Spionagemuseum Berlin

Text: -wn- (Journalist aus Berlin) / Letzte Aktualisierung: 10.01.2024

Spionagemuseum Berlin
Blick auf das Spionagemuseum in Berlin. - Foto © -wn-

Deutsches Spionagemuseum

Das Deutsche Spionagemuseum befindet sich im Berliner Ortsteil Mitte und wurde erst am 19.09.2015 eröffnet. Seitdem erfreut es sich zahlreicher Besucher aus allen Ländern. Auf Grund seiner Lage im Stadtzentrum kann man es ideal in einen Sightseeing-Bummel einplanen.

Das Deutsche Spionagemuseum in Berlin

Die wichtigsten Informationen über das Deutsche Spionagemuseum Berlin auf einen Blick:

Deutsches Spionagemuseum
Leipziger Platz 9
10117 Berlin-Mitte
Telefon: 030/ 39 82 00 451

Was gibt es im Spionagemuseum zu sehen?
Das Deutsche Spionagemuseum Berlin bietet einen umfassenden Einblick in das Schattenreich der Spionage. Lernen Sie die Methoden der Agenten und Geheimdienste kennen, machen Sie eine Zeitreise oder lernen Sie Geheimcodes zu knacken.

Öffnungszeiten vom Spionagemuseum 2024

Montag - Sonntag
10:00 Uhr - 20:00 Uhr
Mehr Infos zu den Öffnungszeiten

Eintrittspreise Spionagemuseum

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Das Deutsche Spionage-Museum in Berlin / Spitzel, Späher und Spione

"Und was willst du denn einmal werden, wenn du groß bist?" Solche und ähnliche Fragen bekommen Enkel immer mal wieder von Oma und Opa gestellt, die zu Besuch gekommen sind. Die Alten wollen sicher sein, dass im Familienverband immer noch gilt, was früher galt und damals auf hellrot gestickten weißen Wandbildern in alter Schwabacher Schrift gebieterisch stand: Arbeit schändet nicht. Die angesprochenen Kindeskinder wollen einen guten Eindruck machen und beantworten die Frage entweder ausweichend, sie dächten noch nach, oder sie schütteln Traumberufe aus dem Ärmel wie Astronaut, Arzt oder Automechaniker. Kürzlich (Sommer 2017) erklärte ein Berliner Schüler im rbb-Fernsehen, er wolle "Fahrer bei der BSR" werden - Bravo! Das Spektrum der Möglichkeiten eines späteren einträglichen Broterwerbes -Interesse und Glück vorausgesetzt - ist breit. Einem bestimmten Beruf jedoch gehen junge Menschen aus dem Weg: Keiner will das Handwerk eines Spions erlernen. Zu einem solchen in Einzelfällen patriotischen, andernfalls jedoch anrüchigen, ja verachtenswerten Job will sich niemand hergeben, obwohl es in der Welt seit eh und je genügend Menschen dieses Schlages gibt. Bereits das Krünitz-Wirtschaftslexikon führt im 18. Jahrhundert ein ausführliches Stichwort "Spion". Dieser wird, liest man, "als ein Kundschafter (bezeichnet), Aushorcher, Ausforscher; überhaupt als derjenige, welcher Anderer Heimlichkeiten mit List auszuforschen sucht, um einen ihnen nachtheiligen Gebrauch davon zu machen". Gilt das nicht heute auch?

Die Ablehnung konspirativer Nachrichtenbeschaffung bzw. Beeinflussung von Menschen etwa mit Fake News oder durch Zersetzung nach dem Trennsystem Honecker&Mielke - das alles steht in keinem Verhältnis zur offensichtlichen Attraktivität des Berliner Deutschen Spionagemuseums auf dem Straßenring Leipziger Platz. Ein wenig Lust am Schauder und Neugier sind wohl mit dabei. Trotz des nicht unerheblichen Eintrittspreises (siehe unten) herrscht Kommen und Gehen im Haus. Wer allerdings zu klaustrophobischen Bedrängungen neigt, sollte von einem Zutritt keineswegs absehen, ihn aber mutig und gefasst vollziehen. Denn nachdem man an einem Lesegerät die erworbene Eintrittskarte scannen ließ, öffnet sich - für jeden einzeln - ein kreisrunder Raum mit geringem Durchmesser und schließt sich hinterrücks ohne Geräusch. Für Sekunden steht man wie in einer havarierten Geisterbahn in ortlosem Dunkel, bevor man schließlich seinen Fuß auf den Boden einer Welt setzen kann, in der patriotische Hingabe und Todesmut sowie moralische Verkommenheit zwar klar unterschieden bleiben, jedoch sich gefährlich nahe kommen. Denn hier ist von Heldentaten wie von Übeltaten die Rede. Beim Betrachten der Exponate, Tafeln und Bilder, wird einem bewusst, dass sich Spionage, Konspiration und all die anderen Heimlichkeiten in zwei große Gruppen aufspalten: in eine niederträchtige und in eine Konspiration, von der ganze Nationen ihr Gutes haben können. Auf diesen Doppelcharakter der Spionage verweist bereits der Philologe Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844-1900) in seiner Abhandlung "Zur Genealogie der Moral". Vergliche man die schändliche Spionage mit der patriotischen, erkenne man bei letzterer "genau die gleiche Art von Handlungen im Dienst der Gerechtigkeit verübt und dann gut geheißen, mit gutem Gewissen verübt: also Spionage, Überlistung, Bestechung, Fallenstellen".

