Mendelssohn Ausstellung in Berlin

Text: -wn- (Journalist aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 19.04.2023

Die Mendelssohn Ausstellung auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof in Kreuzberg
Die Dauerausstellung zur Familiengeschichte der jüdischen Familie Mendelssohn auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I vor dem Halleschen Tor in Berlin-Kreuzberg. - Foto: © -wn-

Der Dreifaltigkeitsfriedhof gehört zu den Friedhöfen vor dem Halleschen Tor in Kreuzberg. Die Gesamtanlage besteht aus den Friedhöfen I, II und III der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde, dem Friedhof I der Bethlehems- und Böhmischen Gemeinde, dem Friedhof der Herrnhuter Brüdergemeinde und dem Friedhof I der Dreifaltigkeitsgemeinde. Seit November 2013 befindet sich auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof die Dauerausstellung über die Familie Mendelssohn.

Die Mendelssohn - Dauerausstellung in Berlin

1953 zieht der später als Weltbürger und Schöngeist bekannte Modeschöpfer Karl Otto Lagerfeld (geb. 1938, nach späterem Eingeständnis 1933) mit Mutter Elisabeth von Hamburg nach Paris. 60 Jahre später erinnert sich der Schnellsprecher und Silberzopfträger mit den ganztags getragenen Halbhandschuhen im ZEIT-Magazin an diesen lebensbestimmenden Wechsel des Ortes. Eigentlich, sagt er, zog es mich damals in das nach dem Krieg wieder in Fahrt kommende (West-)Berlin. Doch Mama sagte: Nein. "Sie hätte zu Berlin geraten, hätte es noch das Berlin gegeben, das sie kannte - aber Berlin ohne die Juden - das war nicht mehr Berlin." Die Mutter hatte die nach dem Krieg intellektuell ausgedünnte und zur Exklave gewordene Halbstadt vor Augen, deren geistiges Leben gelitten hatte, weil das ehemalige jüdische Element aus Bildung, Fleiß und Kreativität durch den Holocaust nahezu vollends vernichtet worden war. Karl Otto besucht in Paris eine Privatschule, später das traditionsreiche Gymnasium Lycée Montaigne im links der Seine gelegenen Viertel Quartier Latin - bevor seine auf Talent und Fleiß gegründete grandiose Karriere in der Modebranche beginnt. Bald erhebt ihn die Öffentlichkeit in den Rang eines Prêt-à-porter-Modepapstes jugendlich-avantgardistischer Prägung. Trotz aller Skurrilitäten des Erscheinens wird er überwiegend geachtet, ja geliebt. Es trifft deshalb auch auf ihn, den Goyim, den Nichtjuden, jene Gutheißung zu, die man dem in Dessau in ärmlichsten Verhältnissen geborenen und in Berlin zum geachteten Philosophen jüdischer Herkunft aufgestiegenen Moses Mendelssohn (1729-1786) am Grabe nachrief: "Moses Mendelssohn / Unter Allen selten, / Unter den Seinigen / Der Einzige." Der Name des Gelobten ist mit der jüdischen Aufklärung im 18. Jahrhundert (hebräisch: Hạskala) verbunden - mit der eigensinnigen Idee der Toleranz gegenüber den Juden in Preußen und mit deren zunächst für möglich gehaltenen Emanzipation, die man mit dem Ausdruck "bürgerliche Verbesserung der Juden" umschrieb.

Wichtige Infos für Ihren Besuch

Adresse:
Friedhof Dreifaltigkeit I
Mehringdamm 21
10961 Berlin
Tel: 030/ 62 21 080

Anfahrt:
Der Mehringdamm ist mit der U-Bahn U7 zu erreichen. Der Eingang zum Friedhof befindet sich in der Nähe des U-Bahnhofes Gneisenaustraße.
Auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof, den man über den Mittelweg und dann rechterhand erreicht, befindet sich die rekonstruierte kleine Kapelle nahe den Ehrengräbern der Mendelssohn Bartholdys mit der Dauerausstellung zur Geschichte der Familie Mendelssohn.

