Die Entwicklung der Mieten auf dem Berliner Wohnungsmarkt

Text: H. J. (Pädagogin & Diplom-Medienberaterin aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 22.04.2024

Wohnungsmarkt in Berlin
Der Wohnungsmarkt ist noch immer sehr angespannt! - Foto: © Friedberg - stock.adobe. com

Seit einigen Jahren kennen die Mieten für Berliner Wohnungen nur einen Trend, und zwar aufwärts. Was sind die Gründe und wird es auf dem Wohnungsmarkt in absehbarer Zeit Erholung geben? Diese Fragen treiben nicht nur Wohnungssuchende um, sondern auch Mieter, die Mieterhöhungen fürchten. Einblick in die aktuelle Situation bieten aktuelle Untersuchungen, Analysen und Reporte.

Die aktuelle Wohnungssituation in Berlin: Wohnungsknappheit und steigende Mieten

Die aktuelle Wohnungssituation in Berlin ist von einem akuten Wohnungsmangel geprägt. Vor allem fehlen Wohnungen in den unteren und mittleren Preissegmenten. Viele Bürgerinnen und Bürger haben daher Schwierigkeiten, angemessenen, bezahlbaren Wohnraum zu finden und selbst für Berechtigte des Wohnberechtigungsscheins (WBS) ist es schier unmöglich eine neue Wohnung anzumieten. Inzwischen gilt das nicht nur für die zentralen Stadtteile, sondern auch für die Randbezirke. Vor allem aber in den attraktivsten Wohngegenden Berlins hat der angespannte Mietwohnungsmarkt bereits zu einer starken Verdrängung von einkommensschwachen Haushalten geführt und die soziale Ungleichheit verstärkt.

Hier wohnen jungen Berliner besonders gerne:

  • Prenzlauer Berg (Bezirk Pankow)
  • Neukölln
  • Friedrichshain-Kreuzberg
  • Für junge Familien ist auch der grüne Bezirk Treptow-Köpenick sehr attraktiv
Wohnungen am Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg
Wohnungen am Kollwitzplatz in Prenzlauer-Berg sind besonders beliebt! - Foto: © Friedberg - stock.adobe. com

Der Wohnmarktreport 2024, den die Bank Berlin Hyp AG und das Immobiliendienstleistungs- und Investment-Unternehmen CBRE im April 2024 veröffentlicht haben, zeigt, dass die Mietpreise für Neuvermietungen in Berlin im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr in allen Bezirken deutlich gestiegen sind. Dieser Anstieg wird durch die steigende Bevölkerungszahl in Berlin und den langsamen Neubau verstärkt. Die durchschnittliche Nettokaltmiete lag bei 13,60 Euro pro Quadratmeter, was einem Anstieg von mehr als 18 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022 entspricht. Das bedeutet laut einer Berechnung des Portals Immowelt, dass man für rund 1.000 Euro im Durchschnitt nur noch eine Wohnung mit 75 Quadratmetern Wohnfläche bekommt, während es vor zwei Jahren noch sieben Quadratmeter mehr waren. Ein Blick auf aktuelle Wohnungsinserate zeigt indessen, dass für diese Summe selbst Wohnungen mit 75 Quadratmetern kaum angeboten werden.

Berlin liegt dem Report nach in Bezug auf Mietpreise im Mittelfeld der deutschen Städte. Köln, Hamburg und Düsseldorf sind etwas günstiger, München, Frankfurt am Main und Stuttgart teurer. Besonders stark stiegen die Mieten im oberen Preissegment, wobei Berlin nur von München mit 27,33 Euro pro Quadratmeter übertroffen wurde. Dennoch befindet sich die derzeit teuerste deutsche Mietwohnung in Berlin: Fast 20.000 Euro im Monat werden für eine Luxusimmobilie mit 720 Quadratmetern in Berlin-Mitte aufgerufen.

Ein bisschen besser sieht es bei Bestandsmieten aus. Nach Aussagen des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) sind diese 2024 im Vergleich zum Vorjahr nur gering gestiegen. Der Datendienstleister 21st Real Estate sah in einer Analyse, die im Oktober 2023 veröffentlicht wurde, jedoch eine starke Unverhältnismäßigkeit zwischen dem Nettoeinkommen von Berliner Haushalten und den Mietkosten. Während vor einigen Jahren noch davon ausgegangen wurde, dass für die Miete etwa ein Drittel des Einkommens veranschlagt werden muss, ist es für viele Haushalte inzwischen bald die Hälfte.
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Auch Mieten für WG-Zimmer sind in Berlin besonders teuer geworden

Während Berlin jahrzehntelang als recht erschwinglicher Wohnort für junge Leute galt, müssen heute selbst für Zimmer in Wohngemeinschaften sehr hohe Mieten gezahlt werden. Mit rund 650 Euro für ein WG-Zimmer liegt Berlin zwar laut einer Untersuchung des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) erst an dritter Stelle nach München und Frankfurt am Main, aber zieht man in Betracht, dass der aktuelle BAföG-Satz für Studenten je nach Ausbildungsstätte bei 754 bis 934 Euro liegt, ist so eine Miete auch hier für viele nicht mehr bezahlbar.