Zu allen Zeiten gab es Spione und Spioninnen

Auf zwei Ebenen bietet das nach Geschichtsablauf gegliederte weiträumige Museum mit erkennbarem Sinn fürs Vollständige und Liebe zum Detail die Geschichte der Spionage auf unserem Planeten. Es präsentiert eine einzigartige Sammlung von Objekten besonders aus der neueren Geschichte des Agententums. Man sieht etwa ein Original der legendären Verschlüsselungsmaschine Enigma, die die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg zur Chiffrierung geheimer Nachrichten nutzte. Mit diesem Gerät wurde der größte Teil der Funksprüche der Wehrmacht und Marine vor dem Absenden verschlüsselt und nach dem Empfang wieder in Klartext verwandelt. In der britischen Chiffrierstelle in Bletchley Park 70 km nordwestlich von London wurde der Code der Enigma schließlich geknackt. Zu sehen sind weiterhin Kleinstkameras, die in Streichholzschachteln Platz finden bzw. unsichtbar an Krawatten befestigt werden. Gläser füllen eine Vitrine, in denen die Stasi menschliche Duftproben aufbewahrte. Gezeigt wird ein "Bulgarischer Regenschirm", ein verdecktes schussfähiges Mordinstrument, mit dem am 7. September 1978 der bulgarische Dissident Georgi Markow (geb. 1929) in London zu Tode gebracht wurde.

Attentate, Verleumdungen und konspiratives Nachstellen gibt es seit Äonen. Spione und Spioninnen gingen schon zu alttestamentarischen Frühzeiten ihrem Gewerbe nach. Bereits damals, als laut jüdisch-christlicher Bibel ein grimmiger Gottvater noch persönlich in die irdischen Verläufe eingriff, gab es haufenweise Spitzel, Späher und Spione. Ihre Ziele waren vor allem dem nomadischen Leben geschuldet. Aufzuklären war: Ist dort schon jemand, wo wir hinwollen, wenn ja, wer, wie stark ist er, wie kann man ihn mit Frauen, Kind und Kegel von dort vertreiben? Zum Beispiel vor der Landnahme der aus Ägypten kommenden israelischen Stämme in Palästina waren Aufklärer im Einsatz. Moses Nachfolger Josua schickt zwischen 1230 und 1208 v. Chr. verdeckte Ermittler in die Stadt Jericho. Ihr Auftrag: "Gehet hin, und seht euch die Gegend um Jerichow an." Gesagt, getan; die Bibel verschweigt nicht, dass beide Spione abends im Haus einer Buhlerin (Prostituierten) landeten, die sie, will man doch annehmen, mit ihren Angeboten beglückte, aber auch nachweislich versteckte. (Josua 2,1)

Die Ausstellung verweist auch auf das sichernde Beobachten des Umfeldes eines bedrängten Ortes. Es werden jene Vögel ins Blickfeld gebracht, die nachgerade zu Maskottchen einer aufmerksamen Feindaufklärung wurden: die Heiligen Graugänse der römischen Göttin Juno. Die Tiere wurden nach einem alten orientalischen Kult im militärisch gesicherten Jupiter-Tempel des Kapitols gehalten, dem kleinsten der sieben Römischen Hügel. Und dann geschah es: Am frühen Morgen des 18. Juli 387 v.Chr. erwachten die Gänse aus ihrem flachen Ein-Bein-Schlaf, weil sie wahrnahmen, dass sich dem Hügel schlurfende und metallische Geräusche näherten. Sie stellten die angezogenen Zweit-Beine auf den Boden, hörten noch einmal genau hin und begannen mit einem schrillen Gezeter und mit lautem Flügelschlagen, so dass der damalige Konsul Marcus Manlius Capitolinus (gest. 384 v. Chr.) in seinem Bett erwacht sein soll. Er sah hinaus auf die Umgebung und entdeckte ein getarnt heranziehendes Keltenheer. Dank des Gänsealarms konnten die Angreifer zurückschlagen werden. (Seitdem verbietet sich der abschätzige Begriff "dumme Gans".)