Öffnungszeiten des Dreifaltigkeitsfriedhof I

  • Januar: 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr
  • Februar: 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr
  • März: 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr
  • April: 08:00 Uhr bis 19:00 Uhr
  • Mai, Juni, Juli, August:
    08:00 Uhr bis 20:00 Uhr
  • September: 08:00 Uhr bis 19:00 Uhr
  • Oktober: 08:00 Uhr bis 18:00 Uhr
  • November: 08:00 Uhr bis 17:00 Uhr
  • Dezember: 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr
Mendelssohn Grab in Berlin
Grab des Philosophen Moses Mendelssohn auf dem Alten Jüdischen Friedhof in der Großen Hamburger Straße im Berliner Stadtteil Mitte. Das nach der Zerstörung des Friedhofs in der Zeit des Nationalsozialismus später rekonstruierte Grab ist das einzige auf dem Friedhof verbliebene. Es ist eine Kopie des Originalsteins, dessen ursprünglicher Standort nur ungefähr ermittelt werden konnte. - Foto: © -wn-

Die Mendelssohns - Dauerausstellung auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I vor dem Halleschen Tor in Kreuzberg

Die Erinnerung an diese Gestalt des deutschen Geisteslebens bleibt gegenwärtig allein schon wegen seiner kopfstarken, kaum zu überblickenden Nachkommenschaft. Hört man etwa im Konzertsaal die romantische Ouvertüre von der schönen Melusine oder die musikalische Befahrung der wundersamen, warmen und windigen Wasser um die schottischen Hebriden oder wird man in einen beseelenden Sommernachtstraum hinein gelockt - so ist man im Kraftfeld des früh gestorbenen Enkels Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847). Oder man liest im Berliner "Tagesspiegel" einen Beitrag des Feuilletonredakteurs Thomas Lackmann (geb. 1954) - so hat man vor sich den Text eines noch späteren Nachfahren des Ahns Nr. Eins. Einem weiteren Abkömmling, dem deutschen Historiker und Vorstandsvorsitzenden der Moses Mendelssohn-Stiftung Julius Hans Schoeps (geb. 1942) ist es zu verdanken, dass die Rückkehr des Jüdischen nach Berlin erneut ein Stück voran kam. Nachdem vor Jahren der Französische Friedhof II in der Berliner Liesenstraße mit der Einrichtung einer kleinen Gedenkstätte für Theodor Fontane (1819-1898) eine neuartige museale Ergänzung erhielt, hatte Julius Hans Schoeps die Idee, eine solche Verbindung von Grab und Vitrine auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I vor dem Halleschen Tor zu wiederholen.

In einer ehemaligen Kapelle des Totenackers, in der zuletzt Gärtnergeräte abgestellt worden waren, wurde nach Sanierung des Gebäudes eine Dauerausstellung zur gesamten Familiengeschichte der Mendelssohns eingerichtet. Bild- und Fotoreproduktionen, Kurzbiographien und thematische Überblicke zu den Bereichen Wissenschaft, Gesellschaft, Ökonomie, Musik, Kunst, Literatur, Politik und Mäzenatentum sollen in Korrespondenz mit dem mehr als sieben Generationen umfassenden Stammbaum Kennern wie Neuentdeckern Eindrücke und Informationen anbieten. Die Biografien der zum Teil auch ins Christentum konvertierten Mendelssohns, heißt es hier, handeln von Aufbrüchen, Freundschaften, Zerreißproben, Karrieren, von Wahrheitssuche, Erfolgen, von der Passion für Musik und Kunst, von Verfolgung, Flucht und Mut zum Neuanfang. 28 Nachfahren und ihre Partner liegen auf drei benachbarten Friedhöfen der Kreuzberger Gesamtanlage. Viele der Nachkommen gingen als Künstler, Bankiers und Gelehrte in die deutsch-jüdische Geschichte ein. Mehr über die Friedhöfe vor dem Halleschen Tor

