Portrait: 1. FC Union Berlin Heute und damals

Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 24.06.2024

1. FC Union Berlin kurz vorgestellt
Ein Portrait vom 1. FC Union Berlin - Symbolbild: © Thaut Images

Der 1. FC Union Berlin steht heute wie kaum ein anderer deutscher Fußballverein für Leidenschaft und Kampfgeist. Seit seiner Gründung im Jahr 1966 hat der Club aus Köpenick eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen - von den schwierigen Anfängen in der DDR-Oberliga bis zum Aufstieg in die 1. Bundesliga und der Teilnahme an der prestigeträchtigen Champions League. Der Weg zum heutigen Erfolg war jedoch schwierig. Die "Eisernen", wie die Fans ihren Club und sich selbst bezeichnen, mussten bis dahin so manche tiefe Talsohle durchschreiten und auch ihre Liebe zum Hauptstadtverein durch Spendenaktionen oder auch freiwillige Hilfe beim Stadionumbau unter Beweis stellen. Erfahren Sie in unserem Portrait mehr über die Geschichte, die Erfolge und Ikonen des Köpenicker Fußballclubs.

Die bewegte Geschichte des 1. FC Union Berlin

Die Geschichte des Berliner Kult-Vereins reicht bis ins Jahr 1906 zurück. Damals schlossen sich in der Luisenstraße im Stadtteil Oberschöneweide mehrere lokale Fußballclubs zum FC Olympia Oberschöneweide zusammen. Gerade einmal drei später Jahre wurde aus Olympia der SC Union Oberschöneweide. Die ersten Erfolge konnten die Köpenicker erst nach dem Ersten Weltkrieg verbuchen. Den ersten größeren Titel sicherte man sich 1920 mit der Berliner Meisterschaft. Im selben Jahr konnten sich die Eisernen über den Einzug in die neue Spielstätte an der Wuhlheide, der bis heute als Stadion dienenden "Alten Försterei" freuen. Kurz darauf, im Jahr 1923 kämpfte Union sogar um die Deutsche Meisterschaft mit, musste sich jedoch am Ende im Finale um den Titel dem HSV mit 0:3 geschlagen geben.

Turbulente Jahre

Nach dem zweiten Weltkrieg folgten zahlreiche Umstrukturierungen und Namensänderungen, bis im Jahr 1966 schließlich der 1. FC Union Berlin entstand. Nach der Neugründung spielte der Club in der DDR-Oberliga - zumeist mit mäßigem Erfolg. Es folgten mehrere Auf- und Abstiege und eine turbulente Zeit nach der Wiedervereinigung mit Lizenzentzügen und einem Beinahe-Bankrott, der sich jedoch durch Fan-Sammelaktionen ("Fünf Mark für Union") und ein Darlehen von Michael Kölmel gerade noch abwenden ließ.

Von den Krisenjahren in die 1. Bundesliga

Auf die wohl schwierigste Zeit in der Geschichte folgte Ende der 1990er und Anfang der 2000er mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga und dem Erreichen des DFB-Pokalfinales die vorerst erfolgreichste. 2005 fand jedoch auch diese Epoche ein jähes Ende, als das zuvor von der 2. Bundesliga in die Regionalliga abgestiegene Union Berlin in der Oberliga landete. Hinzu kamen auch wieder finanzielle Sorgen. Als diese gemeistert waren, ging es für die Eisernen bergauf. Auf den Aufstieg in die Regionalliga folgte 2007/2008 der Sprung in die 3. Liga. Nur eine Saison später sicherten sich die Köpenicker den Aufstieg in die 2. Liga. Einen erneuten Abstieg gab es nicht. Dafür konnte man sich 2019 in der Relegation gegen den VfB Stuttgart durchsetzen und den Einzug in das deutsche Fußballoberhaus feiern.

Übrigens:
Der Begriff "Eisern" soll sich darauf zurückführen lassen, dass früher viele Spieler des Teams nebenbei in der Eisenverarbeitung arbeiteten und sich so etwas hinzuverdienten. Dazu passt übrigens auch das Maskottchen "Ritter Keule", das mit seiner eisernen Rüstung seit 2000 bei jedem Spiel an der Alten Försterei anzutreffen ist.

