Der "Wusterhausener Baer" in der Nähe des
Zwingers hat nichts mit Braunbären zu tun.
Er war Teil eines ehemaligen der
Verteidigung dienenden Wehres
(lateinisch berum) in einem von der Spree
abzweigenden Graben. / Foto © wn
sowie Purzel und Lotte, die als einzige den Krieg überlebte. Sie starb 1971 im Zoo. Und wieder nimmt sich in der Nachkriegszeit die Presse des Wappen-Themas an. Auf Initiative der 1945 gegründeten "Berliner Zeitung" kommen erneut zwei Bären nach Berlin, von denen bis heute nicht klar ist, ob sie - wie angegeben - über einen Ulmer Händler aus Bern oder - was inzwischen angenommen wird - aus Leipzig gekommen waren. Im reparierten Zwinger nahm erneut das Bärenleben Gestalt an - mit den schnell populär werdenden Tieren Nante (1947-1979), benannt nach dem allbekannten Dienstmann und Eckensteher Ferdinand Strumpf (1803-?), und Jette (1947-1984), deren Namen Autoren wie der Berliner Vormärz-Publizist Adolf Glaßbrenner (1810-1876) oder Theodor Fontane (1819-1898) gern in ihren Texten verwendeten. Auch die Namen der Bären-Nachkommen konnten nicht berlinerischer sein: z.B. Neese, Jurke, Rieke und Piefke (später in Julchen umbenannt, da sich der Jungbär als weiblich entpuppte). 33 Bärenjungen wurden im Zwinger geboren, darunter viermal Drillinge und neunmal Zwillinge. Seit dem durch Einschläfern herbei geführten Tod von Tilo (1990-2007) lebten ab dann nur noch zwei Bären auf den U-förmigen Betonplattformen des Geheges: Mutter Schnute und Tochter Maxi.
Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt: In Berlin hatten Bären schon größeren Auslauf. Das war zur Zeit des preußischen Jagdfanatikers Friedrich Wilhelm I. (1688-1740). Der hielt Bären im Jagdschloss Königs Wusterhausen (Landkreis Dahme-Spreewald). Das entnimmt man seiner Biografie "Der Vater - Roman eines Königs", die der Publizist Jochen Klepper (1903-1942) verfasste. Gleich am Schloss nahe dem Ufer der Notte (heute Notte-Kanal) hätten sich Bärenzwinger und Adlerkäfige des Königs befunden. Dort habe unter anderem die Bärin Grognonne übernachtet, die am Tage "wie ein Hund … im Tor an der Brücke lag und Ausschau nach ihrem Herrn hielt, indes die Adler ihre Kugeln an den Ketten über die Steinpflasterung schleppten". "Die Bärin Grognonne … umkreiste das Schloss, lautlos und böse und jeden zu Tode erschreckend, der ihrer nicht gewärtig war" heißt es in der Biografie. Überliefert ist, dass "der König … beim Anbruch der Nacht noch im Schloßhofe stand und immer wieder am Bärenzwinger verweilte und der schwarzen Bösen das Fell zauste; dann pflegte er, sich unbeobachtet glaubend, auf die Bärin einzusprechen, als wäre sonst kein Wesen für ihn da". Nach den Großen Halalis jeweils am Ende seiner "rohen Jagdvergnügungen", wie der Schriftsteller Franz Kugler (1808-1858) die Parforcejagd-Orgien in den umliegenden Wäldern nannte, nahm der König sogar einen oder mehrere Petze mit nach Berlin. "Nun wußten es auch die niedrigsten Burschen: der König war nicht mehr richtig im Kopf", heißt es in der Biografie.