Ein Foto vom Berliner Ensemble
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Ganz der Upperclass-Gauner, ein mit den Mächtigen liierter Geschäftsmann - so gab der hoch gewachsene, eigenwillige Schauspieler Wolf Kaiser (1916-1992) den Macheath alias Mackie Messer in Bertolt Brechts "Dreigroschenoper"; es ist die Szene, in der sie den zum Tode verurteilten Ganoven aus Soho nach den Ingredienzien der Henkersmahlzeit fragen. Die Szene hat das Zeug unvergesslich zu bleiben, und stützt - neben Dialogen in vielen anderen Stücken - den kulthaften Status jenes 1891 gebauten Hauses am Schiffbauerdamm. Nach dem Willen seines Erbauers, des Theaterarchitekten Heinrich Seeling, sollte das Haus "ein Theater für das feinere Schau- und Lustspiel" sein. Und wenn es auch nach 1948, als Bertolt Brecht (1898-1956) und Helene Weigel (1900-1971) hier das Berliner Ensemble (BE) gegründet hatten, keine Operetten mehr zu sehen gab, so kam das neue Bühnenprinzip des beim Zuschauen lustbetonten Lernens der Willensbekundung des Heinrich Seeling zumindest nahe.