"Alte Försterei": Das Heimstadion von Union Berlin

Die Heimspielstätte des 1. FC Union Berlin ist seit 1920 das Stadion an der Alten Försterei im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick. Das laut den Angaben des Vereins "größte, reine Fußballstadion in Berlin" bietet Platz für rund 22.000 Zuschauer (18.395 Steh- und 3.617 Sitzplätze). Namensgeber für das für seine besondere Heimspielatmosphäre bekannte Stadion ist ein benachbartes altes Forsthaus, das gleichzeitig als Geschäftsstelle des Vereins dient.

Im Laufe des Jahrzehnte wurde die "Alte Försterei", wie das Stadion von den Fans des Clubs genannt wird, mehrfach renoviert und umgebaut. Einer der bedeutendsten Umbauaktionen fand in der Aufstiegssaison 2008/2009 statt. In einer beispiellosen Aktion packten rund 2000 Anhänger der Eisernen selbst mit an, um ihr Stadion auf Vordermann zu bringen.
In 140.000 Arbeitsstunden trugen die Fans Altlasten ab und schaufelten Tonnen von Sand und Schotter. Die Aktion brachte dem Club und den Fans viele Sympathien ein - auch im Ausland.

Alte Försterei von oben
Ein Blick von oben auf das Stadion vom 1. FC Union Berlin - die Alte Försterei in Berlin Köpenick. - Foto: © wideeyes

Der größte Umbau steht der Alten Försterei jedoch noch bevor. Aktuell plant der Verein den Ausbau des Stadions von 22.000 auf rund 40.000 Plätze. Außerdem sollten ein Klubhaus, ein Parkhaus und ein Profitrainingszentrum auf dem Gelände entstehen. Aufgrund des Umbaus muss der Club seine Heimspiele in der Saison 2025/2026 im Olympiastadion austragen, in dem jedoch auch die Hertha spielt. Details zu den Spielplanungen gibt es noch nicht.

Eiserne Leidenschaft: Unions besondere Fankultur

Die Fankultur der Köpenicker ist eine der außergewöhnlichsten und leidenschaftlichsten im deutschen Fußball. Das Gemeinschaftsgefühl und die bedingungslose Unterstützung für den Club verbindet die Anhänger vom Kuttenträger bis zum Ultra und macht die Heimspiele an der Alten Försterei zum Erlebnis. Einige Fans nehmen dafür sogar die Anreise aus England auf sich. Die Regeln, die alle Unioner vom Schichtarbeiter bis zum Professor dabei verbinden:

  • "Pfeife nie die eigene Mannschaft aus."
  • "Gehe nie vor Abpfiff aus dem Stadion."
  • "Mache niemals einen aus dem Team zum Sündenbock."
  • "Heiserkeit ist der Muskelkater der Unioner."

Vor allem die Werte des Köpenicker Vereins (u.a. Stadionerlebnis vor Kommerz, günstige Stehplätze statt teure Sitzplätze und Mitbestimmung) ziehen viele Fans an und haben dafür gesorgt, dass die Mitgliederzahl des Hauptstadtclubs zuletzt auf rund 66.000 (Stand Juni 2024) angestiegen ist. Auch außerhalb der Mauern der Alten Försterei ist die Fanszene der Eisernen aktiv und engagiert, wie zum Beispiel im "Eiserner VIRUS" e.V.
Auch im Nachbarbundesland Brandenburg hat der Verein sehr viele treue Fans.

Die größten Erfolge des Köpenicker Fußballclubs

Ein herausragender Meilenstein in der Geschichte der Berliner war das überraschende Erreichen des DFB-Pokalfinals im Jahr 2001. In einer packenden Pokalsaison schaffte es Union, bis ins Endspiel vorzudringen und traf dort auf den FC Schalke 04, der eine Woche zuvor nur knapp die Meisterschaft gegen die Bayern verpasst hatte. Auf dem Weg dorthin schaltete der damalige Regionalligist unter anderem die SpVgg Greuther Fürth, den SSV Ulm 1846, den VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach aus. Im Finale gegen die Schalker musste man sich jedoch mit einem 0:2 geschlagen geben.

Ein weiterer großer Erfolg der Eisernen war der Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2009. Nach mehreren sportlich durchwachsenen Jahren in der Ober- und Regionalliga gelang es Union in der Saison 2008/2009, den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse klarzumachen. Der Aufstieg markierte für den Hauptstadtclub den Beginn einer neuen Ära.