Die Dauerausstellung zeigt allerdings auch, dass schon damals nicht alle Hoffnungen Moses Mendelssohns auf gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe der Juden reiften. Dafür hatte Preußenkönig Friedrich II. (1712-1786) gesorgt. Zwar stufte sich der "Philosoph von Sanssouci" selbst als aufgeklärter Mensch ein, sah aber das Menschliche durchaus nicht als Wesensganzes an. So teilte er die preußische Judenschaft in sechs Klassen ein. Das rabiate Ranking beginnt bei den reichsten Juden, die nahezu alle Bürgerrechte innehatten, und fällt ab bis zu den rechtlich benachteiligten Dienstboten und den nur noch geduldeten Betteljuden, die man jederzeit aus dem Lande weisen konnte. "Das jüdische Leben in Preußen hätte kaum gegensätzlicher sein können. Eine kleine Minderheit erfreute sich eines großen Vermögens und gesetzlicher Privilegien, doch die große Mehrheit hatte unter den geltenden Beschränkungen zu leiden. ... Unter der Herrschaft Friedrichs II. setzte sich der Trend zu immer strengerer staatlicher Reglementierung fort", schreibt der Historiker Christopher Clark (geb. 1960) in seinem zum Bestseller gewordenen Buch "Preußen - Aufstieg und Niedergang 1600-1947".

Umso bemerkenswerter ist der Aufstieg des deutschen Juden Moses Mendelssohn unter solchen Verhältnissen. Denn so hatte er begonnen: Der aus dem Anhaltinischen heran gewanderte, mittellose vierzehnjährige Sohn des jüdischen Gemeindeschreibers Mendel Heymann steht 1743 am Rosenthaler Tor in Berlin, das alle Juden passieren müssen, die in die Stadt wollen. Der Junge, den man Jahrzehnte später den "deutschen Sokrates" nennen wird, hat keine Papiere, er bettelt um Einlass. Nicht nur heruntergerissen sieht er aus. Zu allem Unglück hat er noch wie der verwunschene Schuhmachersohn Jakob aus dem Märchen Zwerg Nase des schwäbischen Dichters Wilhelm Hauff (1802-1827) eine beginnend bucklige Gestalt. Als Einreisegrund gibt er "Lernen" an. Das sagt dem Beamten nichts; der will wissen, von was und mit wessen Unterstützung er seinen Unterhalt in der Stadt bestreiten will. Da kann er wenigstens David Hirschel Fraenkel (1707-1762) benennen, der ebenfalls aus Dessau stammt und in Berlin inzwischen Juwelier und Oberrabbiner ist. Er wird als Lehrer und Förderer Moses Mendelssohns in die Geschichte eingehen. Für den jungen Juden beginnen mehr als vier Jahrzehnte Berlinaufenthalt - eine beeindruckende Reifezeit.

Lernen ist angesagt, und beim Oberrabbiner hat er einen täglichen Freitisch. Seine Muttersprache ist das West-Jiddische. So lernt er erst einmal Deutsch, später Latein, Französisch und Englisch; ab 1757 nimmt er Griechisch-Unterricht. Seinen späteren Broterwerb findet er in der Firma des Seidenhändlers Isaak Bernhard - ein Glücksfall. Zunächst ist er dort Hauslehrer, später Buchhalter, Geschäftsführer und schließlich sogar Teilhaber. Auch wenn das mit Philosophie kaum zu tun hat, so ist dieser "Brotberuf" immerhin die Grundlage für seinen Aufstieg zu einem bedeutenden deutschen Denker und Schriftsteller. Der Karriere des ehemaligen Bettelstudenten geht steil nach oben. Eifer, Ehrgeiz und Energie bestimmen seine Verrichtungen. Diese Neigung zum Unentwegtsein geht auf das "Kernelement des Judentums - die Bildung" zurück, wie die Schirmherrin des Studienwerkes für jüdische Begabtenförderung Charlotte Knobloch (geb. 1932) einmal das lebenslange Lernen der Glaubensbrüder nannte. Moses Mendelssohn hat diesen Gedanken in der "Berlinischen Monatsschrift" einmal so ausgedrückt: Aufklärung, schreibt er, sei kein Zustand, den man einmal erreicht hat, sondern ein Reifeprozess, in dem Individuen allmählich lernen, Probleme, die sich stellen, mit der eigenen Vernunft zu lösen (zitiert nach Christopher Clark).