Josephine Baker - weltbekannte Künstlerin und konspirative Patriotin

Dass es die Verbindung von Konspiration und gesellschaftlicher Verantwortung tatsächlich gibt, bezeugt das Porträt einer weltweit bekannten Künstlerin, die man in einem Museum für Spionage nicht vermutet hätte - das Bild der US-amerikanisch-französischen Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin Josephine Baker (1906-1975). Es ist die Frau, die 1927 in einer Show im Pariser Varietétheater und Kabarett Les Folies Bergère nur mit einem "Bananenröckchen" bekleidet das Publikum zu ekstatischem Beifall veranlasste. Josephine Baker trat während des Zweiten Weltkrieges vor französischen Truppen auf und arbeitete für die Resistance und den Geheimdienst. Sie leistete Kurierdienste, transportierte Dokumente und Kassiber über Grenzen. Als weltbekannte Künstlerin hatte sie Zugang zu höchsten Kreisen. Die unerschrockene Frau machte den Pilotenschein, wurde zum Leutnant ernannt und nach Kriegsende in die Ehrenlegion aufgenommen. Sie wird mit der Großen Verdienstmedaille der Résistance-Kämpfer geehrt. General Charles de Gaulle (1890-1970) verleiht ihr das Goldene Lothringerkreuz. Aus Anlass des Todes dieser Frau, die die "New York Times" in den dreißiger Jahren eine "Negerschlampe" genannt hatte, fand in Paris ein Staatsakt statt. Mit 21 Schuss Salut bedankte sich Frankreich bei dieser bedeutenden Künstlerin und Patriotin des 20. Jahrhunderts. Die Verstorbene wurde sodann auf dem Friedhof Cimetiere de Monaco mit einem französischen Militärbegräbnis geehrt.

Als ebenso ehrenvoll ist die konspirative Arbeit der Mitglieder der antifaschistischen Widerstandgruppe "Rote Kapelle" (ein Gestapo-Name) einzustufen. Zur Gruppierung gehörten Freundeskreise um den Luftwaffen-Offizier Harro Schulze-Boysen (1909-1942), den Juristen und Nationalökonom Arvid Harnack (1901-1942) und den polnischen Publizisten Leopold Trepper (1902-1982). Am 17. Juni 1941 warnte Harro Schulze-Boysen auf konspirativem Wege die sowjetische Botschaft in Berlin über den bevorstehenden deutschen Überfall auf die Sowjetunion, von dem er im Luftfahrtministerium erfahren hatte. Stalin tat den Bericht als Versuch einer Desinformation ab.

In der frühen BRD (alt) wurden diese entschlossenen Männer und Frauen als KGB-Agenten und Vaterlandsverräter hingestellt. In einer Rede zum Volkstrauertag 1954 unterzog der Schweizer evangelisch-reformierte Theologe Karl Barth (1886-1968) diese Ehrabschneidung einer überfälligen Kritik. Er verwies darauf, dass die "Rote Kapelle" wegen ihrer Offenheit für Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten, ihrer Bemühungen zum Schutz von Juden und zur rechtzeitigen Aufklärung über Kriegspläne der Nationalsozialisten zum Vorbild auch des kirchlichen Widerstands wurde. Der "Kirchenvater des 20. Jahrhunderts", wie der angesehene Karl Barth auch genannt wurde, erhielt für sein Votum keinen ungeteilten Beifall. Der CDU-CSU-Informationsdienst "Union in Deutschland" schrieb am 20. November 1954, es sei "nicht angängig, Organisationen als Freiheitskämpfer zu feiern, die ... das eingestandene Ziel verfolgt hätten, ein neues Gewaltregime an seine Stelle zu setzen. Prof. Barth hatte die (anderen) aus dem Gedanken der Freiheit und Menschlichkeit handelnden Widerstandskämpfer dadurch beleidigt, dass er ihnen die Mitarbeiter der kommunistischen "Roten Kapelle" gleichstellte". Das Spionagemuseum zeigt heute, dass die deutsche Gesellschaft lernfähig ist und von diesem Kleingeist fast nichts mehr übrigblieb.

