Wandern im Schlaubetal

Text: -wn- (Journalist aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 06.05.2022

Wandern im Schlaubetal
Ein Wanderweg im Schlaubetal - Foto: © Tkni

Das Schlaubetal ist ein Naturpark im Landkreis Oder-Spree. Es gibt auch eine Gemeinde gleichen Namens, die an der B246 liegt.

Neues aus dem Schlaubetal: Fontane-Besuch frei erfunden

Das Schlaubetal in Ostbrandenburg zwischen Müllrose und der südlichen Reicherskreuzer Heide mit ihren üppigen Erika-Teppichen, über die in den Nächten neuerdings Wölfe schnüren und den Mond anheulen, ist wildromantisch auf Schritt und Tritt.

Auf fußfreundlich federnden Wegen bewegt sich der Wanderer in einer grandiosen Vegetation, die in der sich hier nordwärts auftuenden Schmelzwasserrinne hochwächst, abstirbt und sich erneuert, und das seit dem Ende der Weichseleiszeit vor 100 000 Jahren. Verbreitet sind Erlen, Buchen und Birken. Die unteren Zweige einiger Kiefern wurzeln einem geheimnisvollen Antrieb folgend wieder in der Erde. Auf 22 Kilometern passiert das Flüsschen bis zu 30 Meter tiefe Canyons - gigantisch für diese ansonsten flache Gegend. Schilfröhrichte, Wiesen und Moore sorgen für jähe Stimmungswechsel. Alte Mühlen tauchen auf, die älteste, die Müllroser, vor über 700 Jahren schon erwähnt, arbeitet noch. Aus anderen wurden Schenken. Seit 1995 gibt es dieses Paradies für die Sinne unter dem eingetragenen Namen Naturpark Schlaubetal. Zwei Drittel der 227 Quadratkilometer sind Wald. Es kommen 1100 Pflanzen-, 700 Schmetterlings- und etwa 200 Vogelarten vor. Mit den aufgenommenen Zuflüssen aus seitlichen Kerbtälchen kommt die Schlaube nach der Passage mehrerer Seen im Großen See von Müllrose an, von wo ihre Wasser über den Oder-Spree-Kanal nun in Richtung Oder fluten.

Sehenswürdigkeiten im Schlaubetal

  • Reicherskreuzer Heide
  • Dorfkirche in Fünfeichen
  • Wirchensee

Wandern im Schlaubetal

Morgenstimmung im Schlaubetal
Blick auf das Schlaubetal am Morgen - Foto: © -wn-

In solch entrücktem Ambiente entstanden allerhand Sagen mit nymphomanen Nixen, rabiaten Hexen und Jungfrauen, die es endlich einmal wissen wollen. Ein Typ bleibt im Hintergrund: der Schelm. Man sieht ihn nicht, aber man liest von ihm. Denn das Schlaubetal hat nach Auffassung derer, die von ihm leben, einen "Makel". Der Verfasser des "Baedekers der Mark Brandenburg" Theodor Fontane kam mutmaßlich nie am Ufer der Schlaube vorbei und hinterließ folglich nichts über sie. Verdammt, sagten sich die Vermarkter von der Schlaube-Tours GmbH und erfanden einen Fontane-Besuch. In der Annahme, dass es niemand merkt, behaupten sie recht dreist in ihrer Werbung: "Schon Theodor Fontane schrieb über das Schlaubetal: Wag es getrost, und du wirst es nicht bereuen, eigentümliche Freuden und Genüsse werden dich begleiten. Du wirst Entdeckungen machen, denn überall, wohin du kommst, wirst du ... eintreten wie in jungfräuliches Land." Tatsächlich stammen die Sätze aus Fontanes Vorwort zur zweiten Auflage der "Wanderungen durch die Mark Brandenburg - Die Grafschaft Ruppin" von 1868. Fontane erläutert dort sein Brandenburgisches Wander-Credo, wonach man "mit einer feineren Art von Natur- und Landschaftssinn ausgerüstet sein" müsse. Ihm ist es um die Geschichtlichkeit der zuweilen tristen Landstriche zu tun. Kein Wort vom Schlaubetal.

Wer vor Jahresfrist hierher kam, wurde mit einem weiteren Kuriosum konfrontiert, einem amtlichen Verbot, das erst kürzlich leiseweinend aufgehoben wurde. Wie das "Amtsblatt Schlaubetal" 2007 mitteilte, ist illegal gewesener Geschlechtsverkehr im Tal nun wieder ahndungsfrei. Die ursprüngliche Untersagung hatte der Müllroser Vize-Ordnungsamtschef Frank Felske in den Rang einer "Behördlichen Verordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" erhoben. Mit dem Einführen des Begriffes Freiluftsex schoss Gildenschütze Felske den Vogel ab, als er das "Ausüben von öffentlich wahrnehmbaren sexuellen Handlungen" unter Strafe stellte. Ein solches Freilufterlebnis für 35,00 bis 300,00 € - das war in der Tat zu überlegen. Anlass der Verordnung: Bei einem Seefest hatten sich zwei Paare zu vorgerückter Stunde in die Büsche geschlagen, um sich noch näher zu sein.

Frank Felske landete mit seiner Provinzposse einen unerwarteten Erfolg, wie ihn keine PR-Agentur zuwege gebracht hätte. Der Harald-Junke-Effekt trat nämlich ein: "Und ist die Nachricht noch so fad, sie nützt doch dem Bekanntheitsgrad". Für einige Zeit erfreute sich das Schlaubetal eines außergewöhnlichen bundesweiten Interesses. Denn die aufmerksam gewordenen Wanderer fragten sich: Welch starkes Erregungspotential muss dieser Park besitzen, das die anderen 97 deutschen Naturparks nicht haben - wenn eine Behörde mit einem Antikopulationsedikt eingreifen muss? Dennoch ruderte das Müllroser Ordnungsamt hastig zurück. Taubschlaubig (sich dumm stellend) bestritt es jetzt seine behördliche Fachkompetenz für "Sex in Wäldern", denn das "Ordnungsamt ist für "Angelegenheiten" in Wäldern überhaupt nicht zuständig", heißt es jetzt. Nun hat das Forstamt den Schwarzen Peter. Frank Felske darf jedenfalls nicht mehr von Amts wegen - außer für sich selbst - verordnen, wo, wie und wann im Schlaubetal der Liebe gefrönt werden kann. Unklar bleibt, wie viel Wasser die Schlaube noch hinunterfließen wird, bis auch in der Angelegenheit des vorsätzlich falsch verwendeten Fontanezitates eine Berichtigung erfolgt.

Verkehrshinweis - Wie komme ich ins Schlaubetal?

Nach Müllrose, dem nördlichen Eingang zum Schlaubetal, gelangt man über den Berliner Ring und die Autobahn A12 Richtung Frankfurt/Oder. Nach der Abfahrt Müllrose die Straße L37 Richtung Eisenhüttenstadt benutzen.
Alle Angaben ohne Gewähr!

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