BVG - Ein Unternehmensprofil
Text: A. B. (Medienwissenschaftlerin aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 07.01.2024
Wofür steht BVG? Welche Fahrzeuge gehören zu den Berliner Verkehrsbetrieben? Was kostet ein Fahrschein? Das und vieles mehr erfahren Sie in diesem Unternehmensprofil der BVG:
Die BVG: Mit Bus und Bahn in jeden Winkel der Hauptstadt
Über- und unterirdisch schlängeln sie sich durch Straßenschluchten und durch den Untergrund tief unter den Fundamenten der Stadt: Die U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen der BVG bilden zusammen ein faszinierendes Lebenssystem. Ohne ihren pulsierenden Herzschlag würde Berlin einem Verkehrsinfarkt erliegen.
Fragt man die Berliner, was sie mit der BVG assoziieren, denken viele zunächst an den Alltagsfrust, daran wie es rattert, quietscht, zischt und dröhnt, an nervtötende Maskenverweigerer und an die Momente, in denen der riesenhafte Organismus ins Stocken gerät: an unpünktliche Busse, ausgefallene U-Bahnen oder Dauerbaustellen, eben daran, was alles nicht klappt im alltäglichen Nahverkehr.
Ein gut funktionierender Nahverkehr ist wichtig für den Wirtschaftsstandort Berlin.
Die Berliner Verkehrsbetriebe - größter kommunaler Verkehrsbetrieb Deutschlands
Betrachtet man hingegen die imposanten Zahlen, die sich hinter der BVG verbergen, wandelt sich Spott schnell in Ehrfurcht. Als größter kommunaler Verkehrsbetrieb in ganz Deutschland deckt die BVG eine Fläche von ca. 892 Quadratkilometer ab und lässt ihre Fahrgäste mit Bus und Bahn nahezu jeden Winkel in der Hauptstadt erreichen. Mit U-Bahn, Bussen und Straßenbahnen steuert die BVG im ganzen Stadtgebiet knapp 7.500 Haltestellen an und befördert so pro Jahr über eine Milliarde Menschen von A nach B. Und mit etwa 15.300 Beschäftigten aus 55 Nationen in über 240 Berufen ist die BVG als Arbeitgeber aus Berlin gar nicht mehr wegzudenken. Einige Mitarbeiter stehen den Kunden in den BVG Kundenzentren für Fragen und Anliegen zur Verfügung.
Bewegte Geschichte: Vom Flickenteppich zum Groß-Berliner-Gesamtnetz
Eine richtig große Nummer war die BVG bereits im Moment ihrer Gründung im Jahr 1928. Als der damalige Verkehrsstadtrat Ernst Reuter mit einem Kapital von 400 Millionen Reichsmark die Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft aus der Taufe hob, schuf er gleichzeitig nicht weniger als das zu seiner Zeit größte kommunale Unternehmen der Welt. Natürlich geschah dies nicht urplötzlich aus dem Nichts heraus. Berlin hatte bereits vor der Bildung Groß-Berlins im Jahr 1920 etliche Straßenbahnen, Omnibusse und auch einige U-Bahnstrecken in Betrieb. Jedoch gehörten sie unterschiedlichen Unternehmen an und es gab keine aufeinander abgestimmten Fahrpläne oder Fahrpreise. Angesichts der riesigen urbanen Fläche, die nun auch verwaltungstechnisch zu einer Stadt zusammengewachsen war, war dies ein Zustand, der nicht lange tragbar war. Und so vollzog Berlin seine große Fusion auch bei Bus, U- und Straßenbahn und schmolz den kunterbunten Flickenteppich zu einem großen Verkehrsnetz zusammen.
Die Bedeutung der Berliner Verkehrsbetriebe für die Mobilität der Menschen in der immer dichter besiedelten Großstadt nahm rasant zu und so gehörte der Streik in der Belegschaft vom November 1932 zu den spektakulärsten Arbeitskämpfen in der Endphase der Weimarer Republik, der auf seiner höchsten Eskalationsstufe sogar einer handvoll Menschen das Leben kostete. Doch trotz einer bewegten Geschichte, geprägt von Krieg, Mauerbau und Mauerfall, geprägt von Geister- und Grenzbahnhöfen, von geglückten und gescheiterten Fluchtversuchen, hat sich die BVG als Traditionsunternehmen in der Stadt standhaft erweisen können.
Welche Fahrzeuge gehören heute zur BVG?
- U-Bahn
- Straßenbahn
- Bus
- Die Berliner Verkehrsbetriebe haben auch Fähren!
Die BVG und ihr Kultstatus: Selbstironie als Marketingstrategie
Angekommen in der Gegenwart, hat die BVG Kultstatus erreicht. Das wird nicht zuletzt dadurch exemplarisch deutlich, dass die BVG ihr Kult-Design, ein Fleckengemisch in Rot, Dunkel- und Hellblau, Schwarz und Weiß, in dem die Sitzbezüge der Busse und Bahnen allesamt gehalten sind, sogar auf Fan-Artikel wie Taschen, Badelatschen, Handyhüllen oder Teetassen druckte. Jedoch ohne die Rechnung mit dem Erfinder des Musters zu machen: Der reichte nach erfolglosem Einfordern von Lizenzgebühren für sein populäres "Würmchen-Muster" Klage ein und gewann. In der Folge musste die BVG den Verkauf sämtlicher im Kult-Design gemusterten Fanartikel stoppen. Umso teurer werden nun unter Sammlern die begehrten BVG-Sneaker gehandelt, die 2018 in limitierter Auflage produziert wurden und beim Verkaufsstart sogar Kaufwillige bei Minusgraden bereits am Wochenende zuvor vor dem entsprechenden Laden campieren ließen.
