Pendler: Wohnen in Brandenburg - arbeiten in Berlin

Redaktion: O. K. / Letzte Aktualisierung: 02.07.2025

Pendler von Brandenburg nach Berlin
Pendler aus Brandenburg sind mit der Bahn schnell in Berlin - Foto: © Valerii Honcharuk - stock.adobe. com

Schon seit Jahren ist die Lage auf Berlins Wohnungsmarkt extrem angespannt und verschärft sich immer weiter. Explodierende Mieten, kaum bezahlbarer Wohnraum und der große Wettbewerb um die wenigen halbwegs finanzierbaren Wohnungen machen es gerade jungen Familien zunehmend schwerer, in der Spreemetropole eine Bleibe zu finden. Eine Möglichkeit ist das Ausweichen nach Brandenburg. In Berlins Speckgürtel ist die Auswahl an Wohnungen groß und die Mieten bezahlbar. Sogar ein eigenes kleines Häuschen im Grünen lässt sich oftmals gut finanzieren. Und wer zum Arbeiten nach Berlin pendeln muss, ist mit der S-Bahn schnell da.

Warum es immer mehr Berliner nach Brandenburg zieht

Das Landleben boomt. Immer mehr Berliner tauschen den Großstadttrubel Berlins gegen das ruhige Leben im Grünen ein. Das zeigen auch die offiziellen Statistiken des Berlin-Brandenburger Statistikamts: 2023 waren es 16.750 Menschen, die der Hauptstadt den Rücken kehrten und nach Brandenburg zogen. Wenig überraschend handelt es sich bei dem Großteil davon um Familien mit Kindern.

Der Hauptgrund ist die anhaltende Wohnungsknappheit in Berlin und die sich stetig nach oben drehende Preisspirale. Zum Vergleich: Für eine Mitwohnung - sofern sich eine findet - in einem der Berliner Bezirke am Rand wie Marzahn-Hellersdorf oder auch Spandau müssen Familien deutlich mehr pro Quadratmeter ausgeben als für ein Mietshaus im Brandenburgischen Bernau, Zossen oder Fürstenwalde/Spree - Parkmöglichkeit direkt vor dem Haus inklusive.

Zu der deutlichen Kostenersparnis kommt die höhere Lebensqualität auf dem Land. Statt Verkehrslärm und - je nach Bezirk - Trubel rund um die Uhr lässt es sich rund um Berlin deutlich ruhiger und entspannter leben als direkt in der City. Viele Wälder und Seen sind liegen unmittelbar vor der Haustür oder nur eine Radtour entfernt und lassen sich für Wandern, Radfahren oder Wassersport nutzen. Für kleine Kinder ist die Umgebung in den kleinen Gemeinden zudem oft sicherer und auch die Suche nach einem Kita-Platz gestaltet sich häufig deutlich entspannter als direkt in Berlin.

Ein großer Pluspunkt für Familien mit Kindern ist auch der gemeinschaftliche Aspekt. Statt dem häufig doch recht anonymen Leben in Berlin kennt in ländlicheren Orten Brandenburgs oft noch jeder jeden. Man kennt die Eltern der Kinder persönlich, trifft sich in Vereinen und fühlt sich in die Gemeinschaft eingebunden. Auch wenn man sich in Brandburg endlos weit vom Großstadttrubel der Hauptstadt entfernt fühlt, ist man als Pendler meist binnen einer Stunde mit Auto, Zug oder S-Bahn da.

Wo zieht es Zuzügler aus der Berlin in Brandenburg hin?

Hauptsache raus aufs Land? Ganz so einfach ist es nicht. Die meisten Stadtflüchtlinge aus Berlin zieht es in bestimmte Ecken von Brandenburg, weil hier zum Beispiel die Verkehrsanbindung für Berufspendler günstig oder die Preise für Immobilien attraktiv sind und sich so die Möglichkeit für den Kauf eines kleinen Eigenheims ergibt. Zu den beliebtesten Zielen der Berliner zählen aktuell:

Bernau bei Berlin
Bernau hat sich trotz Wachstum seinen Kleinstadt-Charme erhalten und bietet eine reizvolle Mischung aus Alt und Neu. Hier ticken die Uhren spürbar langsamer als in Berlin, dennoch verfügt das Städtchen über eine exzellente Infrastruktur mit Schulen, Kitas und Einkaufsmöglichkeiten und bietet sich daher vor allem für junge Familien an. Der größte Pluspunkt: Pendler sind mit der S2 innerhalb einer Stunde in Berlin Mitte, mit dem Auto dauert es etwa 40 Minuten.

