Das russische Restaurant Pasternak - Foto © -wn-
In unseren Tagen wurde wieder eine Vokabel russifiziert: Kafechaus. In der Moskauer Twerskaja fällt derzeit über einem Gaststätten-Eingang eine solche großflächig kyrillisch geschriebene Kafechaus-Werbung ins Auge. Doch die Lokalität im Stil einer Bahnhofshalle enttäuscht, sie ist weder deutsch noch russisch. Das einzig Russische in ihr sind die ansehnlich gekleideten Damen des neuen Moskauer Mittelstandes. Wer sich in Berlin sagt: Bleibe im Land und nähre dich russisch, hat rund zwanzig einschlägige Gaststätten mit hohem Niveau zur Auswahl, darunter das Restaurant und Café, welches nach dem sowjetischen Schriftsteller Boris Pasternak (1890-1960) benannt ist, dem Autor des Romans „Doktor Schiwago“. Die Restauration ist das schönste Geschenk, das ein russisch-jüdischer Kontingentflüchtling seiner neuen Heimat Deutschland machen konnte. Der Immigrant hieß Ilja Kaplan und ist heute Chef des Hauses. Über den kräftigen Zulauf an Gästen kann er sich allerdings nicht vorbehaltlos freuen. Das Lokal wurde wiederholt Angriffsziel unbekannt gebliebener Vandalen. Angesteckte Markisen, aufgeschlitzte Sonnenschirme und vergiftete Pflanzen sind anachronistisch im weltoffenen, toleranten Klima des Prenzlauer Berg. Man ermittelt.