Mauermuseum Berlin

Mauermuseum am Checkpoint Charlie
Das Berliner Mauermuseum am Checkpoint Charlie - Foto: © wn

Das Mauermuseum wurde 1961 nach dem Bau der Mauer gegründet und am 19.10.1962 eröffnet worden.

Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie

Die wichtigsten Informationen über das Mauermuseum in Berlin auf einen Blick:

Adresse:
Mauermuseum - Haus am Checkpoint Charlie
Friedrichsstraße 43-45
10969 Berlin Kreuzberg
Tel: 030/ 25 37 25-0

Was gibt es im Mauermuseum zu sehen?
Gezeigt werden u.a. originale Fluchtobjekte wie Fluchtautos. Diese Objekte gaben die Fluchthelfer und Geflüchteten nach ihrer Flucht dem Museum.

Öffnungszeiten des Mauermuseum

Täglich 10:00 Uhr - 20:00 Uhr

Eintrittspreise im Mauermuseum

  • Erwachsene 17,50€
  • Studenten 11,50€
  • Schüler 7-18 Jahre 9,50€
  • Kinder bis 6 Jahre freier Eintritt
  • Audioguide 5,00€
  • Fotogenemigung 5,00€

Weitere Museen in Berlin

Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie:...

... Fliegen mit Trabant-Motor - In Memoriam Gerhard Löwenthal und Karl-Eduard von Schnitzler

Schade, dass Alexandra Hildebrandt (geb. 1959), Direktorin des weltweit bekannten Mauermuseums in der Berliner Friedrichstraße, sich nicht entschließen kann, zwei Entree-Figuren - aus Wachs oder Pappe oder als Animationen - anzuschaffen, die die Besucher auf das Anliegen des Hauses einstimmen. Gemeint sind zwei verstorbene Fernseh-Matadore: der sauertöpfische Antikommunist aus Leidenschaft Gerhard Löwenthal (1922-2002) und der donquichottische Kämpfer gegen Rechtsstaat und Demokratie Karl-Eduard von Schnitzler (1918-2001), der einmal sogar andeutete, ein Urenkel des 99-Tage-Kaisers Friedrich III. (1831-1888) aus morganatischer Linie zu sein (Ehe zur linken Hand). Gerhard Löwenthal kann man sich am Eingang mit verbissen einladender Geste vorstellen, und der andere würde jeden Besucher vor dem Betreten des Hauses eindringlich warnen, weil drinnen eine "geistige Aggression des Kapitalismus (im Gange sei), für die die Springers, die Löwenthals, die Höfers und die Augsteins" verantwortlich seien. Der Bannspruch geht gegen den Verleger Axel Caesar Springer (1912-1985), die Fernseh-Moderatoren Gerhard Löwenthal und Werner Höfer (1913-1997) und den Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein (1923-2002). So schimpfte Karl-Eduard von Schnitzler einmal an einem seiner schwarzen Montage im Juli 1970. Die beiden brummigen Typen erleben - jeder auf seiner Mauerseite - neunzehn gemeinsame konfrontative Fernsehjahre und erregen Aufsehen: Gerhard Löwenthal mit dem ZDF-Magazin, das sich ab 1969 neunzehn Jahre lang auf Sendung hält, und der andere mit der bis 1989 vierzehntägig abgestrahlten Sendung "Der schwarze Kanal", die es auf 1519 Ausgaben schafft. In beiden Sendefolgen spielt die innerdeutsche Grenze und - dies nur im ZDF - ihre dramatischen menschlichen Folgen eine maßgebliche Rolle.

