Die Stadt Angermünde - "Damals war alles so schön"

"Da-ha-mals, da-ha-mals, damals war alles so schön / doch wir waren viel zu ju-hu-hung, um unser Glück zu versteh'n." Dieser stark ins Vergangene weisende Text ist heute weitgehend vergessen;
Angermünde in Brandenburg
Besuchen Sie doch mal die Stadt Angermünde
Foto © -wn-
keineswegs aber die Singstimme, die ihn 1961 zum Hit machte: das Belcanto der früh verstorbenen Angermünder Schlagersängerin Bärbel Wachholz (1938-1984). Das strahlend-helle Timbre ihrer Stimme ließ die gelernte Fotolaborantin in der ostdeutschen Alltagstristesse wie eine gütige Fee erscheinen. Geht man heute durch die Heimatstadt der Wachholz im Landkreis Uckermark, durch die mittlerweile über 770 Jahre alte ehemalige Ackerbürgerstadt zwischen Münde,- Wolletz- und Parsteiner See, kommt durchaus der Gedanke auf, dass früher alles "so schön" gewesen sein könnte. Allein die Fachwerkhäuser des Zentrums sind farbenfrohe Augenweiden, Sinnbilder einer, wie man so sagt, guten alten Zeit. Die beschauliche Innenstadt hat den Rang eines sorgsam rekonstruierten Bodendenkmals. 1991 war der Beschluss gefasst worden, die im Verfall begriffene historische Altstadt zu retten und zu sanieren. Nicht zuletzt das barocke Rathaus am Markt (Foto) mit seiner klassischen Fassade erweckt die Empfindung zeitloser Wohlgestalt; es stammt aus den Aufbaujahrzehnten nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), den kaum einer der damals 1700 Einwohner überlebte. Nur der Pfarrer und der Abdecker, sagt eine Urkunde, hatten sich vor den marodierenden Landsknechten retten können. Überhaupt - keiner der großen Kriege der letzten Jahrhunderte ging an der Stadt ohne Zerstörungen und Plünderungen vorbei. Einzig die am 27. April 1945 aus Westpommern vorrückende Rote Armee vermeidet den Angriff im letzten Moment. Bäckermeister Miers und Juwelier Nölte waren den Soldaten entgegen gegangen und machten geltend, dass aus der Stadt kein Schuss kommen wird.
 
Sehenswürdigkeiten in Angermünde:
  • Blumberger Mühle
  • Pfarrkirche St. Marien
  • Marktbrunnen
  • Biesenbrow
  • Locations & Firmen in Angermünde:
  • Ärzte
  • Rechtsanwälte
  • Hotels
  • Restaurants
  •  

    Das Leben in Angermünde in der Uckermark

    Doch auch wenn ihr die Zerstörung und später die totale gebäudewirtschaftliche Verwahrlosung erspart blieben - von einer heilen Welt kann heute keine Rede sein. In manchen Momenten scheint sich zwar das Schöne und Rührende wie ein Schleier auf die Stadt zu legen wie in diesem Sommer, als der populäre Angermünder Kantor Dieter Glös auf seiner eigenen Hochzeit nach Eheversprechen und Einsegnung auf der Orgel ein Präludium von Johann Sebastian Bach voll Wucht und Feinsinn intonierte, während Braut Andrea solo im Kirchenschiff zurückbleiben musste. Das war Stadtgespräch, so als hätte es in der Super-Illu gestanden. Doch von der Kirchentür zeigt das Leben raue Seiten, die Kriminalität nimmt zu, und dennoch will das Brandenburgische Innenministerium im Rahmen einer Polizeireform landesweit jede zweite Wache schließen. Eine Angermünder "Bürgergemeinschaft gegen Sozialabbau" kämpft gegen dieses Vorhaben. Schon manches Vernünftige hat dieser Zusammenschluss von Bürgern durchgesetzt. Nach massivem öffentlichem Druck sah die Stadtverwaltung unlängst davon ab, das Ärztehaus zu veräußern, da auf der Hand liegt, dass das Prinzip der Poliklinik, wenn auch DDR-Relikt, weiter Zukunft hat. Der Denkmalsschutz stellte sogar den Schriftzug "Poliklinik" über der Eingangstür des Ärztehauses unter Schutz. Solche Erfolge, die im Interessengewirr des Rechtsstaats mit Aufwand erstritten werden müssen, machen Hoffnung angesichts einer unwägbaren Zukunft.

