Das Zeughaus in Berlin

Text: -wn- (Journalist aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 13.03.2023

Zeughaus Berlin
Das Zeughaus Berlin Unter den Linden - Foto © wn

Das Zeughaus in Berlin ist das älteste noch erhaltene Gebäude Unter den Linden und stammt aus dem Barock. Damals wurde es als Waffenarsenal gebaut und heute findet man darin das Deutsche Historische Musem.

Das Zeughaus Unter den Linden

Adresse:
Zeughaus
Unter den Linden 2
10117 Berlin
Tel. 030/ 20 304-0

Öffentlicher Nahverkehr:
S-Bahn: Hackescher Markt und Friedrichstraße
U-Bahn: Französische Straße, Hausvogteiplatz und Friedrichstraße
Bus: 100, 200 Staatsoper oder Lustgarten

Öffnungszeiten vom Zeughaus:

Achtung: Das historische Zeughaus bleibt bis voraussichtlich Ende 2025 wegen Sanierungsarbeiten geschlossen.
Der Pei-Bau, Museumsshop und die Bibliothek haben aber geöffnet.
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Eintrittspreise im Zeughaus:

Tageskarte 8 €
ermäßigt* 4 €
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei
* Ermäßigten Eintritt erhalten Schüler/Schülerinnen und Auszubildende über 18 Jahre, Teilnehmer/Teilnehmerinnen des Bundesfreiwilligendienstes, Studierende, Arbeitslose und Inhaber des Berlin Passes sowie Schwerbehinderte mit 50% MdE und mehr und ihnen Gleichgestellte

Das Zeughaus - Berlins imposantester Barockbau

Das Zeughaus wieder als Lager für Waffen! Gar nicht so abwegig - hätte Angela Merkel kürzlich auf eine keineswegs unvernünftige Frage nicht so ausweichend reagiert. In einer RTL-Sendung wollte eine Frau wissen: "Warum werden nicht alle Waffen aus den Haushalten herausgeholt und zentral weggesperrt?" Die Tochter der Frau ist eines der Opfer des Amokschützen Tim Kretschmer, der am 14. März 2009 in der Winnender Albertville Realschule dreizehn Menschen niederschoss. Bekanntlich war dessen Vater Sportschütze, der seine achtschüssige Pistole Beretta 92 - die Tatwaffe - so einfach im Nachtschrank verwahrte. Die abwiegelnde Haltung der Kanzlerin hat zumindest eine schöne Nebenwirkung. Der zweigeschossige Berliner Vierflügelbau Unter den Linden 2, das älteste und ansehnlichste Barockgebäude der Hauptstadt, das Zeughaus, behält seine heutige Funktion, das Deutsche Historische Museum zu beherbergen - zusammen mit dem 2003 angefügten Pei-Bau für Sonderausstellungen, in den man unterirdisch hinüber wechseln kann. Schöpfer des Baues ist der renommierte chinesisch-amerikanische Architekt Ieoh Ming Pei, der mit der gläsernen Louvre-Pyramide in Paris weltweit von sich Reden machte.

