Berliner Familien am Limit: So überbücken Sie finanzielle Engpässe

Text: O. K. / Letzte Aktualisierung: 11.04.2024

Soziale Brennpunkte in Berlin - z.B. auch in Friedrichshain
Es gibt viele soziale Brennpunkte in Berlin - z.B. auch in Friedrichshain - Foto: © ArTo - stock.adobe. com

Die anhaltend steigenden Kosten in nahezu allen Lebensbereichen stellen viele Familien in Berlin vor große finanzielle Herausforderungen. Nicht nur, dass die Energiepreise und damit die Kosten für Heizung und Strom deutlich gestiegen sind, auch die Preise für Lebensmittel (einschließlich Grundnahrungsmittel) und viele andere Produkte des täglichen Bedarfs haben teilweise Rekordhöhen erreicht. Der Wocheneinkauf ist deutlich teurer geworden, was die monatliche Budgetplanung erheblich erschwert. Auch bei Kleidung sind seit geraumer Zeit Preissteigerungen zu beobachten, die Familien mit Kindern besonders belasten, da Kinder während ihres Wachstums viel häufiger Kleidung benötigen als Erwachsene.

All diese Preiserhöhungen in so wesentlichen Bereichen wie Energie, Lebensmittel und Kleidung haben direkte und spürbare Auswirkungen auf die Lebensqualität vieler Familien in Berlin und Umgebung. Die angespannte wirtschaftliche Situation macht es erforderlich, das Konsumverhalten anzupassen und/oder nach anderen Möglichkeiten zu suchen, die finanziellen Ressourcen besser zu nutzen oder aufzustocken, um finanzielle Engpässe überbrücken zu können. Unser folgender Ratgeber unterstützt Sie dabei.

Wie Berliner Familien finanzielle Engpässe überbrücken können

Um die angespannte wirtschaftliche Situation zu entlasten, kann es - sofern möglich - sinnvoll sein, nach zusätzlichen Einkommensquellen zu suchen. Hierfür gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten mit jeweils anderen Vor- und Nachteilen, wie die folgenden Beispiele zeigen.

Nehmen Sie einen Nebenjob an

Eine gute Möglichkeit, die Haushaltskasse aufzubessern, ist, einen Nebenjob anzunehmen. Dieser kann in stundenweisen Einsätzen in der Berliner Gastronomie, im Büro oder auch als Heimarbeit bestehen. Vorteil hierbei ist, dass Sie Kontrolle über das zusätzliche Einkommen haben, über das Sie (abzüglich der anfallenden Steuern) frei verfügen können. Praktischer Nebeneffekt: Oft können Sie Ihre beruflichen Fähigkeiten aus- und neue Kontakte aufbauen, die Ihnen später von Nutzen sein können. Voraussetzung für den Zweitjob ist allerdings, dass er sich in den Familienalltag integrieren lässt und die Kinderbetreuung sichergestellt ist.

Borgen Sie sich Geld bei Verwandten

Eine andere Möglichkeit zur kurzfristigen Überbrückung eines finanziellen Engpasses ist es, sich von Verwandten Geld zu leihen. Der Vorteil hierbei ist, dass das geliehene Geld in der Regel recht schnell und unbürokratisch verfügbar ist, allerdings sollten Sie auch hier - ähnlich wie bei einer Bank - klare Rückzahlungsvereinbarungen treffen, sie schriftlich dokumentieren und natürlich auch einhalten. Damit verringern Sie das Risiko für Unstimmigkeiten, die im schlimmsten Fall die Beziehung zu den Verwandten belasten oder sogar gefährden können.

Ein Gabenzaun in Berlin
Es gibt in einigen Berliner Bezirken auch einen Gabenzaun für Bedürftige - Foto: © Tobias Seeliger - stock.adobe. com

Bringen Sie Wertgegenstände ins Pfandhaus

Alternativ gibt es die Möglichkeit, durch das Beleihen von Wertgegenständen in einem Pfandhaus kurzfristig zusätzliches Geld zu erhalten, über das Sie direkt und frei verfügen können. Hierbei gibt es keine bürokratischen Hürden und auch eine Bonitätsprüfung ist nicht erforderlich. Sie bringen einfach den oder die gewünschten Gegenstände ins Pfandhaus, wo der aktuelle Marktwert geschätzt wird. Basierend darauf erhalten Sie ein Angebot über einen Pfandkredit mit allen nötigen Informationen (Kredithöhe, Laufzeit, Zinsen, Gebühren). Sind Sie einverstanden, erhalten Sie die Darlehenssumme ausgezahlt.