Der bis dato größte Erfolg in der Vereinsgeschichte folgte 2019, als den Köpenickern nach zwei spannenden Relegationsspielen (2:2 und 0:0) gegen einen starken VfB Stuttgart erstmals der Aufstieg in die 1. Fußballbundeliga gelang. In den folgenden Jahren konnten die Eisernen noch weitere Erfolge feiern, unter anderem die Teilnahme an der Champions League. Die Spiele (u. a. gegen Real Madrid) konnte man jedoch aufgrund der UEFA-Richtlinien nicht in der Alten Försterei austragen, sondern musste auf das Olympiastadion ausweichen.

Unioner Club-Legenden von damals und heute

Der 1. FC Union Berlin hat im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Spieler und Trainer hervorgebracht, die zu echten Club-Ikonen wurden und den Verein maßgeblich geprägt haben. Einer der bekanntesten Namen ist sicherlich Torsten "Tusche" Mattuschka. Der offensive Mittelfeldspieler und langjährige Kapitän der Köpenicker lief von 2005 bis 2014 für Union auf und war mit seiner Leistung maßgeblich am Aufstieg in die 2. Bundesliga beteiligt.
Ein weiterer wichtiger Name in der Vereinsgeschichte ist Reinhard "Mäcki" Lauck. Der defensive Mittelfeldspieler war von 1968 bis 1973 bei den Eisernen und bekannt für seine enorme Ausdauer und Zweikampfstärke. Unvergessen bei den Fans der Köpenicker ist sein Einsatz im FDGB-Pokalfinale 1968. In dem Debütspiel für Union überraschte der spätere DDR-Nationalspieler mit einer starken Leistung und trug so zum 2:1 Erfolg über Favorit Jena bei.
In die Ikonen des Köpenicker Clubs reiht sich auch Daniel Lourenço Teixeira ein. Der Brasilianer, der von den Fans auch liebevoll "Texas" genannt wurde, war bei seinen zwei Engagements für Union (2001 und 2005 bis 2007) an zwei Aufstiegen beteiligt und erzielte dabei insgesamt 67 Tore. Teixeira war einer der wenigen Union-Spieler, die zu Ehren ihrer Karriere ein offizielles Abschiedsspiel erhielten.

Nachwuchsförderung bei Union Berlin

Die Unioner legen großen Wert auf die Förderung junger Talente und investieren intensiv in die Nachwuchsarbeit. Die Jugendabteilung des Vereins umfasst aktuell elf Teams von der U8 bis zur U19. Seit 2002 betreibt der Verein ein voll lizenziertes Nachwuchsleistungszentrum nach den Richtlinien der Deutschen Fußball Liga (DFL), um ideale Entwicklungsbedingungen für junge Fußballer zu schaffen. Die Ausbildung in der Nachwuchsakademie folgt einem langfristig und altersgerecht ausgerichteten Leistungsplan, in dem klare Lernziele für alle Altersgruppen definiert sind. Dabei wird auf eine ganzheitliche Entwicklung der Spieler geachtet, die sowohl sportliche als auch persönliche Aspekte umfasst. Besonders im Fokus stehen dabei technische Fähigkeiten, taktisches Verständnis und soziale Kompetenzen.

Kooperation mit der Sportler-Eliteschule Flatow

Ein wesentlicher Bestandteil der Nachwuchsarbeit ist die Kooperation mit der Flatow-Oberschule. Die Partnerschaft mit der Sportler-Eliteschule ermöglicht es den Unioner Nachwuchstalenten, ihre schulische und sportliche Ausbildung optimal zu verbinden. Die Schüler erhalten intensive schulische Unterstützung, um ihre schulischen Leistungen trotz der hohen Anforderungen im Verein zu sichern. Neben dem regulären Unterricht gibt es auch Förderstunden und Nachhilfeangebote, die im Lernzentrum von Union Berlin stattfinden. Mittlerweile hat Unions Kaderschmiede schon einige Talente hervorgebracht, die wie zum Beispiel Eroll Zejnullahu (aktuell TSV 1860 München) und Lennard Maloney (aktuell 1. FC Heidenheim) den Sprung in die erste Mannschaft oder andere Profiteams geschafft haben.

