Lautes Berlin - Wie trotzdem gut schlafen?
Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 04.12.2024
Autoverkehr, Straßenbahnen, Fluglärm und bis in die frühen Morgenstunden feiernde Nachtschwärmer - Berlin ist laut. Manchmal sogar so laut, dass die nie schlafen wollende Hauptstadt ihren Einwohnern die wohlverdiente Nachtruhe raubt. Auf Dauer kann das nicht nur psychisch sehr belastend sein, sondern auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Umso wichtiger ist es, dem Lärm frühzeitig den Kampf anzusagen. Wo in Berlin die Lärm-Hotspots sind, welche auch innerhalb der eigenen vier Wände lauern und wie Sie sich wirksam vor dieser Dauerbelastung schützen, verraten wir Ihnen in diesem Ratgeber.
Die Hauptquellen des Lärms in Berlin
Ob hupende Autos, Sirenengeheul von Polizei und Feuerwehr oder laute Geräusche von Passanten - in einer Großstadt wie Berlin ist es niemals wirklich leise. Um herauszufinden, wo die Lärmbelastung für die Menschen aktuell am höchsten ist, hat Berlin seine Einwohner im Sommer 2023 dazu aufgerufen, sich aktiv am Lärmaktionsplan der Stadt zu beteiligen. Dabei zeigte sich, dass den Bewohnern nach wie vor der starke Verkehrslärm in der Hauptstadt zu schaffen macht. Aber auch andere Lärmquellen sorgen für Unmut. [ 1 ]
Verkehrslärm
Der Straßenverkehr ist nach wie vor die Hauptlärmquelle in Berlin. Zu den am stärksten betroffenen Bereichen gehören die großen Hauptverkehrsstraßen wie die Frankfurter Allee, der Tempelhofer Damm, die Heerstraße und die Berliner Allee sowie die Stadtautobahn A100. Im Umweltatlas Berlin sind noch weitere vom Verkehrslärm besonders betroffene Straßenbereiche verzeichnet. Hier, aber auch in allen anderen Stadtbezirken, liegen die Spitzenzeiten des Verkehrsaufkommens und damit auch der Lärmbelastung in der Regel zwischen 7:00 und 9:00 Uhr morgens und zwischen 16:30 und 18:30 Uhr abends.
Fluglärm
Neben dem Straßenverkehr spielt auch der Flugverkehr eine wichtige Rolle bei der Lärmbelastung. Betroffen ist hier vor allem der südöstliche Einwirkbereich des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) mit den Kommunen Eichwalde, Schulzendorf, Zeuthen, Königs Wusterhausen und Mittenwalde, aber auch die umliegenden Kommunen wie Rangsdorf, Ludwigsfelde, Großbeeren, Blankenfelde-Mahlow und Schönefeld selbst. Aber auch die Berliner Ortsteile Bohnsdorf, Schmöckwitz, Karolinenhof und Grünau sind zum Teil betroffen.
Laut der Statistik sind die durchschnittlichen Lärmpegel hier zwar nicht so hoch wie bei den Hauptverkehrsstraßen. Das liegt jedoch eher an einer statistischen Verzerrung durch die Ruhephasen zwischen den Flugzeiten. Der Lärm von startenden bzw. landenden Flugzeugen kann sehr wohl lauter als 65 Dezibel sein - die Grenze, ab der laut Umweltbundesamt Handlungsbedarf wegen eines erhöhten gesundheitlichen Risikos besteht.