Was tut der Senat gegen steigende Mieten und knappen Wohnraum?

Der Senat hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, um dem Wohnungsmangel und steigenden Mieten entgegenzuwirken, darunter die Einführung einer Mietpreisbremse, die Förderung von sozialem Wohnungsbau und die Verschärfung von Regulierungen für Immobilieninvestoren. Zum 1. Oktober 2023 wurden zudem die Mietzuschüsse, das sogenannte Wohngeld, für einkommensschwache Haushalte erhöht. Grundlage hierfür war die Wohngeldreform vom 1. Januar 2024, bei der die Einkommensgrenzen für den Anspruch geändert und der Wohngeldbetrag angepasst wurden. Die bisherigen Maßnahmen sind jedoch teilweise umstritten und haben längst nicht alle Probleme gelöst.

Das angepeilte Ziel des Senats, dass jährlich um 20.000 neue Wohnungen gebaut werden, ist bisher nicht erreicht worden und auch für das Jahr 2024 wird ein Rückgang bei Fertigstellungen erwartet. Gründe dafür sind unter anderem langwierige Genehmigungsverfahren für Bauvorhaben, Kostensteigerungen beim Bauen und Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien. Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) fordert vom Senat daher eine Beschleunigung und Vereinfachung von Baugenehmigungsverfahren sowie wohnungspolitische Entscheidungen, auf welche Verlass ist.

Zumindest für Beschäftigte des Landes Berlin ist vielleicht in absehbarer Zeit eine Erleichterung bei der Wohnungssuche in Sicht. Mitte April 2024 verkündete der Senat nämlich den Ausbau des Beschäftigtenwohnens auf ungenutzten oder nur teilweise genutzten Flächen, welche dem Land Berlin gehören, und auf Flächen, welche durch die landeseigenen Wohnungsunternehmen neu angekauft werden sollen.

Probleme für Berliner Bürger und Auswirkungen auf die Wirtschaft

Die Wohnungskrise in Berlin hat nicht nur negative Auswirkungen auf Mieterinnen und Mieter, sondern auch auf die Wirtschaft der Stadt. Arbeitgeber in Berlin haben Schwierigkeiten, qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen, da diese oft Probleme haben, eine angemessene Unterkunft zu finden. Dies kann die Wettbewerbsfähigkeit Berlins als Standort für internationale Unternehmen beeinträchtigen und langfristig zu einer Abwanderung führen, wenn sich hochqualifizierte Fachkräfte für andere Städte entscheiden, in denen bezahlbarer und angemessener Wohnraum leichter zu finden ist.

Mieten in Berlin
Die Mieten für moderne Wohnungen in Berlin sind recht hoch! - Foto: © elxeneize - stock.adobe. com

Ausblick in die Zukunft: Herausforderungen und Chancen

Der Ausblick in die Zukunft wirft sowohl Herausforderungen als auch Chancen auf. Es ist entscheidend, dass der Senat weiterhin effektive Maßnahmen ergreift, um die Wohnungsnot zu bekämpfen und den sozialen Zusammenhalt in der Stadt zu stärken. Dies erfordert eine ausgewogene Politik, die den Bedürfnissen verschiedener Bevölkerungsgruppen gerecht wird und gleichzeitig einen nachhaltigen Wohnungsmarkt fördert. Investitionen in den sozialen Wohnungsbau, die Förderung von Genossenschaften und gemeinnützigen Wohnprojekten sowie eine stärkere Regulierung des Immobilienmarktes könnten dazu beitragen, die Situation zu verbessern.

Darüber hinaus bietet die aktuelle Krise auch Chancen für innovative Lösungen. Neue Technologien wie modulares Bauen, nachhaltige Baustoffe und digitale Plattformen könnten dazu beitragen, den Wohnungsbau effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Darüber hinaus könnte eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Hand und privaten Investoren neue Wege zur Bewältigung der Wohnungskrise eröffnen. Es ist entscheidend, dass alle relevanten Akteure zusammenarbeiten, um nachhaltige Lösungen zu finden, die das Recht auf angemessenen Wohnraum für alle Bürgerinnen und Bürger gewährleisten und gleichzeitig die Attraktivität der Stadt als Wirtschaftsstandort erhalten.

Weiterführende Informationen und Quellen:

Wohnen in Berlin:

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