Manche Kritiker raunen, die BVG habe in den vergangenen Jahren vor allem durch humorvolle Marketingkampagnen am Konzern-Image poliert, ohne dabei das eigentliche Produkt ernsthaft zu verbessern. Tatsächlich fällt die BVG gerne mit flapsigen oder (selbst)ironischen Werbebotschaften auf, reagiert so auf die eigene Unpünktlichkeit, dreckige U-Bahnhöfe oder scheinbar endlose Bauprojekte und nimmt auf diese Weise offensiv Wind aus den Segeln. Dazu kann man unterschiedliche Meinungen vertreten. Fest steht aber auch: Ganz und gar untätig war die BVG gleichzeitig in punkto Streckenausbau und Fuhrparkinnovation auch nicht.
Kurs auf Wachstum: Zukunftsprojekte bei der Berliner Verkehrsbetriebe
So gelang der BVG zuletzt der Lückenschluss der U5 und damit eine umsteigefreie Verbindung der großen Wohngebiete im Osten Berlins zur historischen Innenstadt, zum Regierungsviertel und zum Hauptbahnhof. Die U5 ist gleichzeitig die erste komplett barrierefreie U-Bahnlinie Berlins und macht Sightseeing in Highspeed möglich. Zahlreiche Wahrzeichen Berlins, z.B. das Nikolaiviertel oder der Berliner Dom, der Fernsehturm und der Reichstag sind im Schnelldurchlauf erreichbar.
Doch nicht nur auf der U5 tut sich was. Für ihre neue U-Bahn-Generation hat die BVG einen Rahmenvertrag mit dem Schienenfahrzeughersteller Stadler abgeschlossen. Dabei handelt es sich mit einem Gesamtbudget von rund drei Milliarden Euro und einem Lieferumfang von bis zu 1.500 Wagen um die größte Fahrzeugbeschaffung in der Geschichte der BVG. Im Herbst 2022 werden die ersten 24 Testfahrzeuge erwartet und Ende 2023/Anfang 2024 soll die Serienlieferung starten. Peu à peu soll so die U-Bahnflotte bis 2035 um rund ein Drittel wachsen. Ziel ist es, den öffentlichen Nahverkehr deutlich attraktiver zu machen und den Autoverkehr auf diese Weise erheblich zu dezimieren. Auch die Elektrobusflotte soll dieses Jahr nochmals um 90 weitere Exemplare aufgestockt werden, so dass bis zum Jahresende berlinweit 228 Elektro-Busse fahren. Vollständig dekarbonisiert soll die Busflotte dann kurz nach dem 100-jährigen Jubiläum der BVG sein: im Jahr 2030. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Sightseeing mit der BVG
FAQs zur BVG
Für was steht BVG?
BVG steht für Berliner Verkehrsbetriebe. 1928 wurde das Unternehmen als Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft gegründet, abgekürzt BVG.
Was kostet ein Fahrschein der BVG?
In Berlin gibt es drei Tarifzonen (A, B und C). Ein Einzelfahrschein für AB kostet 3,50€, Kurzstrecke AB 2,40€ (3 Stationen S- oder U-Bahn, 6 Stationen Tram oder Bus). Stand: Januar 2024
Es gibt aber auch zum Beispiel eine 4-Fahrten-Karte AB für 10:80 Euro. Eine 24 Stunden-Karte AB kostet 9,90 €, eine 7 Tage-karte AB 41,50 Euro.
Für Touristen gibt es die Berlin WelcomeCard für 48h, 72h, 4 Tage, 5 Tage oder 6 Tage. Damit kann man im Tarifbereich im entsprechend Zeitraum fahren so oft man möchte und bekommt 50% Ermäßigung bei vielen Attraktionen.
Fahrpläne und Tickets
Fahrpläne hängen natürlich an den Haltestellen aus. Man kann sich aber auch über die Webseite der BVG oder die Fahrinfo App über Fahrpläne und Ticketpreise informieren und diese sogar in der App bezahlen.
Was tun, wenn man während der Fahrt etwas verliert oder liegen lässt?
Dafür hat die BVG ein Fundbüro! Dort werden alle Fundsachen 6 Wochen aufbewahrt.
Adresse: Rudolfstr. 1-8 10245 Berlin Fridrichshain
Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 09:00 Uhr - 17:00 Uhr
Nicht abgeholte Fundsachen werden vernichtet oder kommen zur Versteigerung. Die findet quartalsweise statt.
Auch die S-Bahn Berlin ist ein wichtiges Verkehrsmittel in der Hauptstadt!
Der Berliner Senat will den Ausbau des ÖPNV in Berlin vorrantreiben. So ist zum Beispiel eine Verlängerung der U7 geplant. Auch die U3 soll ausgebaut werden.
Ausserdem soll es bei der BVG mehr E-Busse geben. Die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) will ein "ganzheitliches Verkehrskonzept für Berlin" erarbeiten.