Ludwigsfelde
Ludwigsfelde erlebte in den vergangenen Jahren einen echten Boom - sowohl wirtschaftlich als auch was den Zuwachs an Einwohnern betrifft. Mit Arbeitgebern wie Mercedes-Benz, Siemens, DHL und Coca-Cola sieht die Zukunft der Stadt mehr als rosig aus. Die Infrastruktur befindet sich auf dem neusten Stand und der Markt für Immobilien ist durch die vielen Neubaugebiete entspannt. Pendler, die nach Berlin wollen, erreichen mit dem Regio-Express innerhalb von 20 Minuten das Berliner Südkreuz. Mit dem Auto ist man innerhalb von 30-40 Minuten in der Stadt.

Oranienburg
Direkt an der Havel liegt das vor allem bei jungen Familien beliebte Oranienburg. Vom eigenen Schloss und nahgelegenen Seen über Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu vielen Schulen und Kitas hat die 50.000-Einwohner-Stadt alles zu bieten, was sich großstadtgeplagte Familien wünschen können. Dazu kommt die schnelle Anbindung per S-Bahn (S1) nach Berlin. Mit dem Auto ist man über die A111 ebenfalls innerhalb von 30 bis 40 Minuten in der City.

Landkreis Dahme-Spreewald (LDS)
Für Naturliebhaber führt kaum ein Weg am Landkreis Dahme-Spreewald vorbei. Seen, Wälder und Flüsse mit Biergärten direkt am Ufer - in LDS fühlt sich Wohnen fast ein wenig wie Dauerurlaub an. Je nach Geschmack kann man sich hier in den doch eher verschlafenen Gemeinden ein Häuschen suchen oder sich in einer der größeren Städte wie Königs Wursterhausen niederlassen, wobei groß bei einer Einwohnerzahl von 40.000 relativ ist. Für Pendler ist LDS ebenfalls ideal. Innerhalb von 30 bis 40 ist man beispielsweise von Königs Wusterhausen in Lichtenberg.

Wohnen in Potsdam
Zum Beispiel das Wohnen in Potsdam ist für viele Berliner attraktiv - Foto: © Sliver - stock.adobe. com

Potsdam
Wem es beim Wegzug aus Berlin mehr um Ruhe und weniger um den Preis geht, kann sich auch in Potsdam umschauen. Nicht so groß und trubelig wie Berlin, aber als Universitätsstadt ebenfalls voller Leben, hier und da mit einem Hauch Luxus und reichlich kultureller Vielfalt bietet Potsdam eine hohe Lebensqualität, die sich allerdings auch in den Immobilienpreisen (Miete und Kauf) niederschlägt. Pendeln ist mit der S7, die alle 10 Minuten zwischen Potsdam und Berlin Mitte unterwegs ist, kein Problem.

Brandenburg an der Havel
Brandenburg an der Havel bietet den wohl größten Kontrast zu Berlin. Mit seiner historischen Altstadt, den günstigen Preisen und der direkten Verbindung mit dem RE1 nach Berlin, hat (die momentan noch eher unterschätzte) 70.000-Einwohner-Stadt das Potenzial, in den nächsten Jahren zu einer beliebten Alternative für das Leben in der Spreemetropole zu werden.

Was Sie vor dem Umzug von Berlin nach Brandenburg beachten sollten

Wer ernsthaft den Umzug nach Brandenburg in Erwägung zieht, aber weiterhin in Berlin seinem Job nachgehen möchte, sollte sich das gut überlegen. Manchmal ist die Vorstellung vom Häuschen im Grünen nämlich unproblematischer als die Realität. Damit der Traum nicht platzt, sollten Sie sich vor einem Umzug einige Fragen stellen:

Pendelzeiten und Verkehr
Durch die längeren Fahrtwege zur und von der Arbeit nach Hause bleibt weniger Freizeit. Sie müssen daher abwägen, was Ihnen wichtiger ist: mehr Freizeit oder eine hohe Wohnqualität. Und wie lange Fahrten nehmen Sie hierfür in Kauf?
Bei der Kalkulation der Fahrtdauer gilt es zunächst zu entscheiden, ob Sie mit dem eigenen Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln pendeln möchten. Beides hat Vor- und Nachteile: Mit dem Auto sind Sie flexibler, müssen aber jeden Tag mit Stau und den üblichen Parkplatzproblemen in Berlin rechnen. Diese Probleme entfallen mit der Bahn. Zudem sind Sie umweltfreundlich und entspannter unterwegs, vorausgesetzt, die Linien sind nicht überlastet und fahren einigermaßen pünktlich. Checken Sie hierfür frühzeitig die Verbindungen und vergleichen Sie die Kosten.