Sie haben dann die Möglichkeit, das Darlehen innerhalb der vereinbarten Laufzeit vollständig zurückzuzahlen und erhalten dann den hinterlegten Wertgegenstand zurück. Sollten Sie das Darlehen - aus welchen Gründen auch immer - nicht zurückzahlen, bleibt der Gegenstand im Besitz des Pfandhauses. Dieses ist berechtigt, den Gegenstand zu veräußern, um die offene Forderung (Darlehensbetrag plus Zinsen und Gebühren) zu begleichen.

Was kann man ins Pfandhaus bringen?

Grundsätzlich können Sie alle Gegenstände von Wert ins Pfandhaus bringen, wobei es durchaus Unterschiede zwischen den Pfandhäusern gibt, was angenommen wird und was nicht. Zu den beliebtesten / häufigsten Wertgegenständen, die in Pfandhäusern beliehen werden, gehören hochwertige Uhren. Ihr Wert hängt von der Marke, dem Zustand und der Nachfrage ab. Ebenso beliebt sind Edelmetalle und Schmuck aus Gold, Silber, Platin, Schmuckstücke mit oder ohne Edelsteine, denn ihr Wert ist relativ stabil und sie sind leicht zu bewerten und zu verkaufen. Auch Sammlermünzen, Goldmünzen und Goldbarren können ins Pfandhaus gebracht werden. Ihr Wert wird anhand des aktuellen Marktwerts für Edelmetalle und gegebenenfalls des Sammlerwerts bestimmt.

Aktuelle und hochwertige technische Geräte wie Smartphones, Tablets, Laptops und manchmal auch hochwertige Kameras können ebenfalls beleihbar sein. Ihr Wert nimmt allerdings schnell ab, da ständig neue Modelle auf den Markt kommen. Anders sieht es bei Kunstwerken, Antiquitäten, seltenen Sammlerstücken und Musikinstrumenten aus. Auch sie können von Interesse sein, allerdings erfordert ihre Bewertung besonderes Wissen.

Darüber hinaus können auch Autos und Motorräder als Sicherheit dienen und beliehen werden. In diesem Fall behält das Pfandhaus in der Regel die Fahrzeugpapiere und eventuell das Fahrzeug selbst, bis das Darlehen zurückgezahlt ist. Es gibt aber auch Pfandhäuser, die eine Weiterfahr-Option anbieten.

Spar-Tipps (nicht nur) für Familien

Unabhängig von den oben genannten Möglichkeiten, das finanzielle Budget (zumindest vorübergehend) aufzustocken, ist es auch wichtig, die monatlichen Kosten zu reduzieren. In fast allen Bereichen des alltäglichen Lebens gibt es die Möglichkeit, Geld zu sparen und damit das monatlich verfügbare Budget zu entlasten, zum Beispiel mit den folgenden Spar-Tipps.

Streichen Sie unnötige Ausgaben

Um einen Überblick über die aktuellen Ausgaben zu bekommen, empfiehlt es sich, ein Haushaltsbuch zu führen, in dem Sie alle Ausgaben sorgfältig dokumentieren. Diese Informationen können Ihnen nicht nur einen Gesamtüberblick über die regelmäßigen Ausgaben verschaffen, sondern zeigen Ihnen auch, wo es Einsparpotenzial gibt und Sie unnötige Ausgaben reduzieren oder sogar streichen können. Dazu gehören typischerweise Abonnements (z. B. Zeitschriften, Streaming-Dienste wie Netflix) und Mitgliedschaften (z. B. Fitnessstudio), die Sie kaum oder gar nicht nutzen. Auch die Kosten für Essen außer Haus, Lieferdienste und selbst der tägliche Kaffee to go können sich im Monat auf einen beträchtlichen Betrag aufsummieren und bieten entsprechendes Einsparpotenzial.

