen Standmotoren, Dampfmaschinen und Traktoren aus der Zeit von 1890 bis 1945. Kürzlich öffnete ein "Ost-Museum", eine umfangreiche Ausstellung mit mehr als 150 historischen Fahrzeugen sowie anderen Unikaten und Alltagsgegenständen der vergangenen Jahrzehnte. Zwar liegt Calau an keiner Bundesstraße, aber dafür ist die Stadt bestens ans Wegenetz für Radwanderer durch den Landkreis Oberspreewald-Lausitz angebunden. Im Süden befährt man ein Stück Lausitzer Bergland, mittwärts das Tal der Schwarzen Elster und im Norden den Spreewald.

    Trotz dieser touristischen Anreize wird außerhalb Calaus als Allererstes kolportiert, aus der Stadt kämen die flachen Kalauer-Witze. Man denkt an Heinz Erhardts Madengedicht, an dessen Ende der Specht auftaucht "und (er) verschlang die kleine fade / Made ohne Gnade. - Schade." Der Historiker Heinrich von Treitschke (1834-1896) verdammte solche schrägen Verbalkreationen als "faule Wortwitze, welche nicht zufällig den Namen Kalauer erhalten haben, da der Märker allein unter allen Germanen sie genießbar findet". Mit dieser unzutreffenden Behauptung war der allem Frohsinn abgeneigte Treitschke dem satirischen Wochenblatt Kladderadatsch auf den Leim gegangen, das zwischen 1848 und 1944 erschien. Ähnlich wie man in Berlin die drei Finsterwalder Provinz-Deppen Pampel, Knarrig und Stippe aus der Taufe hob, brachte der Kladderadatsch alberne Nachrichten aus der Provinz. Und die Rubrik hieß "Aus Kalau wird berichtet…", weil die Stadt als Synonym fürs Provinzielle herhalten musste, als eine Art Lausitzer Jerewan. In der Ausgabe vom 2. Juli 1865 dementierte das Blatt in satirischer Absicht angebliche Zeitungsmeldungen, nach denen das Minimalgehalt der Lehrer im Kalauer Kreis auf 80 Taler erhöht werden sollte. Das "war also jedenfalls nur - ein Kalauer", heißt es. Das Witzige sollte darin bestehen, dass für provinzielle Pauker mehr Geld gar nicht nötig sei. Der benutzte Begriff Kalauer ist vermutlich eine deutsche Ableitung des französischen Ausdrucks für Wortspiel "calembour". Hört man die Berlinische "Übersetzung" "kalangbuhr" ist man zumindest schon ein kleines Stück am Kalauer und an Calau dran. Auch intelligente Menschen konnten schließlich Kalauer und Calau nicht auseinanderhalten. Der ostdeutsche Schriftsteller Karl Mịckel (1935-2000) war ein Schöpfer geistreicher wie bizarrer Wortspiele. In seinem Buch "Lachmunds Freunde" findet sich der "Jahresend-Calauer": "Zu Süß-Kirschen und Nebelwirkungen eseln Sie die Packungsbeilager und schlagen Sie Ihren Arsch oder Hypotheker". Zur Verwunderung seiner Leser schrieb er weiter: "Was ich in meinem Leben noch erreichen will. Ich will Ehrenbürger von Calau werden."

    Calau kann damit nicht dienen. Es hat "wohl nie glänzende Tage des Ruhms gesehen, daher aber auch nie tiefen Fall zu betrauern gehabt", schreibt Stadtchronist Johann-Friedrich Merbach 1833 über die damals über 500 Jahre alte Geschichte. Bewegte, ernste Zeiten waren es aber doch. Durchziehende Heeresverbände nahmen den Ort in Beschlag. 1812 zog das Napoleonische Heer zu Teilen auch durch die Lausitz - seiner Niederlage in Russland entgegen. Am 21. Juli kam hier sogar der französische Kaiser vorbei. Eine angetretene Calauer Abordnung ließ er einfach stehen. Im Jahr darauf erschienen die Russen, die den wenigen davon gekommenen Franzosen nach Westen hinterher jagten. Es ist das Jahr der Leipziger Völkerschlacht. Das Niederringen des Napoleonischen Heeres unterstützen die Calauer mit rund 20000 Reichtalern in Form von Wäsche, Kleidung, Pferden, Rindvieh und Handwerkszeug. Wieder wechselten Kriegs- und Aufbaujahre. Dann 1945: Statt Kontributionen nun Zerstörung. Am 19 und 20. April schicken sich einige Calauer allen Ernstes an, die Stadt gegen die heranrückende Rote Armee verteidigen zu wollen; 130 Menschen sterben sinnlos. Erschießungen, Vergewaltigungen, Plünderungen, Selbstmorde bestimmen das Geschehen. 108 Gebäude, also die meisten, sind zerstört.

    Und die Stadt erholt sich erneut. An einem Sonnabend im Dezember 1946 feiern sie in der Dachziegel-Fabrik das erste Fest im Frieden. Für 19.00 Uhr ist ein "Gemeinsames Eintopfessen mit Fleischeinlage" anberaumt; Esslöffel sind mitzubringen. Kurz vor Mitternacht die "Gemeinsame Kaffeetafel". Ansonsten ist die Stadt von zusätzlichen Jahrestagsaufmärschen, Kampfappellen und schwülstigen Funktionärs-Ansprachen verschont geblieben. Denn in Calau begann auf die Geschichte der späteren DDR. Hier schlug die Stunde Null. Der Publizist Wolfgang Leonhard (geb. 1921) bestätigt in seinem Buch "Die Revolution entlässt ihre Kinder", dass am Abend des 30. April 1945 auf dem nahen Flugplatz Bronkow die Gruppe Ulbricht auf ihrem Weg von Moskau nach Berlin landete. Leonhard, damals bekennender Kommunist, gehörte ihr an. Im Politgedicht "Gesamtdeutscher März" weissagt Günter Grass 1965 etwas kalauernd: "Der Schnee verzehrt sich, Ulbricht dauert." Wenig lustig, aber korrekt vorausgesehen.

    Wie man nach Calau (im Landkreis Oberspreewald-Lausitz) kommt:
    Von Berlin aus bietet sich die Autobahn A13 an. Von der Anschlussstelle Calau bis zur Stadt sind es ca. 20 km.
    Text: -wn-

    Adresse der Stadtverwaltung:
    Platz des Friedens 10
    03205 Calau


     
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