Freelancer in Berlin

Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 29.08.2025

Freelancer in Berlin
Berlin ist die Hauptstadt der Freelancer - Symbolbild: © tunedin - stock.adobe. com

Berlin - ein Magnet für Freiberufler

In Deutschland herrscht seit Jahren ein regelrechter Freelancer-Boom. Etwa 1,5 Millionen Selbstständige arbeiten hierzulande mittlerweile in freien Berufen - mit steigender Tendenz. Gründe dafür sind die größere Unabhängigkeit und zeitliche Flexibilität, die Abwechslung durch wechselnde Projekte, eine bessere Work-Life-Balance und nicht zuletzt die im Vergleich zum Angestelltenverhältnis besseren Verdienstmöglichkeiten. So schön das auch klingt, bringt das Leben als Freelancer auch einige Herausforderungen wie die ständige Projektakquise mit sich. Wer dabei auf Dauer erfolgreich sein möchte, kann sich einen Vorteil verschaffen, indem er seine Zelte dort aufschlägt, wo auch viele potenzielle Auftraggeber sind. Zu einem echten Hotspot hat sich in diesem Zusammenhang die Spreemetropole Berlin entwickelt.

Berlin - die Freelancer-Hauptstadt in Deutschland

Wer an Freelancer in Berlin denkt, hat unweigerlich die Bilder von hippen Designern in luftigen Lofts oder geschäftig an Laptops werkelnden und parallel am Cappuccino nippenden Marketing-Menschen in Szenecafés im Kopf. Die Bilder mögen zwar hier und da stimmen, geben aber nicht im Ansatz wieder, wie groß und divers die Szene der Freiberufler in der Hauptstadt ist. Von Filmemachern und IT-Profis über Musiker und Journalisten bis hin zu Dolmetschern und neuerdings auch immer mehr AI/KI-Consultants findet sich in Berlin das gesamte Spektrum der Freelancer.

Die verschiedenen Szenen konzentrieren sich in unterschiedlichen Berliner Kiezen. Die Kreativen - seien es Werber, Texter oder Illustratoren - haben sich zum Beispiel über die Jahre in Kreuzberg, Neukölln und Friedrichshain angesiedelt. Die Stadtteile gelten als wahre Schmelztiegel der Kreativität, da hier aufgrund der bunten Mischung aus verschiedensten Kulturen und Lebensweisen eine unvergleichliche Atmosphäre herrscht, die kreative Ideen fördert. Zudem gibt es hier viele Agenturen, die für Freelancer als potenzielle Auftraggeber infrage kommen.

Freie ITler wie Programmierer, UX/UI-Entwickler, KI-Experten Online-Marketing-Profis oder Webdesigner zieht es nach häufig nach Kreuzberg und Prenzlauer Berg, da hier durch die hohe Dichte an Start-ups und Tech-Firmen beste Voraussetzungen für die Selbstständigkeit herrschen. Journalisten, Coaches und Dolmetscher finden in Mitte mit dem Regierungsviertel, unzähligen Business-Zentren und Medienhäusern wie Axel Springer, MoPo oder Funke eine optimale Grundlage für ihre Arbeit, Musiker und Medienschaffende in Prenzlauer Berg sowie entlang der neuen "Mediaspree", wo von Universal bis MTV Networks zahlreiche Unternehmen Büros betreiben.

Warum zieht es so viele Freelancer nach Berlin?

In erster Linie natürlich wegen der schon zuvor erwähnten Arbeitsmöglichkeiten. Von der Kreativwirtschaft über große Medienkonzerne bis hin zu Tech-Unternehmen ist in Berlin alles vertreten, wodurch die Aussichten auf Aufträge für Freiberufler rosig sind. Hinzu kommt, dass die Lebenshaltungskosten in Berlin im Vergleich zu anderen deutschen und europäischen Freelancer-Hotspots wie Frankfurt oder London relativ günstig sind. Das senkt den Kostendruck und macht den Kopf für die Kundenakquise und die Arbeit an Projekten frei. Ja, auch in der Spreemetropole klettern wie überall im Land die Preise für Lebensmittel, Mieten und Dienstleistungen. Von denen in Paris oder München sind sie allerdings noch weit entfernt.