Grab von Felix Mendelssohn Bartholdy in Berlin
Grab des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) auf dem Dreifaltigkeitsfriedhof I unweit der Dauerausstellung der Familie Mendelssohn. - Foto: © -wn-

Seine große Idee: Er will das wissenschaftliche und das religiöse Denken annähern, ohne beide zu vermischen. Ihm war es darum zu tun, was 2013 Papst Franziskus (geb. 1936) in seinem viel beachteten Ersten Apostolischen Schreiben "Evangelii gaudium" (Die Freude des Evangeliums) mit dem Satz umschreibt: "Es geht um die Begegnung zwischen dem Glauben, der Vernunft und den Wissenschaften...". Zu den wissenschaftlichen Paukenschlägen dieses Vorkämpfers für die politische und soziale Gleichstellung der Juden und Christen zählt seine Schrift "Jerusalem, oder über religiöse Macht und Judenthum". Hier tritt er für etwas damals noch Undenkbares ein: für eine Trennung von Staat und Religion. Aber auch im innerjüdischen Bereich löst er eine Umwälzung aus: Den Juden in Preußen, erklärte er, seien bisher von den Rabbinern nur das Gesetz, ins Einzelne gehenden Vorschriften, nicht aber eine religiöse Lehre geoffenbart worden. Viel beachtet sind seine Übersetzungen der Fünf Bücher Mose (Pentateuch) ins Deutsche. Erstmals werden auf seine Initiative überhaupt jüdische Texte in deutscher Sprache gedruckt. Nach Meinung des Dichters Heinrich Heine (1797 od. 1799-1856) war er "der Reformator der deutschen Israeliten, seiner Glaubensgenossen, er stürzte das Ansehen des Talmudismus (mit seiner Unzahl an Gesetzen), er begründete den reinen Mosaismus". In seiner "Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland" kommt Heinrich Heine zu dem Ergebnis: "Wie Luther das Papsttum, so stürzte Mendelssohn den Talmud ... Er zerstörte ... den jüdischen wie Luther den christlichen Katholizismus. In der Tat, der Talmud ist der Katholizismus der Juden. ... Er ist eine Hierarchie von Religionsgesetzen, die oft die putzigsten, lächerlichsten Subtilitäten betreffen, aber so sinnreich einander über- und untergeordnet sind, einander stützen und tragen und so furchtbar konsequent zusammenwirken, dass sie ein grauenhaft trotziges, kolossales Ganze bilden." Moses Mendelssohn mit Dr. Martin Luther (1483-1546) zu vergleichen - das hat zumindest eine bittere Seite. Der Wittenberger Reformator war erklärter Judenhasser. "Jüdisches Geschmeiß" und "Von den Jüden und ihren Lügen" heißt es in den Sermonen. Für den impulsiven Martin Luther ist es unverständlich, dass viele Juden nicht den Weg hin zum Christentum gehen und den Propheten Jesus Christus als ihren Erlöser betrachten wollen. Der Hallenser Kirchenhistoriker Julius Köstlin (1826-1902) erinnert in seiner 1882 erschienenen Luther-Biografie an dessen tief sitzenden Antisemitismus: "Ja er (Luther) meinte, man solle ihnen (den Juden) die Synagogen, wo sie so lästern und fluchen, verbrennen und sie zu ehrlichem Handwerk antreiben, oder aus dem Lande jagen."