Trödelmärkte in Berlin - z.B. in Mitte am Kupfergraben
Second Hand Ware bekommen Sie auch auf den Berliner Trödelmärkten z.B. am Kupfergraben in Mitte - Foto: © till beck - stock.adobe. com

Kaufen Sie Angebote und Second-Hand-Ware

Indem Sie Angebote nutzen und Second-Hand-Ware kaufen, können Sie ebenfalls Geld sparen, ohne dabei unbedingt auf Qualität oder notwendige Anschaffungen verzichten zu müssen. Nutzen Sie Online-Preisvergleichsseiten und spezielle Spar-Apps, die Sie über aktuelle Angebote und Rabatte informieren. Viele Supermärkte und andere Einzelhändler bieten auch eigene Apps an, in denen Rabattaktionen und Coupons direkt aufs Handy gesendet werden. Schlussverkäufe sind ideal, um ehemals hochpreisige Artikel zu einem reduzierten Preis zu kaufen. Oder Sie schauen mal in einem Outlet Center in Berlin vorbei. Auch saisonale Produkte können außerhalb ihrer Hauptsaison günstiger sein.

Nicht nur bei Kleidung, sondern auch bei Möbeln, Haushaltsgegenständen, Elektronik, Büchern und Spielen lohnt sich oft der Griff zu Second-Hand-Ware. Ob in Second-Hand-Läden in Ihrem Bezirk, auf speziellen Trödelmärkten oder Online-Plattformen - hier können Sie das ein oder andere Schnäppchen machen und hochwertige Markenprodukte zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises kaufen.

Prüfen Sie Ihre Verträge

Manche monatlichen Zahlungen lassen sich einfach nicht vermeiden, wie zum Beispiel Energiekosten. Sie können jedoch Ihre aktuellen Verträge überprüfen und mit den Tarifen anderer Anbieter vergleichen. Oft lassen sich günstigere Tarife mit ähnlichen Konditionen finden. Das gilt für:

  • Heiz- und Stromverträge
  • ebenso wie für Verträge für Telefon- und Internetdienste
  • und Versicherungen.
Hierfür können Sie Vergleichsportale im Internet nutzen, über die Sie in der Regel auch einfach den Tarif bzw. Anbieter wechseln können. Des Weiteren sollten Sie versuchen Energie zu sparen. Lesen Sie dazu auch unseren Artikel: Energiespartipps - Geringer Aufwand, große Wirkung

Tipp: Gewöhnen Sie sich an, diesen Check regelmäßig durchzuführen, um keine Kündigungsfristen zu verpassen.

Nutzen Sie die Berliner Tafel

Nachweislich bedürftige Familien können natürlich auch das Angebot der Tafel nutzen. Die Berliner Tafel beliefert mehr als 400 soziale Einrichtungen wie Mittagstische, Suppenküche und andere soziale Organisationen mit Lebensmitteln, um dort Monat für Monat über 92.000 Bedürftige zu versorgen. Alternativ erhalten Sie an den 49 Ausgabestellen der Tafel ("LAIB und SEELE") kostenlos bzw. gegen einen geringen symbolischen Betrag frische und haltbare Lebensmittel für zu Hause, die von Supermärkten, Lebensmittelproduzenten und -händlern gespendet wurden. Egal wo Sie das Angebot der Berliner Tafel in Anspruch nehmen - in jedem Fall können Sie dadurch Ihr Budget erheblich entlasten.