Klar für Berlin sprechen auch die vielen Networking-Möglichkeiten und die hohe Dichte an Coworking-Spaces. Eine echte Berliner Institution ist zum Beispiel das St. Oberholz am Rosenthaler Platz. In dem 2005 gegründeten Coworking-Space und Café von Ansgar Oberholz kommen Freelancer, Gründer und Investoren zusammen, was schon Unternehmen wie SoundCloud, Zalando oder HelloFresh hervorbrachte. Ebenfalls beliebt bei der Kreativ- und Tech-Szene, aber auch bei Juristen und vielen anderen Freiberuflern sind das Betahaus in Kreuzberg, das Mindspace in der Münz- und Friedrichsstraße und das trendige Space Shack in Schöneberg.

Im Gegensatz zu anderen Städten greift Berlin Gründern und Freiberuflern auch finanziell unter die Arme. Hier gibt es zum Beispiel den "GründungsBONUS Plus" von der IBB, mit dem sich zum Beispiel die Gründungskosten finanzieren lassen. Last but not least sind für viele Freiberufler (auch Expats) das Flair, die Internationalität und die Toleranz Gründe, in die Hauptstadt umzusiedeln oder hier zu gründen. Der Wirtschaftsstandort Berlin hat also viele Vorteile für Unternehmen.

Freiberufler in Berlin sollten einiges beachten
Von der Geschäftsidee zum Freiberufler - Das sollten Sie beachten - Symbolbild: © contrastwerkstatt - stock.adobe. com

Was müssen Freiberufler in Berlin beachten?

Klingt alles gut. Kann man sich also einfach eine Wohnung oder ein Büro in Berlin suchen und direkt als Freelancer loslegen? Theoretisch schon, in der Praxis sollten allerdings vorab einige wichtige Dinge wie die Erfassung beim Finanzamt, die Wahl der Krankenversicherung und die Anmeldung zur Rentenversicherung geklärt sein, damit später keine bösen Überraschungen drohen. Außerdem sollte vorher klar sein, dass die Tätigkeit auch wirklich freiberuflich ist und nicht etwa gewerblich.

Freiberufliche vs. gewerbliche Tätigkeit
Die Abgrenzung zwischen Freiberuflern und Gewerbetreibenden ist nicht immer einfach und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Beide arbeiten selbstständig mit Gewinnerzielungsabsicht. Gewerbetreibende sind jedoch meist auf den Handel oder die Herstellung von Waren oder das Erbringen von Dienstleistungen ausgerichtet.
Freiberufler nutzen hingegen ihre spezielle Qualifikationen und ihre Kreativität, um zum Beispiel schriftstellerisch, journalistisch, unterrichtend oder künstlerisch tätig zu sein. Im Zweifel ist es sinnvoll, sich beim zuständigen Finanzamt in Berlin zu informieren und die Tätigkeiten zu schildern oder sich an einen Steuerberater zu wenden.

Meldung der freiberuflichen Tätigkeit beim Finanzamt
Ist klar, dass es sich um eine freiberufliche Tätigkeit handelt, müssen Freelancer ihre Tätigkeit beim Finanzamt anzeigen. Einfach und schnell ist das mit dem "Fragebogen zur steuerlichen Erfassung für Einzelunternehmen" über ELSTER möglich. Wer ein Gewerbe betreibt, muss zum Berliner Gewerbearmt und dort einen Gewerbeschein beantragen. Die Meldung an das Finanzamt erfolgt hier automatisch.

Wahl der Krankenversicherung (GKV oder PKV)
In Deutschland herrscht Krankenversicherungspflicht. Freiberufler haben hier wie Gewerbetreibende die freie Wahl, ob sie lieber in der gesetzlichen Krankenkasse bleiben oder aber sich der privaten Krankenversicherung anschließen möchten. Beides hat Vor- und Nachteile und sollte deshalb gut überlegt sein.

Anmeldung zur Rentenversicherung / Künstlersozialkasse
Einige Freelancer wie Lehrer, Hebammen, Pfleger und Physiotherapeuten sowie in manchen Fällen auch Coaches und Trainer sind rentenversicherungspflichtig und müssen somit Beiträge in gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Wer hingegen künstlerisch oder publizistisch tätig ist, kann sich über die Künstlersozialkasse (KSK) absichern. Das große Vorteil: Die KSK übernimmt die Hälfte der Beiträge zur Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Alle anderen Freiberufler können entweder freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen oder privat vorsorgen.

Elektronische Steuererklärung via ELSTER
Freiberufler sind ebenso wie Gewerbetreibende zur Abgabe einer elektronischen Steuererklärung via ELSTER verpflichtet. Diese sollte regelmäßig und pünktlich abgegeben werden, um Probleme mit dem Finanzamt wie zum Beispiel hohe Nachzahlungen oder Verzugszinsen zu vermeiden.