Mauermuseum dokumentiert die am strengsten bewachte Grenze der Welt

Mauerreste in Berlin
Mauerrest nahe der Liesenstraße - Foto: © wn

In dem Museum, das die Geschichte dieser wohl am strengsten bewachten Grenze der Welt dokumentiert, wird auch vorgeführt, welche Kreativität fluchtentschlossene Menschen entwickelten, wenn ihnen die "einmalige Ausreise" mit Pass auf Schiene oder Straße verwehrt ist. Der für sie geschaffene abschreckende Grenzbau ist nach Meinung des damaligen DDR-Ministers für Nationale Verteidigung Heinz Hoffmann (1910-1985) das "beste Grenzsicherungssystem der Welt". Was er nicht sagt: Die innerdeutsche Grenze ist von geschichtlich neuer Qualität. Ihre bannende Wirkung ist nicht mehr nach außen gerichtet, sondern vornehmlich nach innen. Sie soll nicht Eindringliche aufhalten wie im Falle von Limes oder Großer Chinesischer Mauer, sondern Ausbrechende stoppen. In der Geschichte der Menschheit waren bisher Grenzen überwiegend "künstliche, gemachte ... Gränzzeichen ... welche durch Kunst und Arbeit der Menschen aufgerichtet werden, als da sind: steinerne Gränzmähler, hölzerne Säulen und Pfähle, Kreutze, Zäune, Bäume, Land-Hage, Landgräben". So beschreibt die Krünitz-"Encyklopädie" 1830 markierende Grenzen. Nunmehr entstand ein martialisches, jeden menschlichen Verkehr unterbrechendes Hindernis, wie es oft in den düsteren Erzählungen des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe (1809-1849) beschrieben wird. Etwa in der Erzählung "William Wilson": "Das Grundstück war sehr umfangreich und von einer hohen festen Backsteinmauer umschlossen, die oben mit Mörtel bestrichen war, in dem Glassplitter steckten. Dieser Festungswall, diese Gefängnismauer bildete die Grenze unseres Reichs ... In einem Winkel der gewaltigen Mauer drohte ein noch gewaltigeres Tor. Es war mit Eisenstangen verriegelt und von Eisenspießen überragt. Welch tiefe Furcht flößte es ein! Es öffnete sich nie, außer für die drei ... wöchentlichen Ausgänge; dann aber fanden wir in jedem Kreischen seiner mächtigen Angeln eine Fülle des Geheimnisvollen, eine Welt von Stoff für ernstes Gespräch oder stumme Betrachtung." (Übersetzung Gisela Etzel) Trotz der massiv ausgebauten innerdeutschen Grenze bringen viele Menschen so viel Entschlossenheit und Phantasie auf, dass eine Flucht - wenn auch nicht immer - erfolgreich verläuft. Sie entwickeln eine Schöpferkraft, die die DDR unter demokratischen Umständen zu einem prosperierenden Staat hätten werden lassen, aus dem man nicht geflohen, sondern in dem man gern geblieben wäre. Was ist im Mauermuseum von dieser Schöpferkraft zu sehen? Mehrere Autos mit präparierten Kofferräumen, ein Mini-U-Boot, von dem sich ein Flüchtling durch die Ostsee in Richtung Westen ziehen ließ, Heißluftballons und in geheimer Heimarbeit gebaute Motordrachen. Einer von ihnen - ein Glanzstück - ist ausgestattet mit einem Trabant-Motor, anmontiert der Tank eines tschechischen Jawa-Motorrades. Die Flucht mit diesem Drachen degradiert die legendäre Luftfahrt des Lügenbarons von Münchhausen (1720-1797) auf der Kanonenkugel hinein ins Türkische zum nachrangigen Ereignis. Dokumentiert sind Verläufe und Ausrüstungen mehrerer Fluchttunnel, darunter ein Wagen zum Transport der beim Vortrieb angefallenen Erdmassen. In der Sammlung fehlt auch eines der Selbstschuss-Geräte nicht, mit denen die innerdeutsche Grenze ausgestattet war.

"Die Milch wird sauer, das Bier wird schal, im Fernsehen spricht der Löwenthal!"

Luftbrücken-Denkmal in Berlin
Das Luftbrücken-Denkmal vor dem Flughafen Tempelhof - Foto: © wn