    Bekannte Angermünder:


    In Angermünde nahmen aber auch tragische Schicksale ihren Lauf. Die drei kundbarsten Unglücksraben wurden zwar später Akteure weltliterarischer Werke - hatten freilich davon nichts. 23. Juni 1628: Der kaisertreue und erfolgsgewohnte, später ermordete Feldherr des Dreißigjährigen Krieges Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein (1583-1634) nimmt Quartier in Angermünde und diktiert dort einen anmaßenden Brief an die Bürgerschaft von Stralsund, forderte diese auf, ihm die Stadt zu übergeben. Die Tore des belagerten Stralsund bleiben verschlossen, die Stadt wird schwedisch. Es ist Wallensteins schmählichste Niederlage. Friedrich Schiller, Alfred Döblin und Golo Mann erheben ihn zur literarischen Figur. 22. Februar 1530: Der Kaufmann von der Berliner Fischerinsel Hans Kohlhase kauft auf dem Angermünder Vieh- und Pferdemarkt zwei zugkräftige Pferde. Sie bringen ihm nicht nur kein Glück, durch sie wird er zum Terroristen. Auf dem Weg zur herbstlichen Michaelismesse in Leipzig werden ihm vor dem Dorfkrug von Wellaune bei Wittenberg auf Geheiß des sächsischen Junkers Günther von Zaschwitz die Angermünder Pferde mit der Begründung abgenommen, er habe sie gestohlen. Alles Protestieren und Prozessieren hilft nichts - der an und für sich zurückhaltende Kohlhase steigert sich daraufhin in eine Selbstjustiz hinein, wird in Sachsen, später auch im Brandenburgischen zum gefürchteten Räuber. Schließlich fasst man ihn in Berlin, wo er am 22. März 1540 gerädert wird. Ein Vierteljahrhundert erlebt er in Heinrich von Kleists Erzählung "Michael Kohlhaas" eine literarische Wiedergeburt. Die Erzählung will und will nicht alt werden. Denn man muss nicht in Angermünde Pferde gekauft haben, um heutzutage zu erfahren, was es heißt, Ungerechtigkeiten zu erfahren.

    Der 18jährige Schuhmachergeselle Wilhelm Voigt (1849-1922) aus Tilsit beginnt in Angermünde seine kriminelle Karriere. Geübt im Dokumentenfälschen, versucht er im Postamt der Stadt einen Geldbetrag zu erlangen, und das geht schief. Achtzehn Jahre Zuchthaus brummt man ihm auf. Im Oktober 1906 bereichert Voigt die deutsche Sprache um den Begriff der Köpenickiade. Nach der Besetzung des Rathauses in Köpenick am 17. des Monates durch den vermeintlichen Hauptmann, der in den Besitz eines Reisepasses kommen wollte, um Preußen verlassen zu können, ist auch ihm ein Platz in der deutschen Literatur sicher. 1930 erlebt Carl Zuckmayers Bühnen-Drama "Der Hauptmann von Köpenick eine großartige Premiere. Wer heute an Wilhelm Voigt denkt, sieht ihn entweder mit dem Gesicht Heinz Rühmanns oder dem Harald Juhnkes. Beide stellten den Hauptmann kongenial mit einer Mischung aus sozialer Anklage und plebejischer Finesse dar. Wallenstein, Kohlhase und Voigt taten ungewollt das Ihre, damit Angermünde zumindest zu einem Ort werden konnte, von dem große Dichtung ausging. Aber auch die Stadt selbst wird literarisch beschrieben, wovon man sich im Angermünder Ehm-Welk-Museum überzeugen kann - das ist schon eine andere Geschichte.

    Wie man nach Angermünde kommt:


    Man verlässt Berlin über die Bundesstraße 2 und fährt bei Schwanebeck auf die Autobahn A10 Richtung Dresden, um kurz darauf auf die Autobahn A 11 abzubiegen. Nach etwa 50 Kilometern kommt man über die Bundesstraße 198 nach Angermünde.
    Text: -wn-

    Adresse der Stadtverwaltung:
    Markt 24
    16278 Angermünde

  • Schwedt/Oder
  • Templin
  • Groß Dölln
  • Uckermark Portal

  •  
    Sehenswürdigkeiten Ausflugstipps Urlaub in der Uckermark Kreisfreie Städte Brandenburger Landkreise Urlaub in Brandenburg Feiertage & Ferien Städte und Dörfer Naturparks Sehenswürdigkeiten in Berlin Berliner Firmenverzeichnis Handwerker in Berlin Locations in Berlin Einkaufen in Berlin Urlaub in Berlin Freizeit in Berlin Berliner Bezirke Sonstiges Partnerschaft & Kontakte Wellness Wohnen Arbeit Blog Datenschutz Cookie-Einstellungen