Der Dichter Ludwig Börner wollte sein "eigener Spion" sein

Zur Spionage mit patriotischem Hintergrund tritt das Agententum zum Zwecke eigener Bereicherung. Die Ausstellung macht u.a. auf den österreichischen Nachrichtenoffizier Alfred Redl (1864-1913) aufmerksam, der militärische Geheimnisse der österreichisch-ungarischen Armee an Russland, Italien und Frankreich verriet, einzig um seine kostspielige Lebensführung zu finanzieren. Nach seiner zufälligen Enttarnung beging Redl in seinem Einsatzort Prag Selbstmord. So unlustig Spionage ist, gab sie doch auch Anlass für manche satirische Betrachtung. Im weltbekannten Antikriegs- und Schelmenroman "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" von Jaroslaw Hasek (1883-1923) wird die ganze Dummheit und Niedertracht eines Lockspitzels dargestellt. Im Prager Wirtshaus "Zum Kelch", in dem sich Schweyk und der ihm befreundete Sappeur Woditschka "um sechs Uhr nach dem Krieg" (gemeint ist der I. Weltkrieg) treffen wollen, hält der Geheimpolizist Bretschneider Ausschau nach Opfer. Eines Tages ist es der "Kelch"-Wirt Palivec, der sich um Kopf und Kragen redet. Als ihn Bretschneider hintergründig fragt, warum das Kaiserbild plötzlich nicht mehr an seiner Stelle im Schankraum hängt, antwortet Palivec unbefangen, er habe es abgenommen weil es verdreckt gewesen sei. Da schnappt Bretschneiders Falle zu; triumphierend hält er dem Wirt vor, "dass Sie gesagt haben, dass die Fliegen auf unseren Kaiser geschissen haben". Das reicht für eine Verhaftung wegen Hochverrats.

Zu den zahlreichen von den "Bretschneiders" verfolgten Zielpersonen, die wir aus dem 19. Jahrhundert kennen, gehörte auch der in Paris lebende liberale deutsche Schriftsteller Ludwig Börne (1786-1837), der die Demokratie als Voraussetzung für jegliche Freiheit sah. In seinem Essay "Ludwig Börne - eine Denkschrift" schreibt der Leidensgenosse Heinrich Heine (1797 od. 1799-1856) über den Autor: "Bei all seinem Misstrauen war er (von Spitzeln) leicht zu betrügen, er ahnte nie, dass er ganz fremden Leidenschaften diente und nicht selten sogar den Einflüsterungen seiner Gegner gehorchte. Man versicherte mir, einige von den Spionen, die für Rechnung gewisser Regierungen hier herumschnüffeln, wussten sich so patriotisch zu gebärden, dass Börne ihnen sein ganzes Vertrauen schenkte und Tag und Nacht mit ihnen zusammenhockte und konspirierte." Der leichtgläubige Ludwig Börne, andererseits Meister einer pointiert-witzigen Formulierkunst, räsoniert eines Tages: "Da geht beständig ein Kerl hinter mir her, der mich auf allen Straßen verfolgt, vor allen Häusern stehenbleibt, wo ich hineingehe, und gewiss von irgendeiner Regierung teuer dafür bezahlt wird. Wüsste ich nur, welche Regierung, ich würde ihr schreiben, dass ich das Geld selbst verdienen möchte, dass ich selber ihr täglich einen gewissenhaften Rapport abstatten wolle, wie ich den ganzen Tag zugebracht, mit wem ich gesprochen, wohin ich gegangen: ja, ich bin erbötig, diesen Rapport zu weit wohlfeilerem Preise, ja für die Hälfte des Geldes zu liefern, das dieser Kerl, der beständig hinter mir einhergeht, sich zahlen lässt; denn ich muss ja alle diese Gänge ohnedies machen. Ich könnte vielleicht davon leben, dass ich mein eigner Spion werde."

Verkehrsinformation:
Vom Potsdamer Platz zum Museum braucht man zu Fuß wenige Minuten.
Alle Angaben ohne Gewähr!

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Wichtige Informationen für Besucher des Deutschen Spionagemuseums:

Adresse:
Deutsches Spionagemuseum
Leipziger Platz 9
10117 Berlin-Mitte
Telefon: 030/ 39 82 00 451

Ausführliche Eintrittspreise im Spionagemuseum Berlin

Eintrittspreis regulär ab 8,00 Euro bis 18,00 Euro Eintrittspreis ermäßigt ab 6,00 Euro bis 12,00 Euro

Ausführliche Öffnungszeiten im Spionagemuseum:

Montag - Sonntag: 10:00 Uhr - 20:00 Uhr

Öffentliche Führungen:
Samstag und Sonntag 14:00 Uhr und 18:00 Uhr
Derzeit finden keine Führungen statt!

Öffentlicher Nahverkehr:
U-Bahn: U2 bis Potsdamer Platz
S-Bahn: S1, S2, S25 Potsdamer Platz
Bahn: RB10, RE3, RE4, RE5 bis Potsdamer Platz
Das Deutsche Spioangemuseum im Internet: www.deutsches-spionagemuseum.de

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