Das Berliner Lebensgefühl

Leben in Berlin
Ein Erfahrungsbericht über das Leben in Berlin - Foto: © slamfotografie

Hier finden Sie einen Erfahrungsbericht über das Lebensgefühl in Berlin von einem echten Berliner.

Berliner Lebensgefühl - die Berliner Lebensart - locker und spontan ...

Wird man als Berliner darum gebeten, einen Erfahrungsbericht über das Leben in Berlin zu schreiben, so ist dies eine leichte Aufgabe, denn in Berlin macht man wirklich viele Erfahrungen. Jeden Tag; gute und schlechte, atemberaubende und abstoßende Erfahrungen. Ständig passiert irgendwo etwas und nicht selten wird man in irgendeiner Form darin involviert.

Das Lebensgefühl in Berlin

Das Leben in Berlin ist locker und spontan. Es gibt Partys in der U-Bahn, im Sommer Partys auf der Straße. In Kreuzberg oder Prenzlauer Berg findet fast jeden Tag irgendwo ein Freiluftkonzert statt. Die Zuhörer kommen dann mit einer Flasche bayerischen Bier oder einem "Club Mate" vorbei, denn irgendwie scheinen die Leute in Berlin auch tagsüber viel Zeit zu haben.

Berlin ist unfassbar dreckig. Es gehört ein bisschen zur ganzen Atmosphäre. Graffitis an Hauswänden gehören zum künstlerischen Konzept der Stadt, die Wände und Sofas der coolen Bars sind heruntergekommen und auf der Straße sieht man massenweise Hundescheiße oder Sylvesterböller, wenn es schon April ist. Die letzten beiden Punkte sind jedoch weniger cool.
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Als Mensch hat man in dieser Stadt jeden Tag Gelegenheit, neue Leute kennenzulernen, sofern man mit einer offenen Einstellung durch das Leben geht. Meistens kommen diese Leute ursprünglich nicht aus Berlin, sondern aus Schwaben oder aber aus New York oder Sydney. Manche bleiben nur ein Wochenende, bei anderen wird es ein ganzes Leben. So schnell wie Leute kennengelernt werden können, so schnell kann es allerdings auch sein, dass die Leute wieder verschwinden. Eine tiefe, längerfristige Freundschaft aufzubauen ist hier wohl etwas komplizierter als in einem Dorf.

Die Menschen, die man hier trifft, sind oft nicht nur international, sondern auch "verrückt". Schon vor hundert Jahren galt Berlin als die Stadt der Verrückten. Verrückt ist hier zunächst nichts Schlechtes. Es bedeutet, dass eine "verrückte" Person Mut hat, sich selbst und ihre Träume zu verwirklichen. Es gilt, Neues auszuprobieren und gesellschaftliche Konventionen nicht zu berücksichtigen. Gemeint ist damit weniger der Hipster mit Scheitelfrisur, sondern eher der alte Mann vom Nollendorfplatz. Häufig hat er seinen Papagei auf der Schulter, eigentlich immer seinen Ghetto-Blaster dabei. Er spielt Musik aus den Neunzigern, tanzt dazu oder spielt Mundharmonika. Nicht selten den ganzen Tag lang. In meiner Geburtsstadt München wäre er ein Penner. In Berlin ist er ein "Verrückter".

Berlin verändert sich so schnell wie keine andere deutsche Stadt. Während man in München seit zwanzig Jahren immer in die selben Restaurant oder Kneipen geht, entstehen in Berlin jeden Monat neue Lokalitäten. In letzter Zeit verschwinden jedoch viele schöne Clubs oder Bars: Die Anwohnerschaft ändert sich. Wo früher Hausbesetzer wohnten, wohnen jetzt Banker oder hippe Web Designer. Es ist nachvollziehbar, dass jene Berufsgruppen morgens früher aufstehen müssen.

Das typische Lebensgefühl ist ein Gefühl von Freiheit, Spontanität und Flexibilität. Der Geruch vom Heizkohle im Winter und der von Lindenblüten im Sommer. Nahezu unbegrenzte Möglichkeiten und lange Partynächte unter freiem Himmel. Berlin ist die perfekte Stadt für mich, die beste Stadt wenn man jung ist. Ob ich in zwanzig Jahren hier immer noch so gerne leben werde, kann ich jedoch nicht sagen.
(SL, 26 Jahre)
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