Das Zeughaus in Berlin

Als Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) gegen Ende seines Lebens testamentarisch verfügte, dass "ein schönes Zeughaus ... angelegt werden muss", hatte er allerdings viel Vorstellungskraft aufzubringen. Das soziale Milieu des Standortes am Spreeufer, auf dem zwischen 1693 und 1706 das Waffenarsenal unter zeitweiliger Leitung des Architekten Andreas Schlüter äußerlich fertig gestellt wurde, entsprach trotz der Nähe des Residenzschlosses keineswegs dem zu erwartenden augenfreundlichen Umfeld eines barocken Prunkbaues. Noch 80 Jahre nach Fertigstellung schreibt der Schriftsteller Johann Kaspar Riesbeck nach einem Berlin-Besuch: "Die Ödheit vieler Gegenden sticht mit der Pracht der Gebäude sonderbar ab." Zahlreiche Häuser ringsum waren kaputt. Der Dreißigjährige Krieg hatte die Einwohnerzahl Berlins von 20000 auf ein Drittel verringert. Die meisten Straßen in Zeughaus-Nähe waren noch ungepflastert. Abfall aller Art lag herum. Unter den Erdgeschossfenstern auf den Gassen hielten die Leute in Koben ihre Schweine. Erst ab 1777 gab es in der Leipziger Straße eine Anstalt, die man als Vorform heutiger Straßenreinigung ansehen kann. Den Anliegern wurde befohlen, "daß alle Montage und Donnerstage vor 3 Uhr Nachmittags in den Straßen aufgefeget, der Rennstein gereinigt, und der Koth über den Rennstein (zum Abholen) in Haufen gebracht werden solle". Unter solchen Verhältnissen entstand das rund 18 Meter hohe Zeughaus, ein Backsteinbau mit Putzverkleidung, "ein öffentliches Gebäude, worinnen allerley Kriegsgeräthe verwahret werden; Mörser, Bomben, Kugeln und anders Feuergewehr", steht in einem alten Lexikon. Dieses Waffenlager war schon früh auch Museum. Staatsgäste durften sich die aufbewahrten teils schon damals altertümlichen Waffen ansehen; man liest von 150.000 Gewehren und Kriegstrophäen. Noch am 14. März 1917 schreibt die Vossische Zeitung: "Eine Mustersammlung erbeuteter Uniformen, französische, belgische, englische und russische der verschiedensten Waffengattungen, sind jetzt im Zeughause ausgestellt worden."

Kriegsgott Mars und die Kriegsgöttin Bellona, die in der Römischen Mythologie alternierend als Schwester, Tochter oder Ehefrau des Erstgenannten erscheint, sind die Blickpunkte der Figurengruppen an der Lindenfassade. Im Innenhof sind 22 Köpfe Sterbender Krieger als Schlusssteine für die Rundbogenfenster des Erdgeschosses zu sehen. Diese Skulpturen heute als eindrucksvoll zu empfinden setzt zu wissen voraus, dass der Krieg als solcher am Beginn der 18. Jahrhunderts nicht nur als unmenschlicher Vorgang betrachtet wurde. Bis in die Anfangszeit des Ersten Weltkrieges hinein haben ernstzunehmende Geister ihm "eine eigene Schönheit" zugebilligt. Selbst Goethe verheimlicht in seinen Erinnerungen an den deutsch-österreichischen Feldzug 1792 gegen Frankreich nicht, von Katastrophen fasziniert zu sein. "Einige Dörfer brannten zwar vor uns auf, allein der Rauch tut in einem Kriegsgebilde auch nicht übel", heißt es in seiner "Kampagne in Frankreich". Der deutsche Publizist Georg Friedrich Rebmann, der das Zeughaus als das "nach dem Opernhaus ... vortrefflichste und sicher das massivste und festeste Gebäude in Berlin" einstuft, erwähnt kritisch die auf der Dachbalustrade ausgestellten "Trophäen und Insignien der furchtbar-herrlichen Größe des Siegers, der über Leichen einherschreitet". Heinrich Heine, der auch einmal vorbei spazierte, stört das Kriegspathos überraschend nicht. Er enthält sich gewohnter Bissigkeit, lobt das "hohe, prächtige Zeughaus" - und bildet bezüglich der vorteilhaftesten Waffenaufbewahrung sogar eine Koalition mit Angela Merkel. Mit Blick auf die ins Haus stehende Revolution warnt er vor allgemeiner Entwaffnung nach dem Motto: "Es liefre seine Waffen aus / Ein jeder in dem Gildenhaus; / Auch Munition von jeder Sorte / Wird deponiert am selben Orte." Mit diesem Reim sagt Heine dazu deutlich nein. Die Kanzlerin muss voraussichtlich keine Revolution befürchten, sie hat es vielmehr mit einer starken Lobby zu tun, die der überfälligen Entmilitarisierung deutscher Haushalte im Wege steht.
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