Infrastruktur vor Ort
Sehr wichtig ist natürlich auch die Infrastruktur vor Ort, insbesondere wenn Sie das Angebot Berlins gewohnt sind. Denken Sie nicht nur an Einkaufsmöglichkeiten (Supermärkte, Wochenmärkte, Apotheken), sondern auch an die medizinische Versorgung (Hausärzte, Fachärzte, Krankenhaus) in unmittelbarer Nähe. Falls Sie Kinder haben, sollten Sie darüber hinaus vorab nach potenziellen Schulen und Kitas Ausschau halten und sich über die Aufnahmemöglichkeiten informieren. Und denken Sie auch an Kultur- und Freizeitangebote für die ganze Familie oder auch Vereine, damit Sie und Ihre Kinder weiterhin ihrem Hobby nachgehen können.

Ein Eigenheim in Brandenburg kaufen
Der Traum vieler Berliner: Ein Eigenheim in Brandenburg - Foto: © ArTo - stock.adobe. com

Eigentum in Brandenburg: Tipps für Immobilienkäufer

Wer von Berlin nach Brandenburg zieht, möchte oft nicht mieten, sondern sich den Traum vom Eigenheim erfüllen. Sollten Sie sich auch dazu entschieden, stehen Sie vor einigen Herausforderungen. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen, diese zu bewältigen:

Passende Immobilie finden
Bevor Sie sich auf die Suche nach einer geeigneten Immobilie machen, sollten Sie überlegen, was Ihnen - abgesehen vom Standort - wichtig ist. Bevorzugen Sie einen Neubau oder kommt auch ein Altbau infrage? Von Letzteren gibt es in Brandenburg viele. Preislich sind diese zwar günstig, dafür sind hier die Energiekosten (Strom, Heizung) und auch eventuelle Sanierungskosten zu berücksichtigen, die je nach Zustand der Immobilie hinzukommen. Denken Sie auf jeden Fall daran, einen Energieausweis anzufordern, sofern dieser nicht automatisch vorgelegt wird. Gerade bei älteren Gebäuden ist zu empfehlen, einen Sachverständigen oder Gutachter zu beauftragen, der den Zustand und Wert der Immobilie gut einschätzen kann.

Finanzierung klären
Die wohl größte Hürde beim Immobilienkauf ist die Finanzierung. Um einen möglichst attraktiven Zinssatz zu erhalten, wird von Finanzexperten ein Eigenkapitalanteil von mindestens 10-20% der Kaufsumme empfohlen. Liegt dieses vor, ist es ratsam, einen Kreditvergleich durchzuführen, um die besten Angebote für die Kauf- oder Baufinanzierung zu finden. Das gelingt am einfachsten über Onlineportale.
Auch einige FinTechs aus Berlin bieten Kredite digital an.

Prüfen Sie darüber hinaus, welche Fördermöglichkeiten Sie in Anspruch nehmen möchten oder können. Es gibt sowohl zinsgünstige Kredite (z. B. KfW-Kredite) als auch Wohnungsbauprämien, von denen Sie eventuell profitieren können.

In bestimmten Fällen bietet sich - ergänzend zur Baufinanzierung - ein Privatkredit an, um zum Beispiel die Kaufnebenkosten abzudecken, die nicht im Eigenkapital enthalten sind. Zu den Kaufnebenkosten gehören unter anderem die Kosten für den Makler und Notar und die Grunderwerbssteuer. Auch für erforderliche Umbauten oder die Einrichtung kann eine Finanzierung über einen Privatkredit sinnvoll sein.

Brandenburg: Eine Region mit Zukunft

Brandenburg macht sich zunehmend unabhängig von Berlin und bietet Menschen, die gerne in beiden Welten leben möchten, eine Heimat mit Zukunftsperspektive. Die Landkreise um Berlin investieren massiv in den Ausbau ihrer Infrastruktur, schaffen Wohnraum und weisen Neubaugebiete aus, bauen schnelle Verkehrsanbindungen nach Berlin und in andere Teile des Landes, treiben den Digitalausbau voran und ziehen Unternehmen an, die Arbeitsplätze schaffen und Geld in die Kassen der Gemeinden spülen, was sich wiederum positiv auf die Lebensqualität auswirkt.
Lesen Sie dazu auch: Der Speckgürtel von Berlin - Wichtiger Wirtschaftsstandort und beliebt bei Pendlern

Quellenangaben und weiterführende Informationen:

Wohnen in Berlin

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