Die Exponate sind Dreh- und Angelpunkte im propagandistischen Terrain, in dem Gerhard Löwenthal mit dem von ihm gegründeten Hilfs-Netzwerk "Hilferufe von drüben" agiert und das sich für die Menschenrechte der DDR-Bewohner einsetzt. Seine politische Unentwegtheit und grimmiges Naturell bringen dem CDU-Wahlkämpfer allerdings nicht nur Quote ein, sondern auch Gegner en masse. Die Stasi in der DDR trägt zu "dem Löwenthal" ein Aktenkonvolut im Umfang von 25 Ordnern zusammen. In der BRD (alt) werden seine Verunglimpfungen der Linken - ein seiner Nebenkampfplätze - hart kritisiert. 1972 nennt ihn "Der Spiegel" die "Gouvernante der Nation", die von einer "Unterwanderungsfurcht vor dem Kommunismus" getrieben sei. Er mache den Eindruck "eines grauhaarigen Patriarchen, der streng durch die Hornbrille blickt und grämlich Guten Abend sagt". Die ehemalige Kölner Politrock-Band "Floh De Cologne" singt: "Die Milch wird sauer, das Bier wird schal, im Fernsehen spricht der Löwenthal!" Sein Widerpart Karl-Eduard von Schnitzler hat in der DDR nicht wenige dogmatische Parteigänger und ist dort vor satirischer Behandlung weitgehend geschützt. Seine zugespitzten Tiraden gegen das Bürgerliche an sich sind jedoch für viele abstoßend. Obwohl er es besser weiß, kann er aus Parteidisziplin nicht zugeben, dass z.B. die Gewaltenteilung im bürgerlichen deutschen Staat nebenan eine historische Errungenschaft ist, mit der eine "führende Partei" und ihr Zentralismus nicht mithalten können. Die menschenverachtende Arroganz des Chefkommentators ist sprichwörtlich. Acht Tage nach dem Mauerbau höhnt er in seinem Kanal: "Ach Gottchen, der Willy Brandt (damaliger Westberliner Regierender Bürgermeister). Was mag er verloren haben, dass er so trauert!?" Am 27. August 1962 erreicht die DDR-Fernsehgeschichte mit seiner Hilfe einen ersten Tiefpunkt, und der in weiten Kreisen der Bevölkerung inzwischen mit dem bösen Namen "Sudel-Ede" betitelte Fernsehmann verliert an menschlicher Würde. Als "einen angeschossenen Kriminellen" stellt er den 18jährigen Maurergesellen Peter Fechter (1944-1962) hin, der die Mauer in der Zimmerstraße nahe dem Checkpoint Charlie unbewaffnet überwinden will, dabei angeschossen wird und fast eine Stunde im Todesstreifen liegen bleibt. Karl-Eduard von Schnitzler ist bald einer der "bestgehassten Menschen in der DDR" - so die Tochter und Schauspielerin Barbara Schnitzler (geb. 1953) über den Vater. Die Zuschauer, die den "Schwarzen Kanal" und/oder das "ZDF-Magazin" schließlich nicht mehr einschalten, hatten wohl den Gedanken des lustigen Zechers Brandner im Kopf, der in der Szene in Auerbachs Keller in Goethes Faust 1 ausruft: "Ein garstig Lied! Pfui! ein politisch Lied!" Obwohl die beiden Matadore mit den von ihnen als Feinde Erkannten nicht zimperlich umgehen, und auch die Boulevard-Presse und diverse Politpostillen sich an ihren theatralischen Auftritten gütlich tun, gibt es in der deutschen Presse auch sachliche und gerechte Urteile über die beiden Akteure. ZEIT-Autor Andre Meier (geb. 1960) schreibt im Jahre 2000 in einer Rezension der damals erschienenen Schnitzler-Löwenthal-Doppelbiografie der Journalistin Kathrin Gerlof (geb. 1962): "Für den jüdischen Fabrikantensohn Löwenthal war der Faschismus physisch ebenso bedrohlich wie für den mutig im Widerstand agierenden Adelsspross Schnitzler. Hautnah hatten beide miterleben müssen, wie schnell sich ein mörderischer Geist über eine bis dato harmlos dahinplätschernde Zeit zu werfen vermag. Zehn nahe Familienmitglieder Gerhard Löwenthals wurden im KZ ermordet. Fortan galt es also, (der Zeit danach) gnadenlos den eigenen Stempel aufzudrücken. Schnitzler und Löwenthal widmeten sich dieser Aufgabe mit an Besessenheit grenzender Verve und sahen alsbald im Antlitz des jeweils anderen die braune Bedrohung von einst."

NACHSPIELE IM HIMMEL

Jüdischer Gott Jahwe zu Gerhard Löwenthal: Du sollst gerettet sein
Und es begab sich, dass nach dem Verstreichen von Äonen das Ende der Ewigkeit herangekommen war und die verstorbenen Juden aus ihren "Guten Orten", den Gräbern, herausgerufen wurden, weil sie in ein neuerliches irdisches Leben in Gerechtigkeit und Frieden eingewiesen werden sollten, in dem das Schalom alechem! (Gott mir dir / euch) nicht mehr Wunschtraum bleibt. Gott Jahwe behielt sich Einzelgespräche vor, um über die Auferstandenen nach Lebensleistung oder erlittenem Unrecht ein Urteil zu fällen. Als Gerhard Löwenthal aufgerufen wurde, wollte dieser einen anmoderierenden Text von einer Minute und 40 Sekunden Länge verlesen, was aber Jahwe unterband. Und so sprach der Gott: "Gerhard Löwenthal, Du hast dich für die Menschen und ihre Freiheit eingesetzt. Warum aber wurdest du beim guten Werk so böse? Es sei dir verziehen. Du bist gerettet." Da trat eine Jüdin mit schwarzen Haaren zu ihm, die "Perle Zions" hieß und die in ihrer noch nicht so fernen Jugend die dreißig orientalischen Schönheiten des Weiblichen in sich vereinigte. Sie nahm seine Hand und sagte: "Komm!" Er aber blieb störrisch stehen und wollte erst noch seine Manuskripte raffen. Da sagte sie lächelnd "Die brauchst du nicht mehr. Lass uns zu Lebendem Wasser gehen! Du musst dich reinigen." Und es geschah etwas, was vorher noch niemand gesehen hatte: Gerhard Löwenthal lächelte, wenn auch anflugsweise.