Zu solchen Ausbrüchen ließ sich König Friedrich II. kaum hinreißen. Nicht von ungefähr hatte er seinem (nicht selbst gezeugten) Nachfolger im Amt Friedrich Wilhelm II. (1744-1797) in den sogenannten "Morgenstudien" ans Herz gelegt: "Uebrigens ist, um den Fanatismus aus seinen Staaten fern zu halten, das beste Mittel die kälteste Gleichgültigkeit in Betreff der Religion." Natürlich liebte er die Juden nicht. Die Reichen unter ihnen benutzte er wie zum Beispiel den jüdischen Bankier Nathan Veitel Heine (Chaim) Ephraim (1703-1775) für die illegale Geldbeschaffung, um den Siebenjährigen Krieg (1756‒1763) führen zu können. Mit Juden, die einen guten wissenschaftlichen Leumund besaßen, schmückte er sich indessen gern - so auch mit Moses Mendelssohn, was ihn jedoch letztlich nicht davon abhielt, dessen anstehende Aufnahme in die Berliner Akademie zu verbieten. Von der, wenn auch abgestuften, Wertschätzung, die der jüdische Philosoph bei Friedrich II. genoss, spricht ein Vorgang, über den der Chronist Karl Heinrich Siegfried Rödenbeck (1774-1860) im "Tagebuch oder Geschichtskalender aus Friedrichs des Großen Regentenleben" berichtet. Am 14. Dezember 1771 hielt sich der kursächsische Minister Thomas Freiherr v. Fritsch (1700-1775) in Potsdam auf und hatte ein abschließendes Gespräch mit dem König. Rödenbeck berichtet: Als der Minister "äußerte, dass er (auf dem Weg zurück nach Sachsen) über Berlin gehen wolle, um den berühmten Moses Mendelssohn persönlich kennen zu lernen, sagte ihm der König, dass er, um ihn noch etwas länger bei sich zu haben, den Moses Mendelssohn nach Potsdam kommen lassen wolle. Dies geschah denn auch, und bei der Ankunft Mendelssohns am Thore zu Potsdam fand jene komische Scene Statt, die ... nach Chodowiecki's Zeichnung in Kupfer gestochen worden ist".

Gemeint ist eine Radierung des Malers und Zeichners Daniel Chodowiecki (1726-1801), der im Berliner Dialekt als "Schodewiggi" vereinnahmt wird. Das Bild von 1792 zeigt den Heranzitierten am Berliner Tor zu Potsdam wie er einem um Haupteslängen größeren Offizier seine Papiere zeigt. Die Visitation soll korrekt verlaufen sein. Die Kontrolleure ahnen nicht, dass vor ihnen der Mann steht, den der befreundete Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) ein Jahrzehnt später als Vorlage für den Juden Nathan den Weisen nehmen wird, der in der Ringparabel das Ideal der Toleranz und Humanität zur Geltung bringt. Daniel Chodowiecki zeigt den jüdischen Philosophen in seiner tatsächlichen geringen Wuchshöhe, ohne dass die Zeichnung zur Karikatur gerät. In seiner Biografie von 1864 erinnert der deutsche Rabbiner und Historiker Meyer Kayserling (1829-1905) daran wie souverän Moses Mendelssohn mit seinen leiblichen Nachteilen öffentlich umging. Er, der inzwischen stark verwachsen war und einen auffallenden Höcker hatte, außerdem auch noch etwas stotterte, schreibt über seine körperlichen Einschränkungen sogar ein humoriges Gedicht. In ihm vergleicht er sich mit dem sprachgestörten griechischen Redner und Staatsmann Demosthenes (384 v.Chr.- 322 v.Chr.) und dem Fabeldichter Aesop (um 600 v.Chr.), der ebenfalls verwachsen gewesen sein soll. Und so reimte Mendelssohn: "Groß nennet ihr den Demosthen, / Den stotternden Redner von Athen, / den höckrigen Aeseop haltet Ihr für weise - / Triumph! Ich werd' in Eurem Kreise / Doppelt groß und weise sein, / Denn Ihr habt bei mir im Verein, / Was man bei Aesop und Demosthen / Hat getrennt gehört und geseh'n."

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