1993 war die Kastanienallee noch einfach eine von vielen, grauen Straßen im Prenzlauer Berg. Hier gab es nichts, was schillerte und glitzerte. Und der Name
Im Café Schwarzsauer darf geraucht werden
Foto: © Maksim Toome
Castingallee für diese inzwischen berühmte Meile war noch nicht geboren. 1993 war allerdings auch das Jahr, als das Café Schwarzsauer eröffnet wurde. Im Grunde sieht es hier immer noch fast so aus wie damals, auch wenn sich ringsum viel verändert hat.
Das Schwarzsauer wird von seinem großen, zentralen Tresen beherrscht. Drum herum ein paar Stühle, eine Sitzbank, Tische und große Spiegel - fertig ist die Bar, die immer noch ein Anziehungspunkt für alle ist, die ein Stück authentischen Prenzlauer Berg erleben wollen. Denn was wäre das Schwarzsauer ohne sein Publikum!
War es früher vor allem Treffpunkt der Kiez-Bohemé, darunter Schauspielern, Schriftstellern, Künstlern und Musikern, ist es heute eine Mischung aus den Gästen
der "guten alten Zeit" und neuem Publikum, die immer wider frischen Wind in das geschichtsträchtige Etablissement bringen. Heute trifft man hier vor allem immer noch Vertreter der Künstlerszene des Prenzlauer Berges, doch auch viele Touristen und neu Hinzugezogene, die sich ihre Kiezsporen erst noch verdienen wollen. Und tagsüber werden hier sogar Mütter mit ihren selbstbewussten Kindern gesehen. Doch das eher in den warmen Monaten, draußen vor dem Schwarzsauer direkt auf der vor schierer Lebenslust vibrierenden Kastanienallee. Denn im Café wird nach wie vor geraucht. Und das wollen die "neuen" Mütter - immer bereit, ihren Nachwuchs möglichst viel Erfahrung zu bieten - nun doch nicht zumuten.
Frühstück und Party im Café Schwarzsauer<
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Das Schwarzsauer ist - genügend Zeit und Geld vorausgesetzt - etwas für den ganzen Tag. Schon morgens ab 9:00 Uhr können Sie es sich dort mit Zeitung oder Laptop - je nach Gusto - bequem machen und sich ein gutes Frühstück kommen lassen.
Anschließend lässt es sich weiter trefflich entspannt abhängen, dösen, reden oder einfach die Menschen beobachten, die die Castingallee auf- und ab schlendern - einige von ihnen immer in der Hoffnung, hier als Model, TV-Serien-Sternchen oder was auch immer entdeckt zu werden. Soweit das allbekannte Klischee. Der Wirklichkeit näher kommt aber vielleicht, dass die meisten der hier aufkreuzenden Menschen einfach unterwegs sind, um zu shoppen oder eben ins Schwarzsauer einzukehren, um eventuell ein ganz spezielles Großstadt-Abenteuer zu erleben. Und das geht am besten in der Nacht. Die Mamis sind verschwunden und der letzte Reisebus hat die Berlin-Besucher zurück ins Hotel gefahren.
Jetzt geht die Party im Schwarzsauer erst richtig los: Laut, lärmend, verqualmt hebt das Café nahezu ab; diskutierend, lachend, schreiend, gestikulierend das internationale Publikum. Es wird nicht nur heiß diskutiert - auch flirten ist erlaubt und gehört irgendwie zum Schwarzsauer dazu. Und sicher hat hier schon die eine oder andere zarte Beziehung ihre ersten Wurzeln getrieben.
Wenn der Morgen heraufdämmert und sich wieder eine lange Berliner Nacht dem Ende entgegen wälzt, ist im Schwarzsauer noch lange nicht Schluss. Das flinke und erfahrene Personal ist geduldig mit seinen Gästen und schließt meistens erst, wenn auch der letzte Gast gehen will.
Adresse:
Café Schwarzsauer
Kastanienallee 13
10435 Berlin Prenzlauer Berg
Am besten erreichen Sie es mit der U-Bahn, Ausstieg Eberswalder Straße.
Text: UG 05.07.2011