Nachwuchsförderung beim 1. FC Union Berlin e.V.
Union Berlin kümmert sich um die Nachwuchsförderung und den Amateursport - Symbolbild: © Dusan Kostic - alle Fotos: stock.adobe. com

Aktivitäten in der Amateursportförderung

Neben seiner eigenen Nachwuchsförderung setzt sich der 1. FC Union Berlin auch aktiv für den Amateursport sowie die Förderung des Breitensports ein. Der Fußballclub engagiert sich mit zahlreichen Projekten und Initiativen in Berlin und Brandenburg und möchte auf diese Weise auch jungen Talenten eine Plattform bieten. Hier setzen die Eisernen schon in der Kita an. Mit dem Programm "Keules Knirpse" sollten schon die Kleinsten der Kleinen ein positives Verhältnis zu Bewegung entwickeln. Dazu arbeitet der Club mit zahlreichen Kitas zusammen. Während der Schulphase unterstützt das Programm "Union macht Schule" die Kinder bei ihrer weiteren sportlichen Entwicklung. Eigens lizenzierte Trainer, die an den Partnerschulen den Sportlehrern assistieren und Fußball-AGs anbieten, sollen die Kids dazu ermutigen, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Sie dienen auch als Schnittstelle zu den regionalen Vereinen. Ein weiteres Projekt ist "Union in Fahrt", mit dem der Bundesligist sein Know-how in Schulen und Fußballvereine bringen möchte. Dieses umfasst beispielsweise Trainerfortbildungen für Fußballvereine. Seit 2022 verbindet die Köpenicker zudem eine Bildungspartnerschaft mit Hertha BSC zur Aus-, Fort- und Weiterbildung von Trainerinnen und Trainern.

Aktuelle sportliche Situation der Eisernen - der 1. FC Union Berlin heute:

Die Saison 2023/24 war eine große Herausforderung für den Hauptstadtclub. Am Ende konnte die Eisernen auf dem 15. Platz knapp den Klassenerhalt sichern. Auf dem Konto standen zum Schluss 34 Punkte aus 9 Siegen, 6 Unentschieden und 19 Niederlagen. Trotz der schwierigen Spielzeit gab es auch positive Momente. Besonders stark war Robin Gosens. Der ehemalige deutsche Nationalspieler entwickelte sich trotz seiner Rolle als Außenverteidiger zur wichtigsten Offensivkraft der Köpenicker und erzielte in seinen 30 Einsätzen 6 Tore und damit ein Tor mehr als Stürmer Benedict Hollerbach. Schwächen zeigten Unioner in der abgelaufenen Bundesligasaison vor allem in der Defensive. Insgesamt 58 Gegentore kassierte der Hauptstadtverein unter der Leitung von Chef-Trainer Nenad Bjelica. Aber auch die Offensive der Berliner zeigte sich nicht gerade treffsicher und konnte am Ende der Saison gerade einmal 33 Tore verbuchen. Weniger hatten nur noch Darmstadt 98 (30) und Köln (28) auf dem Konto.

Der 1. FC Union Berlin heute:
Die neue Saison soll jedoch die Wende bringen und die Köpenicker wieder ins obere Tabellendrittel befördern. Dazu verpflichtete man erst kürzlich den zuvor bei Mainz tätigen Dänen Bo Svensson als Trainer. Auch auf dem Managerposten gibt es mit Horst Heldt einen Neuzugang, der für frischen Wind in der Alten Försterei sorgen soll. Auf dem Spielfeld dürfte sich durch die Abgänge von unter anderem Jakob Busk, Robin Knoche und Brenden Aaronson einiges tun. Ziel dürfte sein, die defensive Stabilität zu erhöhen und gleichzeitig die Offensive zu stärken, um nicht erneut in Abstiegsgefahr zu geraten.
Extra Tipp für die Fans des Vereins: Im Einkaufscentrum Forum Köpenick gibt es einen 1. FC Union Fanshop.
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Quellen und weiterführende Informationen:

  • Auf der offiziellen Webseite vom 1. FC Union Berlin finden Fans alle wichtigen Infos über den Verein und auch einen Link zum Fanshop. Neben Trikots, Fussballhosen und Stutzen gibt es auch allerhand Fanartikel wie Fahnen, Schals und Aufkleber: https://www.fc-union-berlin.de/de/
    Adresse vom 1. FC Union Berlin e.V.: An der Wuhlheide 263, 12555 Berlin
  • Hobby- und Vereinsfussballspieler können sich auf zum Beispiel https://www.vereinsexpress.de/fussballschuhe/ über die wichtigsten Fussballschuh Marken informieren und Ausrüstung für die Vereinsmannschaft kaufen.
  • Die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH stellt die Spieler des Vereins vor und informiert über den Spielplan vom 1.FC Union Berlin. https://www.bundesliga.com/de/bundesliga/clubs/1-fc-union-berlin Außerdem werden spannende Statistiken und tolle Videos zur Verfügung gestellt.

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