"Demand for virgins futile!" - Nachfrage nach Jungfrauen zwecklos!
Auch der christliche Gott und alleinerziehende Vater von Jesus Christus (4 v. Chr.-30 oder 31 n.Chr.) war um diese Zeit mit Urteilfällen beschäftigt. (Hier erschienen nicht, wie bei den Juden, die Körper, sondern die Seelen der Verstorbenen.) An einem Tag waren die Seelen aus der Gottlosenabteilung an der Reihe, unter ihnen die von Karl-Eduard von Schnitzler. Als diese nun selbstbewusst vor dem Schöpfer erschien, sah sie, wie Jesus seinem Vater etwas ins Ohr flüsterte. Gott sagte nun: "Also, Du warst anfangs ein Mann des Friedens, höre ich, obwohl Du später über viele Menschen Böses sagtest. Geh dennoch hin in Frieden!" Die so beschiedene Seele verließ mit empörter Miene - weil sie nicht gelobt worden war - den göttlichen Audienzsaal und kehrte in die Wartehalle der gottlosen Seelen zurück. "Und?" wollten die versammelten Ungläubigen nun wissen. Wie in alten Tagen ätze von Schnitzlers befragte Seele mit resignierendem Überlegenheits-Lächeln: "Meine Damen und Herren, alles wie gehabt: denn da waren sie wieder - die Jahwes und Zebaoths und Joshuas und wie sie alle heißen ..." Als seine Seele so sprach, begann ein lautes Zischen unter den verunsicherten Noch-Gottlosen. So solle man gerade jetzt nicht reden, weil ihnen alle sonst dauerhaft die Hölle drohe und ihnen nicht - als kleineres Übel - das Purgatorium mit seiner Feuer-Kurzbehandlung zuerkannt würde. Als das Getöse der Neokarrieristen nicht enden wollte, verließ von Schnitzlers Seele - das Wort Verräter murmelnd - den Saal und lief den langen Korridor der Zeitläufte entlang. Bald kam sie am muslimischen Paradies mit seiner hohen Mauer vorbei. Vielleicht, dachte die Schnitzler-Seele, würde sie hier Ruhe finden und sich sogar trotz Leiblosigkeit noch einmal am weiblichen Geschlecht erfreuen können. Am Tor hing aber ein Schild mit der Aufschrift: "Demand for virgins futile!" (Nachfrage nach Jungfrauen zwecklos!) Und so wanderte seine Seele auf der langen Straße weiter. Noch einmal wurde sie im buddhistischen Arkadien gesehen. Da soll sie vor der Jurte eines mongolischen Araten-Ehepaars gesessen haben. Die beiden waren alt und boten an, dass die Seele die Ziegen und Schafe gegen Kost und Logis hüten könnte. Und tatsächlich: sie sei hin zu der kleinen Herde gegangen. Aber es sei ihr nicht ums Hüten gegangen. Sondern sie sprach vor den Tieren einen Kommentar zum Thema "Glückliches Grasen hinter Gitter und im Gatter". Aber die Tiere hätten nicht zugehört und sich über die Sommerweide verstreut. Da habe sich die Seele abgewendet und sei entnervt hinein in die Weiten der Steppe gelaufen. Als sie hinter einer kleinen Gruppe von Saksaul-Bäumen verschwunden war, sei sie aus dem Hartholzhain danach nicht mehr hervorgekommen.
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Wie man zum Mauermuseum kommt:

U-Bahn-Linie 6, Station Kochstraße
U-Bahn-Linie 2, Station Stadtmitte
Bus M29
Text: -wn- / Stand: 10.10.2023 / Alle Angaben ohne Gewähr!

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