Junge Frau muss finanzielle Engpässe überbücken
Auch immer mehr junge Menschen in Berlin müssen finanzielle Engpässe überbrücken - Foto: © yossarian6 - stock.adobe. com

Staatliche Unterstützung für Berliner Familien

Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie kennt das Problem von Kinder- und Familienarmut und möchte die Situation betroffener Familien zum Positiven verändern. Dazu hat die Berliner Landeskommission zur Prävention spezielle Angebote entwickelt, die Sie jederzeit nutzen können, wenn Sie in finanziellen Schwierigkeiten stecken und Hilfe benötigen. Einige dieser Angebote stellen wir Ihnen hier kurz vor:

Berliner Familienzentren

Die Berliner Familienzentren sind Begegnungsorte für Eltern mit Babys und jüngeren Kindern. Hier erhalten Sie Unterstützung zu allen möglichen Themen, zum Beispiel in Form von Gesprächsgruppen oder Bewegungsangeboten, Krabbel- und Spielgruppen, Kurse, Sprechstunden und vieles mehr. Beim Familienfrühstück und im Elterncafé ist ein direkter Austausch zwischen Familien und Eltern möglich. Auch hier sind selbstverständlich alle, gleich welcher Familienform oder Herkunft, willkommen. Übrigens: Familienzentren gibt es in allen Berliner Bezirken.

Erziehungs- und Familienberatung

Die Beratungsstellen sind Ansprechpartner für unterschiedlichste Probleme innerhalb der Familie wie zum Beispiel bei Verhaltensauffälligkeiten, Problemen in bestimmten Lebensabschnitten (z. B. Pubertät), Konflikten und Sorgerechtsfragen, die auch mit finanziellen Problemen in Zusammenhang stehen können. Eltern, Erziehungsberechtigte, Paare, Jugendliche und Kinder können die Erziehungs- und Familienberatung direkt in Anspruch nehmen (auf Wunsch auch online / anonym). Das Angebot ist kostenfrei.

Bildungspaket

Um auch Kindern aus einkommensschwachen Familien verschiedene Bildungsangebote zu ermöglichen, gibt es das sogenannte Bildungspaket. Dieses umfasst verschiedene Leistungen wie zum Beispiel die Übernahme der Kosten für den Schulbedarf und das Mittagessen in der Kita oder Schule, aber auch schulische Fördermaßnahmen. Auch kulturelle Aktivitäten, der Besuch der Musikschule und die Mitgliedsgebühr für den Sportverein können mit dem Bildungspaket bezahlt werden, sogar der Super-Ferien-Pass der Stadt Berlin.

Der Super-Ferien-Pass ist ein tolles Angebot - auch für Familien, die keine Berechtigung für das Bildungspaket haben. Er kostet nur 9 Euro (Stand: April 2024) und ermöglicht den freien oder vergünstigten Eintritt in zahlreiche Schwimmbäder, die städtischen Eisbahnen, den Zoo und Tierpark. Dazu kommen noch Verlosungen für Ausflüge und Tagesfahrten sowie Kurse aller Art.

Tipp: Auch außerhalb der Ferien gibt es in Berlin für wenig Geld viel zu entdecken. Dafür sorgt der Berliner FamilienPass, der für gerade einmal 6 Euro (Stand: April 2024) ebenfalls zahlreiche vergünstigte oder sogar kostenlose Eintritte in Schwimmbäder, Kinos, Theater, Museen, Zoo und Tierpark umfasst.

Familien können aber auch einiges gratis in Berlin nutzen. Neben den Parks und Wäldern gibt es z.B. einige Sehenswürdigkeiten, die man ohne Eintritt besichtigen kann.

Weiterführende Informationen und Quellen:

  • Leider ist in Berlin fast jedes vierte Kind von Armut bedroht. Das Land Berlin unterstützt sozial schwache Familien. Informationen gibt es auf
    https://www.berlin.de/sen/bjf/hilfe-und-unterstuetzung/kinder-und-familienarmut/
  • Man kann Geld für sein Auto erhalten und das Fahrzeug mit einer Weiterfahr-Option weiternutzen. Wie das funktioniert, erfahren Sie auf https://www.pfando.de/berlin/
  • Der Verein Berliner Tafel e.V. unterstützt armutsbetroffene Menschen mit Lebensmitteln und sorgt dafür, dass betroffene Kinder ein gesundes Mittagessen bekommen. https://www.berliner-tafel.de/
    (Die Berliner Tafel beliefert ca. 400 soziale Einrichtungen mit Lebensmitteln und verteilt in 49 "Leib und Seele Ausgabestellen" Lebensmittel an Menschen mit geringem Einkommen!)

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