Freiberufler macht Steuererklärung
Eine Buchhaltungssoftware hilft Freiberuflern bei der Steuererklärung - Symbolbild: © Andrey Popov - stock.adobe. com

Steuererklärung für Freiberufler - praktische Tipps

Um es sich mit dem Finanzamt erst gar nicht zu verscherzen, ist eine sorgfältige Herangehensweise an das Thema Finanzen und Steuern wichtig. Zu Beginn kennt man jedoch noch nicht jedes Steuergesetz und jeden Kniff bei der Buchhaltung und das Geld, um sich einen erfahrenen Steuerberater zu nehmen, ist in der ersten Zeit als Freelancer noch nicht vorhanden. Die Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR) muss trotzdem abgegeben werden. Obwohl das Prinzip recht simpel ist (Einnahmen minus Ausgaben = Gewinn), steckt hier der Teufel im Detail.

Die Lösung: Eine professionelle Buchhaltungssoftware wie Lexware office nutzen. Mit dem smarten Online-Tool lassen sich unter anderem Rechnungen schreiben, Konten und Zahlungen verwalten und Steuerklärungen erledigen. Die Kosten sind gering und die Bedienung einfach und intuitiv. Für viele Bereiche, die am Anfang der freiberuflichen Tätigkeit noch unklar sein könnten (z. B. was kann abgesetzt werden und was nicht) gibt es praktische Tipps. Außerdem lassen sich mit dem Steuer-Tool die Aufbewahrungspflichten für Rechnungen und Belege erfüllen, indem sie digital via Smartphone eingescannt werden. Das spart am Ende auch Platz im Home-Office.
Lesen Sie dazu auch: E Rechnung Pflicht auch für Berliner Unternehmen

Ab wann lohnt sich für Freiberufler ein Steuerberater?

Mit einer Steuersoftware wie Lexware office kann man vieles selbst in die Hand nehmen und auch komplexere Dinge wie Abschreibungen ohne große Probleme durchführen. Wenn die Umsätze jedoch anwachsen und das Geschäft zunehmend komplexer wird, lohnt es sich gegebenenfalls die Hilfe eines Steuerprofis in Anspruch zu nehmen. Oft gibt es auch die Möglichkeit eines hybriden Modells, bei dem die Buchhaltung selbst übernommen und nur die EÜR vom Steuerberater erledigt wird.

Lokale Tipps & Unterstützung für Freiberufler

Aller Anfang ist schwer. In Berlin haben Freelancer allerdings den Vorteil, dass es zahlreiche Gründer-Communitys, Events und Messen sowie Beratungsstellen gibt:

  • Die IHK Berlin kann Gründern bei vielen grundlegenden Fragen Unterstützung bieten, wie zum Beispiel dem Erstellen eines Businessplans oder der Erfüllung der formalen Voraussetzungen. Obwohl Freiberufler im Gegensatz zu Gewerbetreibenden keine Mitglieder in der IHK sind, ist die Beratung in der Regel kostenfrei.
  • Eine erste Anlaufstelle für Kreative ist die Kreativwirtschaftsberatung in Berlin. Sie berät Solo-Selbstständige und Freelancer unter anderem zur Finanzierung und der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle.
  • Speziell an Frauen richtet sich die Gründerinnenzentrale, die mit ihrem Beratungs- und Informationsangebot sowie verschiedenen Networking-Events wie das Gründerinnenfrühstück oder den Gründerinnentag Freelancerinnen auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet.
  • Beratungs- und Networking-Möglichkeiten sowie spannende Informationen für angehende und neue Freelancer bieten auch die Deutschen Gründer- und Unternehmertage (deGUT) in der Arena Berlin (Treptow).
  • Mit der Freelance Unlocked Konferenz findet in Berlin eines der größten Events für Freiberufler mit Networking-Möglichkeiten und einem großen Angebot an Speakern aus den unterschiedlichsten Bereichen statt.
Auch im Netz können sich Freelancer aus Berlin und solche, die es vielleicht in Zukunft in die Hauptstadt zieht, über die Szene informieren und vernetzen. Für Kreative gibt es hier zum Beispiel das Online-Magazin Creative City Berlin, das unter anderem über Jobs, Veranstaltungen und freie Räumlichkeiten in der Stadt informiert.
Heuutzutage ist auch ein guter Internetauftritt für Freelancer in Berlin wichtig. Erfahren Sie warum Berliner Firmen ins Internet gehen sollten und was dabei zu beachten ist.

Quellenangaben und weiterführende Informationen:

Arbeiten in Berlin

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