Der Sudermann-Park in Blankensee - Foto © -wn-
"Pro Mann einen Monat Unsterblichkeit" heißt es über den enormen Verschleiß an Stücke-Schreibern im damaligen deutschen Theaterbetrieb. Zwei Namen allerdings hält Tucholsky für unverwüstlich: den Hermann Sudermanns (1857-1928), eines zwei Jahre zuvor gestorbenen Schriftstellers ostpreußisch-litauischer Herkunft und den eines rund vierzig Jahre jüngeren Augsburger Autoren, von dem zunächst nur dessen umtriebiges Wesen und seine Vorliebe für schwäbisch-schlänzigen Kartoffelsalat bekannt geworden waren. Dieser Gourmet brachte in Sudermanns Todesjahr einen der größten Theatererfolge der Weimarer Zeit zuwege - die von Kurt Weill vertonte "Dreigroschenoper". Textdichter: Bertolt Brecht (1898-1956). Tucholskys Mutmaßung wonach "Brecht sein wird, was Sudermann war" geht als zu kurz gegriffen in die Geschichte ein. Wie bekannt, überflügelte Brecht den zwischen 1890 und 1920 am meisten gespielten deutschen Bühnenautor Sudermann um ein Vielfaches. Und das wollte etwas heißen. Denn Sudermann galt nach Meinung des Literaturhistorikers Paul Fechter wegen seiner, wenn auch nicht sonderlich tiefgehenden Kritik am unsozialen Verhalten der Besitzenden und Adligen und an deren schlechten Sitten immerhin als der kreative "Balzac des Ostens". Einige Rezensenten nannten ihn freilich wegen der oberflächlichen Aussagen seiner Stücke einen "Kulissenmoralisten".