Garn Theater - abgründiges Kellertheater

Als erstes geht es ganz steil hinab. Die Kellertreppe, die zu Adolfo Assors Reich führt, ist halsbrecherisch. Nichts für schwache Gelenke. Muffiger Geruch aus altem
Garn Theater in Berlin
Im Garn Theater werden tiefgründige Stücke aufgeführt
Foto © itestro
Gemäuer schlägt dem Besucher des Garn Theaters in der Katzbachstraße entgegen. Unten angekommen, geht es auf in weitläufige Gefilde. Langgezogene Kellerräume, in warm-geheimnisvolles Licht getaucht, jeder Raum für sich könnte die Bühne sein. In der Ecke eine Ausstellung von Bildern beziehungsweise kleinen Skulpturen, die Sigmund Freud in eifriges Nachdenken verfallen lassen würden. Gequälte Gestalten sind zu sehen, entsetzte Gesichter.

Inszenierungen im Garn Theater


Psychologisch Abgründiges, Tiefgründiges ist das Motto des Garn Theaters und seines Betreibers Adolfo Assor. Unzählige Male hat Assor den "Bericht für die Akademie" von Franz Kafka aufgeführt. Ein Affe, eingefangen im Dschungel, kommt per Schiff nach Hamburg in Hagenbecks Tierpark. Stück für Stück wird er dem Menschen ähnlicher, begreift, dass er nur frei leben darf, wenn er so ist wie die Menschen. Am Schluss bleibt die Frage, ob der Zuschauer es mit einem menschlichen Affen oder einem äffischen Menschen zu tun hat.

Assor kommt im Garn Theater mit spärlichen Requisiten aus. Ein wackeliger Tisch und ein noch wackligerer Stuhl, eine kaputte Ledertasche, schwarz-weiße Schminke im Gesicht, die je nach Beleuchtung den Affen oder den Menschen hervorscheinen lassen. Im Monolog erklärt er den hohen Herren der Akademie den Leidensweg seiner Figur - und lässt dabei die Zuschauer erschaudern.

"Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" von Fjodor Dostojewski, Ende des 19. Jahrhunderts erschienen, ist ebenfalls ein düsterer Stoff, wie gemacht für Adolfo Assor und sein Garn Theater. Der Betreiber, zugleich einziger Schauspieler, Regisseur, Licht- und Tonassistent sowie Kassierer, schwelgt eine Stunde lang in den bitteren Ausführungen des namenlosen Erzählers, der seit Jahren nicht aus seinem Kellerloch hinausgekommen ist. Als schlechten Menschen bezeichnet er sich, als bösen Menschen. Assor turnt dabei auf einem Tisch herum, dreht sich, wendet sich, als ob er wahnsinnig sei.

Der Kontakt zu den wenigen Zuschauern - meist sind es nur sechs oder acht - ist nah. Sie sitzen auf Klappstühlen direkt vor der Bühne. Erfahrene Zuschauer haben sich Jacken mitgebracht, Adolfo Assor hat aber auch Decken verteilt. Im Garn Theater in der Katzbachstraße ist es immer kalt, eine Heizung gibt es nicht, Tageslicht ebenfalls nicht.

Der Gründer des Garn Theater


Adolfo Assor stammt aus Chile. 1945 dort geboren, arbeitet er seit den 80-er Jahren in Deutschland. 1987 gründete er das Garn Theater. Zu seinen Lieblingsautoren gehören Kafka und Dostojewski. Außerdem hat er in verschiedenen Filmen mitgespielt und als Synchronsprecher gearbeitet.

Adresse:
Garn Theater
Katzbachstraße 19
10965 Berlin
Tel./Fax: 030 7895 1346

Eintritt: 11 Euro, ermäßigt 9 Euro

Die Vorstellungen finden von donnerstags bis montags statt
und beginnen um 20.30 Uhr.

Öffentliche Verkehrsmittel:
Bus 104, Haltestelle Dudenstraße/Katzbachstraße
U-Bahn: U6, Haltestelle Platz der Luftbrücke
Text: S. K. / 18.07.2011


 
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