Partylärm
Unabhängig vom Straßenverkehrs- und Fluglärm gibt es in Berlin noch andere Arten von Lärm, die die Anwohner vor allem nachts ärgern und oft um ihren Schlaf bringen: Partylärm gibt es automatisch überall dort, wo Menschen gemeinsam feiern und das Nachtleben pulsiert. Und das ist in Berlin insbesondere in Szenevierteln wie Friedrichshain (z.B. Simon-Dach-Straße), Kreuzberg und Prenzlauer Berg der Fall. Hier leiden die Anwohner nicht selten unter lauter Musik, die aus den Clubs und Bars dringt, aber auch unter dem Lärm, den die Feiernden selbst verursachen, wenn sie sich vor den Locations auf der Straße treffen oder nach dem Feiern lautstark die Clubs verlassen. Vor allem in den Sommermonaten ist an Schlaf dann kaum zu denken. Mehr über das Nachtleben in Berlin
Baulärm
Berlin ist eine einzige große Dauerbaustelle. An nahezu jeder Ecke der Hauptstadt werden Altbauten saniert, neue Gebäude errichtet und die Verkehrsinfrastruktur über und unter der Erde an die heutigen Anforderungen angepasst. Das geht natürlich mit reichlich Lärm einher, der unmittelbare Anwohner stark belastet. Berlin schränkt zwar die Nutzung von Maschinen auf die Zeiten zwischen 7 und 20 Uhr ein. Menschen wie Pflegern oder Krankenschwestern, die im Schichtbetrieb arbeiten und die tagsüber schlafen müssen, hilft das aber nur wenig.
Lärm: Eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesundheit
Lärm hat eine ganze Reihe negativer Auswirkungen auf den Schlaf. Zum einen können schon niedrige Lärmpegel von 30 dB das Einschlafen erschweren, zum anderen können plötzliche Geräusche wie das Aufheulen eines Motors oder das Überfliegen eines Flugzeugs den Schlaf unterbrechen. Sowohl zu spätes Einschlafen als auch wiederholte Unterbrechungen wirken sich negativ auf die Schlafqualität und damit auch auf die Gesundheit aus. Denn chronisch gestörter Schlaf ist ein Stressor, der das Risiko für eine Reihe von Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Gehörschäden oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark erhöht.
Darüber hinaus leidet auch die psychische Gesundheit. Anhaltend starker Lärm und Schlafmangel können das Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöhen und die kognitive Leitungsfähigkeit beeinträchtigen. Die Aufmerksamkeit und Konzentration lassen nach, es häufen sich Fehler, die - je nachdem, wo sie passieren - gravierende Folgen für Leib und Leben haben können. Mit verschiedenen Maßnahmen lässt sich dem jedoch vorbeugen.
Lesen Sie dazu auch: Schlafstörungen - Was tun?
Bauliche Maßnahmen für mehr Ruhe
Um ungestört schlafen zu können und den Lärm weitgehend aus der eigenen Wohnung auszuschließen, bieten sich - wann immer möglich - bauliche Maßnahmen an. Zunächst einmal sollten Sie Ihr Schlafzimmer auf die straßenabgewandte Seite verlegen.
Ist das aus bestimmten Gründen nicht möglich oder stört Sie der Lärm auch tagsüber in den anderen Räumen, sollten Sie lärmdämmende Maßnahmen erwägen. Dazu zählt zum Beispiel den Einbau spezieller Schallschutzfenster oder -türen. Diese können den Lärm von draußen sehr gut abschirmen und den Lärmpegel innen somit deutlich verringern. Gleichzeitig wirken sie oft auch wärmedämmend und helfen so ganz nebenbei, die Heizkosten zu senken. Bei der Auswahl sollten Sie auf die jeweilige Schallschutzklasse (SSK) achten. Diese reichen von SSK I für Lärm bis 29 dB bis zu SSK VI für Lärm über 50 dB, wie er im Einzugsbereich des Flughafens und nahe der Hauptverkehrsstraßen zu messen ist. So können Sie mit modernen Fenster und Türen mehr Wohnkofort schaffen.
Übrigens:
Für den Einbau von Schallschutzfenstern bekommen Sie gegebenenfalls Zuschüsse. Das Land Berlin fördert mit dem Schallschutzfensterprogramm 2024/2025 den Einbau von Schallschutzfenstern in Wohngebäuden an sehr lauten Straßen und Schienenwegen.
Alternativ oder auch zusätzlich können Sie Dämmplatten an Wänden und Decken anbringen und so die Schallübertragungen durch diese hindurch verringern. Ist das nicht möglich, sind schallisolierende Vorhänge eine gute und kostengünstige Lösung, um den Lärm von außen noch weiter zu reduzieren. Auch moderne Akustikpaneele und Textilbespannungen eignen sich zur Schalldämmung. Positiver Nebeneffekt: Sie verbessern auch die Raumakustik.
