der Leipziger Straße nahe dem Potsdamer Platz eröffnet, war schon die Location des legendären "Tresors" eine ausgefallene Szenerie.
Hunderte von aufgebrochenen Schließfächern, Überbleibsel des ehemaligen Wertheim-Kaufhauses, bildeten den einzigen "Dekor" des ersten Techno-Clubs Berlins.
Die Kulisse mutete fast schon apokalyptisch an: zwischen den geplünderten Schließfächern, stillen Zeugen längst vergangenen Reichtums des einst größten Kaufhauses Europas, klafften rostige Stahlträger aus der unverputzten Decke, ein grell blitzendes Stroboskop unterbrach den durch die Katakomben wabernden Kunstnebel nur unwesentlich und die meterdicken Wände der alten Tresorkammern zogen ganz offensichtlich Feuchtigkeit. Doch gerade das schien den Reiz des "Tresors" auszumachen.
Die Geschichte des Tresor
In einem Berlin, das unmittelbar nach der Wende erst langsam seinen Weg als Phönix aus der Asche zur internationalen Metropole bahnen musste, passte der
marode Charme der Architektur zu den harten Technobeats. Ein Äquivalent zur Aufbruchsstimmung der Jugend war geschaffen.Zwar steckte die Bewegung zu Beginn der neunziger Jahre noch in ihren Kinderschuhen, doch die ungewohnt harten, maschinellen aber dennoch hypnotischen Klänge fanden schnell viele Fans und mit dem hauseigenen Plattenlabel Tresor Records nahm man von Anfang an großen Einfluss auf die Entwicklung der Szene in Deutschland und Europa. Resident DJs wie beispielsweise Tanith, Jonzon, Rok, Roland 138 BPM, Terrible, DJ Clé, Wolle XDP und Dash legten im Tresor auf. Tresor-Gründer Dimitri Hegemann holte auch internationale Techno-Stars in seinen Club. Jeff Mills, Juan Atkins, Blake Baxter und Robert Hood wurden zu häufigen Gästen.
Als auf dem auch Jahre nach der Wende immer noch mehr oder weniger toten Brachlands des Potsdamer Platzes unweigerlich die Bauherren Schlange standen, war eine Schließung des Tresors unvermeidlich. Die letzte Party im alten Tresor fand am 16. April 2005 statt. Anfangs überlegte man, den gesamten Tresorraum an eine andere Stelle verschieben zu lassen und dort wieder zu eröffnen. Doch diese Idee entpuppte sich als zu kostenintensiv und wurde daher nicht realisiert. Viel Zeit zum Überlegen blieb auch nicht, denn der Abriss des Tresors gemeinsam mit dem restlichen Gebäude des Wertheim-Kaufhauses erfolgte bereits Ende Mai 2005. Damit war der letzte alteingesessene Underground Club der ersten Stunde - zumindest im Berliner Stadtzentrum - Geschichte.
Doch Hegemann gab nicht auf. Unter dem Motto "Tresor im Exil" stiegen ab Juli 2005 in fremden Clubräumen wie dem Maria am Ostbahnhof oder dem SO36 weiterhin
Tresor-Parties. Zwei Jahre später fand der Tresor eine neue Heimat und feierte am 25.Mai 2007 sein Comeback im ehemaligen Heizkraftwerk Berlin-Mitte in der Köpenicker Straße. Seitdem finden wieder mittwochs, freitags und samstags Veranstaltungen statt.
Der Tresor feiert sein Comeback
Entstanden ist ein spektakulärer Club-Tempel, der mit drei Ebenen ausgestattet ist, dem Batterieraum, der +4 Bar mit Ausblick in die alte Kraftwerksruine und dem Tresor Keller, welcher über einen 30 Meter langen Tunnel zu erreichen ist. Ob damit eine würdige neue Kultstätte für alle elektrobegeisterten Hauptstädter geschaffen wurde, die darin weiterhin den minimalistisch-stampfenden Techno-Klängen huldigen können, ist Geschmackssache.
Manche kritisieren den hohen Eintrittspreis. Doch auch wenn Hegemann die großen Investmentfonds, die gerade dabei sind, Berlin zu entdecken, strikt verachtet, kommt auch er nicht mehr mit 500 Euro Miete - wie damals noch im Ur-Tresor - aus. Der neue Tresor ist auf jeden Fall kommerzieller geworden und hat höchstens noch einen subkulturellen Touch. Echten Underground repräsentiert er nicht mehr. Dennoch hat es der Tresor geschafft, eine Marke zu werden. Sie steht für Berlin, für ekstatische Musik, Aufbruch und Jugend. Für dieses ganz bestimmte Lebensgefühl ist der Tresor ein Schutzraum geworden. Text: ak
Adresse:
Tresor
Köpenicker Str. 59-73
10179 Berlin Mitte