Gut zu wissen:
Wenn Sie Mieter sind und Ihr Vermieter keine Maßnahmen ergreifen will, um die Lärmbelastung in Ihrer Wohnung zu senken (z. B. durch Schallschutzfenster), können Sie die Miete mindern. Führen Sie dazu am besten ein Lärmprotokoll mit den Zeiten, an denen der Lärm auftritt und messen Sie die Dezibel in Ihrer Wohnung (mit einer App oder einem Lärmpegelmessgerät). Dieses Protokoll können Sie nutzen, um sich zum Beispiel Hilfe bei einem Mieterverein zu holen oder die Mietminderung über einen Anwalt durchzusetzen. [ 3 ]
Lärm innerhalb der eigenen vier Wände und was Sie dagegen tun können
Allerdings gibt es neben externen Lärmquellen auch solche, die innerhalb des eigenen Hauses oder der eigenen Wohnung liegen und ebenfalls den Schlaf stören können. Dies können laute Geräusche nachtaktiver Haustiere (z. B. Hamster) oder auch Musik und Gespräche von Familienmitgliedern, Mitbewohnern oder Nachbarn sein, die aus den angrenzenden Räumen oder Wohnungen in die Schlafräume dringen. Besonders stark ausgeprägt ist diese Problematik in vielen Berliner Altbauten und Plattenbauten.
Ohrstöpsel und Schlafkopfhörer sorgen für einen ungestörten Schlaf
Ein sehr weit verbreiteter, aber dennoch unterschätzter, obwohl mitunter sehr lauter Stressfaktor ist das Schnarchen des eigenen Partners. Tatsächlich kann die Lautstärke des Schnarchens in einigen Fälle mit einem Staubsauger oder Straßenverkehr vergleichbar sein. Kein Wunder, dass die Partner der schnarchenden Personen bei diesem Lärm kaum schlafen können und nach effektiven Lösungen für einen erholsamen Schlaf suchen.
Egal ob Haustier, Musik oder Schnarchen - eine einfache und effektive Möglichkeit, sich vor Lärm in den eigenen vier Wänden zu schützen, ist der Einsatz von Ohrstöpseln. Hochwertige Ohrstöpsel bestehen aus hautfreundlichen Materialien wie Silikon, sind atmungsaktiv und abwaschbar und in verschiedenen Größen und Varianten erhältlich. So lassen sie sich auch problemlos beim Schlaf tragen und sorgen für eine ruhige Nacht. [ 2 ]
Alternativ besteht die Möglichkeit, geräuschunterdrückende Schlafkopfhörer mit Noise-Cancelling-Funktion einzusetzen. Sie können helfen, die störenden Geräusche auszublenden und gut durchzuschlafen. Eine ähnliche Wirkung haben auch sogenannte White Noise Machines, die beruhigende Hintergrundgeräusche wie Meeresrauschen oder weißes Rauschen erzeugen und so die schlafraubenden Schnarchgeräusche überdecken.
Quellenangaben und weiterführende Informationen:
- [ 1 ] Der Entwurf des Lärmaktionsplans für Berlin wurde gemäß § 47 d des Bundes-Immissionsschutzgesetzes vom 27. September bis 25. Oktober 2024 öffentlich ausgelegt. Weitere Informationen unter:
https://www.berlin.de/sen/uvk/umwelt/laerm/laermminderungsplanung-berlin/laermaktionsplan-2024-2029/ - [ 2 ] Auf https://www.berlinearguard.com/collections/ohrstoepsel-schlafen erfahren Sie wie Ohrenstöpsel helfen können, erholsamen Schlaf zu finden und wie Sie Ohrststöpsel richtig anwenden!
- [ 3 ] Der Berliner Mieterverein e.V. [Landesverband Berlin im Deutschen Mieterbund in der Spichernstraße 1, 10777 Berlin, Info Telefon: 030/ 226 260] informiert Mieter, die von Lärm in ihren Wohnräumen betroffen sind!
https://www.berliner-mieterverein.de/...-laermbelaestigungen-das-abc-der-haeufigsten-streitpunkte.htm